Zwar hat auch in Haslach die CDU mit 29,3 Prozent der Stimmen die Oberhand behalten. Allerdings machte sie bei der Wählergunst wie überall deutliche Einbußen: 2017 machten noch 42,9 Prozent der Wähler ihr Kreuzchen für die Christdemokraten. Foto: Reinhard

Bundestagswahl: Kinzigtäler SPD- und CDU Ortsvereine spekulieren über Kolaitionsmöglichkeiten

Die CDU ist der große Verlierer der Bundestagswahl. Nachdem die Ergebnisse ausgezählt sind, geht es jetzt an die Regierungsfrage. Die Kinzigtäler Ortsvereine der CDU und SPD haben dazu unterschiedliche Meinungen.

Mittleres Kinzigtal. Während beispielsweise die Gutacher SPD klar sagt: "Olaf Scholz muss Kanzler werden!", warten andere Ortsverbände noch darauf, wie die Grünen und die FDP sich in den Koalitionsverhandlungen festlegen. Der Schwabo hat sich umgehört. nSPD Gutach: Bei Gerhard Wöhrle vom Ortsverband Gutach ist die Freude groß und dafür gibt es einige Gründe: "Es ist erfreulich, dass wir mit Derya Türk-Nachbaur eine Abgeordnete im Bundestag haben", sagt er. Es sei immer gut, Ansprechpartner dort zu haben: "Das hat uns gefehlt". Weitere Gründe sind die Erfolge von Franziska Giffey in Berlin und Manuela Schwesig in Mecklenburg-Vorpommern. Das zeige, dass die Wähler Veränderung wollten. Entsprechend vertritt Wöhrle den Standpunkt: "Olaf Scholz muss Kanzler werden!". Der Vorsitzende der SPD Gutach hofft auf eine Koalition mit den Grünen und der FDP.nCDU Wolfach: "Die CDU muss sich in vielen Dingen erneuern", sagt Kordula Kovac. Klar ist für Wolfachs Ortsvereinsvorsitzende aber auch, dass der Kern der CDU aktueller denn je sei: Die Menschen bei Veränderungen mitzunehmen. Und die Menschen zu vereinen, das traue sie Armin Laschet durchaus zu, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Bei den anstehenden Regierungsverhandlungen macht sie klar Grüne und FDP als " Zünglein an der Waage" aus. "Ich würde mir wünschen, dass die CDU bei der Regierung dabei ist", so Kovac. "Aber der Preis darf nicht zu hoch sein." Für sie selbst geht die Zeit als Bundestagsabgeordnete jetzt zu Ende, sie war nicht mehr auf der Landesliste. Auf die konstituierende Fraktionssitzung am Dienstag ist sie aber sehr gespannt. "Das wird historisch", sagt Kovac.nSPD Haslach: Für Herbert Himmelsbach ist es "schade, dass Johannes Fechner das Direktmandat im Wahlkreis nicht errungen hat". Jetzt, wo die Zahlen da sind, ist er auf die Verhandlungen gespannt. Den Regierungsauftrag sehe er nach den Ergebnissen allerdings klar bei der SPD. "Und die Möglichkeiten liegen klar auf der Hand", sagt er. Seiner Einschätzung nach werden Grüne und FDP als mögliche Koalitionspartner bei den Verhandlungen den Ton angeben. Schwarz-Rot ist Himmelsbachs Meinung nach eher utopisch. Er würde sich eine Koalition mit den Grünen wünschen – aber entscheiden, weiß er, müssen das Andere. nCDU Haslach: "Es ist toll, dass unser Direktkandidat es geschafft hat", freut sich Ralf Brudy. Haslachs Ortsvereins-Vorsitzender meint damit Yannick Bury, der im Wahlkreis Emmendingen-Lahr in der Nachfolge des langjährigen Abgeordneten Peter Weiß angetreten war. Jetzt wünscht Brudy sich eine schnelle Regierungsbildung. Das "Gescharre vom letzten Mal" müsse unbedingt vermieden werden. Ganz klar sieht er die SPD als Gewinner der Wahl – und die CDU als großen Verlierer. So steht in seiner Einschätzung auch ein Regierungswechsel an, denn es sei unwahrscheinlich, dass die SPD keinen gemeinsamen Nenner mit anderen möglichen Koalitionspartnern finde. "Das wissen wir aber natürlich erst am Schluss", so Brudy. Die Opposition werde der CDU "aber sicher nicht zum Schaden gereichen". Vielmehr sieht er darin eine Chance, die Partei zu erneuern – auch personell.

nCDU Hausach: "Wir werden abwarten müssen, wie FDP und Grüne sich stellen. Aber es scheint klar zu sein, dass sie den Kanzler machen", meint Frank Breig als Vorsitzender der CDU Hausach. Als Koalitionsmöglichkeiten nennt er ein Jamaika- oder ein Ampel-Bündnis. "Aus süddeutscher Sicht mag Jamaika optimal sein, aber ob das deutschlandweit so gesehen wird, weiß ich nicht", sagt Breig. Auf die Frage, ob er sich wünscht, dass die CDU in die Regierung geht oder Oppositionspartei wird, antwortet Breig: "Jede Partei, die gestalterisch etwas bewirken möchte, will regieren." Zumindest könne die CDU zufrieden sein, dass Thorsten Frei als Direktkandidat wieder in den Bundestag einzieht. Aus lokaler Sicht sei man mit einem blauen Auge davon gekommen.

Susanne Heinzmann, Vorsitzende des FDP-Ortsverbands Oberes Kinzigtal/Gutachtal bedauert sehr, dass Marcel Klinge nicht mehr in den Bundestag kommt, auch wenn das im Vorhinein klar gewesen sei. Klinge hatte auf einen vorderen Listenplatz verzichtet. "Das ist schade. Er hat sich wirklich für die Region eingesetzt und hat sich auch in der Region ausgekannt. Er weiß, worum es geht im ländlichen Raum", so Heinzmann. Andererseits sei das Parlament viel zu aufgebläht. Für die Koalitionsverhandlungen wünscht sie sich, dass Christian Lindner "mit Demut an die Sache herangeht" und den Regierungsauftrag, den er ihrer Meinung nach hat, annimmt. Mit den Grünen solle man sich im Vorfeld einigen und dann mit "breiter Brust in die Koalitionsverhandlungen gehen". Das sei mit der CDU wahrscheinlich einfacher als mit dem Wahlsieger SPD, befindet die FDP-Ortsvereinsvorsitzende.