Foto: Kleinberger/Beule/Weimer

Narrenzünfte wagen für Saison 2021 wegen Corona noch keine feste Prognose. Absage wäre letztes Mittel.

Mittleres Kinzigtal - Die Corona-Pandemie hat die Veranstaltungskalender ordentlich durcheinander gebracht. Großveranstaltungen bleiben auch weiterhin verboten. Schon jetzt stellt sich für die Narren eine bange Frage: Was passiert mit der Fastnacht 2021?

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Eine definitive Prognose mag natürlich niemand abgeben – trotzdem haben sich die meisten der Zünfte bereits erste Gedanken darüber gemacht, was 2021 passieren könnte. Exemplarisch haben wir bei der Haslacher und Hornberger Narrenzunft sowie den Freien Narrenzünften Wolfach und Hausach nachgefragt. Haslach: Narrenzunft-Vorstand Manuel Seitz geht nicht von einer "Fasent wie immer" aus. Denn in der Hansjakobstadt wird die Straßenfasent groß geschrieben – mit anderthalb Metern Sicherheitsabstand ist das in seinen Augen undenkbar. Trotzdem: "Fasent ohne Umzug ist auf jeden Fall ohne Option und immer noch besser als Fasent ohne Fasent", sagt er.

Dass es in Haslach viele verschiedene Veranstaltungen gibt, sieht er in dem Fall als Vorteil. "Um das Beispiel Schnurren aufzugreifen: je nachdem, wie die Abstandsregeln bis dahin sein werden, könnte man durchaus Lokalitäten dazu nehmen. Da würde uns schon was einfallen – kreativ waren die Narren schon immer" ist er sicher. Gefährden wollen die Haslacher Narren aber niemanden – "schlimmstenfalls muss die Fasent ausfallen".

Keine Einnahmeausfälle 2020

Mit der vergangenen Fasent hatten die Narrenvereine in Seitz’ Augen noch "großes Glück", denn die Pandemie hat Deutschland so richtig erst kurz nach der Fasent erwischt. Einnahmeausfälle gab es also keine. "Nach der Fasent herrscht bei uns erstmal die ›Ruhe nach dem Sturm‹", so Seitz. Die Zunft hat beispielsweise das Dach des Zunfthauses renoviert. Alle geplanten weiteren Aktionen werden entweder abgesagt oder verschoben. Und so ist es auch mit der Fasent 2021: "Wenn wir Veranstaltungen absagen müssen und dies früh genug wissen, haben wir die Kosten und damit auch die Verluste im Griff." Für Seitz wiegt eine Sache aber schwerer: "Uns Narren würde viel eher die Fasent als das Geld fehlen, denn Geld gibt es überall, Fasent nur bei uns!" Wolfach: Laut Wolfachs Narrenvater Hubert Kessler habe sich die Freie Narrenzunft zwar bereits Gedanken zur Fasnet 2021 gemacht – "aber das ist noch Kaffeesatzleserei", sagt er. "Wir wissen nicht, wie die Situation dann ist, darum lassen wir die Vorbereitungen erst einmal normal laufen." Die Narren seien bestrebt, die traditionellen Veranstaltungen wie gewohnt durchzuziehen – selbst das Schnurren unter den dann geltenden Bedingungen. "Wie die dann aussehen, müssen wir abwarten und dann gegebenenfalls anpassen", sagt Kessler im Gespräch mit dem Schwabo. Den Wolfacher Narren spiele dabei in die Karten, dass viele der Veranstaltungen ohnehin im Freien stattfinden. Finanzielle Auswirkungen würde es vor allem haben, könnte die Schlosshalle nicht bewirtet werden.

Auch die Freie Narrenzunft Wolfach nutzt die "ruhigeren Monate", um sich ihrer Narrenkammer zu widmen: Dort wird derzeit umgebaut (wir haben berichtet). "Und wir machen gute Fortschritte", so Kessler. Die Fertigstellung der umfassenden Arbeiten ist für September geplant. Hornberg: "Grundsätzlich richten wir uns – Stand heute – darauf ein, dass wir Fasnet feiern können. Der Großteil unserer Ideen und Ansätze würden bei einer Absage der Fasnet um ein Jahr verschoben werden", so der Hornbeger Zunftmeister Uwe Faller. Jeder Verein müsse für sich entscheiden, ob er zum heutigen Zeitpunkt eine Absage seiner Veranstaltung(en) verkündet oder es offen lässt. Eine Fasnet ohne Umzug, Schnurren oder eine Heilige Messe für Narren sei schwer vorstellbar. Fasnet lebe von der Begegnung mit Menschen. Ein Maßstab seien die Entscheidungen, die für andere Großveranstaltungen getroffen werden. Die Hornberger werden die Situation beobachten und dann nötigenfalls auch kurzfristig reagieren.

Einladungen an Gastzünfte problematisch

"Problematisch sind auch die Einladungen an Gastzünfte zu sehen", so Faller. Jeder wolle Planungssicherheit haben. Faller denkt auch an die Verantwortung für die Gesundheit der aktiven Narren sowie der Besucher. "Wer sollte diese garantieren können? Wer wäre im Zweifel haftbar?", sind Fragen, die er sich stellt.

"Falls es nur eingeschränkt möglich sein sollte, dass Menschen zusammentreffen dürfen, kann ich mir vorstellen, dass wir komplett auf die Fasnet verzichten", fährt der Hornberger Zunftmeister Faller fort. Hausach: Keinen Was-wäre-wenn-Szenarien will sich die Freie Narrenzunft Hausach hingeben. "Wir werden uns im Oktober beziehungsweise November konkret mit den Auswirkungen der Corona-Situation beschäftigen", beantwortet Zeremonienmeister Hans-Joachim Uhl unsere Anfrage.

Zur Eindämmung der Corona-Pandemie sind in Baden-Württemberg zunächst bis Ende Oktober Großveranstaltungen mit mehr als 500 Menchen verboten. Wie es danach weitergeht, dafür gibt es keine Prognose. Aus Vorsicht werden bereits die ersten Fastnachtsumzüge abgesagt. In Ortenau ist beispielsweise Friesenheim diesen Schritt schon für 2021 gegangen. Es wäre freilich nicht das erste Mal, dass die Fastnacht ausfällt. 1991 wurde sie wegen des Golfkriegs nicht veranstaltet. Zu angespannt erschien damals die weltpolitische Lage.