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Finanzen: Banken und Kirchen fänden die Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen nicht tragisch

Mühseliges Kleingeldabzählen soll bald der Vergangenheit angehören. Zumindest, wenn es nach der EU-Kommission geht. Banken und Kirchen aus der Region begrüßen den Vorstoß größtenteils, halten Bargeld an sich aber weiter für sinnvoll.

Mittleres K inzigtal. Die EU-Kommission mit ihrer Präsidentin Ursula von der Leyen plant in einem "Vorschlag für einheitliche Rundungsregeln", Ein- und Zwei-Cent-Münzen abzuschaffen. Viele Staaten haben die Münzen bereits abgeschafft: Als Hintergrund verweist sie dabei auf einen Report der Kommission von 2018, in dem es heißt, dass viele EU-Staaten dazu übergegangen sind, Beträge auf volle fünf Cent runden zu lassen. Das bringe Vorteile mit sich: So spare die Abschaffung des Kuferpgelds die Herstellungskosten für Ein- und Zwei-Cent-Münzen und die Mühe beim Zählen und dem Transport.

Das sagt die Sparkasse zu den Plänen: Die Sparkasse Wolfach bezeichnet den Vorstoß als "aktuelles und spannendes Thema", erklärt Hans-Eberhard Rök von der Abteilung Marketing. Unter "betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten" müsste sich die Bank für eine Abschaffung dieses Kleingelds stark machen. Aber: "So lange unsere Kunden die Münzen nachfragen, werden wir diese auch bereitstellen." Bis dahin könnten Kunden bei allen Transaktionen Kleingeld in allen Sparkassen-Filialen abgeben und einzahlen. Gebühren verlangt die Sparkasse dafür keine – "obwohl die Fremdkosten für zum Beispiel Transport und Echtheitsprüfung nicht unerheblich sind", so Rök. Bisher zeichne sich jedenfalls nicht ab, dass die Kunden auf diesen Service verzichten wollen: Vor allem der Handel und Vereine würden ihn nutzen, wobei Privatkunden, insbesondere Kinder und Jugendliche zum Weltspartag, eher Einzahler seien. Das sagt die Volksbank: Vorstandsvorsitzender und Martin Heinzmann und Axel Moosmann, Bereichsleiter Privatkundenbank Immobilien, von der Volksbank Mittlerer Schwarzwald betonten auf Anfrage des Schwarzwälder Boten, dass sie grundsätzlich der Meinung sind, dass Scheine und Münzen nicht abgeschafft werden sollen. "Bargeld bedeutet für viele Bürger immer noch ein Stück Freiheit", schreibt die Bank. Allerdings wüsste die Volksbank auch, dass Bargeld an Bedeutung verlieren wird, da die meisten Transaktionen schon jetzt digital erfolgen.

Nichtsdestrotz könnten Volksbank-Kunden weiterhin Münzgeld auf ihre Konten einzahlen. Das koste Privatkunden, Vereine und kirchliche Institutionen keine separaten Gebühren. "Wir haben täglich immer noch einen relativ hohen Umsatz an Bargeldeinzahlungen. Circa 100 Privatkunden zahlen pro Tag immer noch Bargeld auf unseren zwölf Filialen ein", so Heinzmann und Moosmann.

Das sagt die evangelische Kirche Haslach: Christian Meyer als Pfarrer der evangelischen Kirche Haslach erklärt bezüglich des Umgangs mit Münzen in Spendenkästen und dem "Klingelbeutel": "Für uns sind Bargeldspenden nach wie vor wichtig. Dabei geht es aber eher um Summen im Eurobereich, weniger um Ein- und Zwei-Cent-Spenden." Die Kirche sammele in jedem Gottesdienst für bestimmte Zwecke mit dem "Klingelbeutel" und einem Körbchen am Ausgang. Darüber hinaus gebe es ein Spendenhäuschen für den Fehrenbacherhof und es würden über Flohmärkte Geld für Straßenkinder in Nicaragua gesammelt. Bei ihrer Hausbank könne die evangelisch Kirche Haslach das Bargeld kostenlos einzahlen.

Allerdings macht der Bargeldlos-Trend auch vor der Kirche nicht Halt: "Interessant ist vielleicht auch, dass wir als Kirchengemeinde schon länger keine eigene Bargeldkasse mehr haben. Wir überweisen alle Rechnungen und Erstatten per Überweisung. Dadurch schaffen wir Kostentransparenz, was uns sehr wichtig ist", so Meyer. Er denkt noch weiter: "In Zukunft werden auch im Gottesdienst Spenden per Handy oder EC-Karte eine Rolle spielen, aber als zusätzliche Serviceoption. Unser nächster Schritt wird es wahrscheinlich sein, auf unserer Homepage die Möglichkeit für eine Online-Spende einzurichten."

Den Wegfall für Ein- und Zwei-Cent-Stücke fände Meyer nicht tragisch, betont aber auch, dass Bargeld nach wie vor wichtig und praktisch sei. Die Menschen hätten damit nämlich einen besseren Überblick über ihre Ausgaben.

Das sagt die katholische Kirchengemeinde Hausach-Hornberg: "Wir haben keine allzu großen Bezüge zu den kleinen Centbeträgen. Im ›Klingelbeutel‹ landen meist größere Münzen, welche dahingegen aber eine recht große Rolle für uns Spielen", schreibt Pfarrsekretärin Kinga Rzepka. Spenden im Klingelbeutel oder Kästchen seien selten kleiner als 50 Cent. Alle Beträge darunter seien "eher lästig", da beim Einzahlen die kleinsten Münzen erst nach dem zweiten Einwerfen oder gar nicht erkannt werden. "Aufgrund der geringen Menge ist das aber kein großes Problem", so Rzepka. "Schlussendlich kann man aber sagen, dass wir auf Kupfermünzen verzichten können", befindet sie und fasst zusammen: "Für uns wäre es eher eine Erleichterung als ein schwerer Abschied."

Nach Finnland, den Niederlanden, Belgien und Irland schafften die Italiener als fünftes der 19 Euro-Länder die Ein- und Zwei-Cent-Münzen im Jahr 2018 ab. Trotz der Kritik an dem verkupferten Kleingeld werden – gemessen an der Stückzahl – am häufigsten kleine Münzen produziert. 2016 und 2017 gaben die Euro-Ländern jeweils rund 3,6 Milliarden Ein- und 2-Cent-Stücke aus.