Schlägt sich in seiner ersten Haslacher Fasent wacker: Großwildjäger Simon Schoo (sitzend) – auch wenn er den Büttel schon im Nacken hat. Fotos: Kleinberger Foto: Schwarzwälder Bote

Elfimess: Traumabewältigung am Morgen

Ein Großwildjäger, der selbst unter Artenschutz gestelllt werden muss, ein Schlüsselerlebnis der anderen Art und ein Bandenkrieg: Die zweite Haslacher Elfimess hatte einiges zu bieten.

Haslach. Ob die Elfimess jetzt tatsächlich im "Liung Tschang" stattfindet oder die Herberge einen neuen Namen bekommt, wird sich erst einen Tag später zeigen. Dass in der Begrüßung durch Manuel Seitz der Schwabo in den Adelsstand erhoben wurde – "Schwarzwälder Baron" – sorgte für Freude zumindest an 50 Prozent des Pressetischs.

Vor der Elfimess finde meist ein Treffen in der "Kanone" statt, informierte Büttel Tobias Rauber die Anwesenden: "Da wird Suppe gegessen und wir besprechen nichts, was für die Elfimess irgendwie relevant wär’." Goofy habe allerdings für ordentlich Verwirrung gesorgt: Keine zwei Minuten da, habe er schon die halbe "Kanone" auf den Kopf gestellt, weil sein Autoschlüssel weg war. Er fand sich im Handschuhfach. Einen abhanden gekommenen SVler habe man am Morgen auch noch im Keller der Stadthalle gefunden.

Nachdem Antje Hettich von den Nöten ihres Sohns, der sich beim Taxirufen verwählt hatte, berichtete und geklärt war, dass Jutta Blank heute "aus Sicherheitsgründen" daheim bleibt und Chips sortiert, betrieb der Büttel Traumabewältigung. Das sei nötig, befand er – zumal er diesmal nicht mehr fort gewesen sei. Dann erzählte er von einem Bandenkrieg, den er zu seiner Schulzeit natürlich perfekt vorbereitet hatte – nur, dass niemand seinem Plan folgte und er am Ende ordentlich auf die Mütze bekam.

Und dann wurde das "Liung Tschang" kurz zu einem Marktplatz. Er habe ganze 100 Schuh-Überzieher kaufen müssen, ließ Herbert Rittershofer wissen. Gegen Spenden an die Narrenzunft verkaufte er sie analog über "Iih-bää" – sie fanden reißenden Absatz.

Gelungene (Re-)Integration betreibt die Narrenzunft auch: Melanie Stevens dankte der Zunft überschwänglich, dass sie auch als Haselnarro bei der "Fasent vom Feinsten" mitmachen dürfe. Dem neuen Stadtarchivar Simon Schoo, Nordlicht, wurde ein Badischkurs angeboten. Beim Vorschlag, er könne mal mit Antje Hettich und den Schwarzwaldmädels weggehen, intervenierte aber Seitz: "Der Großwildjäger muss unter Artenschutz! Der weiß ja nicht, wie ihm geschieht!" Fragt sich, ob der Büttel ahnte, was ihm blüht, als er den Besuch eines Gothic-Treffens in Aussicht stellte. Auch die Musiker spielten eine 15-minütige, nicht ganz jugendfreie Hauptrolle.

Nach gut zwei Stunden und mit dem "Karlinchen" ging die zweite Elfimess in Haslach zu Ende. Es blieb die Erkenntnis: "Du musst in die Elfimess, damit du da erfährst, was du am Abend vorher noch angestellt hast."

Einer der "Aiple"-Wirte, Rudolf Aiple (1878-1955), nahm als Freiwilliger bei der Niederschlagung des Boxeraufstands in China teil. Er soll eine große Ähnlichkeit mit Liung Tschang, dem Anführer der "Boxer", gehabt haben. So kam das Wirtshaus zu seinem Spitznamen. Unbestätigten Berichten zufolge könnte es ab jetzt aber aber "Bruce Lee" oder "Kung Fu" genannt werden. Günther Stöhr erhielt nach Ende der Elfimess ein besonders großes Lob von Büttel Tobias Rauber. "Ich hoffe, du bleibst uns noch lange erhalten", sagte er, bevor er die Gäste endgültig in den Dienstagmittag entließ.