Tauschten Ringe (von links): Imam Muhammet Cüneyd Kaymak, Pfarrer Hans-Michael Uhl und Rabbiner Moshe Navon. Foto: Reutter

Christen, Muslime und Juden beschwören Gemeinschaft in Moschee. Türkische und deutsche Lieder gesungen.

Haslach - Einem "historischen Moment", so Pfarrer Hans-Michael Uhl, haben am Sonntagabend viele Gäste in der Haslacher Moschee miterlebt. Dort waren neben Christen und Muslime auch Juden herzlich willkommen. Ein Treffen der Gläubigen der verschieden Weltregionen ist andernorts sicher nur schwer oder gar nicht vorstellbar, doch in der Haslacher Moschee ist es ohne Probleme zu realisieren. So war schon der Kanzeltausch im vergangen Jahr sehr gut verlaufen. Damals trafen sich dabei "nur" evangelische Christen und Muslime, so dass mit dem Kommen von Rabbiner Moshe Navon nun eine neue Stufe des interreligiösen Dialogs erreicht werden konnte.

Der feierte mit seiner Auslegung der bekannten Ringparabel aus Gotthold Ephraim Lessings Werk Nathan der Weise einen gelungenen Einstand. Diese Parabel von den drei Ringen, die ein Vater an seine drei Söhne vererbt, gilt als ein Schlüsseltext der Aufklärung und als pointierte Formulierung der Toleranzidee. Denn die Frage nach der einzig wahren Religion kann nicht beantwortet werden, da die drei Ringe, die für die drei monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam) stehen, nicht unterschieden werden können.

"Dass bedeutet für mich, wenn wir Juden, Christen und Muslime, als Kinder Abrahams seine gesegneten Ringe tragen wollen, so müssen wir unsere drei Ringe ununterbrochen austauschen", sagte Navon und tauschte mit Pfarrer Hans-Michael Uhl und Imam Muhammet Cüneyd Kaymak Ringe aus. Kaymak war für den Haslacher Imam Mücahit Güzel kurzfristig eingesprungen, der bereits am Mittwoch aus persönlichen Gründen in die Türkei reisen musste.

Dass Kaymak die Predigt Güzels einfach für ihn vortrug, kann auch als gutes Zeichen gewertet werden. Denn damit ist er nach Güzels Vorgänger lhan Çakir bereits der dritte Imam, der keine Berührungsängste zu anderen Religionen kennt. Sogar noch mehr: Er predigte, dass die Menschheit heute das Bedürfnis habe zu hören, zu verstehen und Freundschaftsbrücken zu bauen. Zudem betonte der muslimische Geistliche den hohen Wert von Liebe, Respekt und Frieden. Auch meinte er, dass der Auslöser, der durch Missbrauch der Religionen geführten Kriege, Unkenntnis über den anderen sei. Die Übersetzung der in trükisch vorgetragenen Ansprache übernahm Merican Durmus. Sie hatte auch die deutschen Predigten übersetzt. Abschließend forderte Kaymak im Namen Güzels dazu auf, den Nachlass Abrahahms anzunehmen und Hand in Hand für eine Welt in Wohlstand, Glück, Gerechtigkeit und Freiheit voranzuschreiten. In die gleiche Richtung ging auch Pfarrer Uhls Predigt. "Ich bin nur dann Christ, wenn Judentum und Islam in meinem Leben gegenwärtig sind", zitierte der Hausacher den anglikanischen Bischof Kafity. Zudem stimmte er dem Rabbiner mit seiner Auslegung der Ringparabel zu, meinte aber auch, dass man noch weit davon entfernt sei, so zu leben. Aber der Abend sei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

In der Tat wurde bei der Veranstaltung deutlich, dass auch mit Vielstimmigkeit die gleiche wohlklingende Botschaft vorgebracht werden kann. Denn zwischendurch wurde auch von türkischen und deutschen Jugendlichen angestimmte Lieder gemeinsam, teilweise sogar im Kanon gesungen.

Die Gemeinschaft lebten die Gäste – kaum einer ging nach dem offiziellen Teil nach Hause – dann auch in der Teestube der Moschee. Dort hatten die Frauengemeinschaft von DITIB wohlschmeckende Speisen zubereitet.