Reinhard Himmelsbach demonstriert, wie das Entrinden einer der Fichten funktioniert. Foto: Kleinberger

Alter Brauch soll den Wald erfahrbar machen. Zusammenbau auf dem Gelände am Eröffnungstag.

Hausach - Ein Stück Kinzigtal bei der Landesgartenschau in Lahr: Wenn diese am 12. April eröffnet wird, präsentieren sich Forst BW und das Amt für Waldwirtschaft mit einem Floß nach historischem Vorbild.

Die Forstrevierleiter Georg Wolter (Kinzigtal) und Klaus Dieterle (Fischerbach) stellen am Dienstagmorgen gemeinsam mit den Waldarbeitern Franz Schmalz und Reinhard Himmelsbach das Projekt sowie dessen aktuellen Stand vor.

Bei eisigen Temperaturen scheuen die Arbeiter sich nicht, die Entstehung des Floßes zu demonstrieren. Schmalz und Himmelsbach sind es auch, die gemeinsam mit ihrem Vorarbeiter Alfred Heizmann derzeit an den Fichtenstämmen arbeiten. Sie müssen zugeschnitten, angespitzt und entrindet werden, damit ein originalgetreues Floß entsteht.

Schmalz ist in der überschaubaren Projektgruppe der Experte für die Arbeit mit historischem Handwerksgerät, lässt Wolter wissen. "Inzwischen ist die Axt im Wald ja kein Arbeitsgerät mehr", führt der Revierleiter aus. Längst sei sie von technischen Neuerungen abgelöst worden. "Handwerkliche Fähigkeiten gehen nach und nach verloren", bedauert Wolter. Aber Schmalz könne noch relativ gut mit den alten Geräten umgehen. "Die Übung fehlt halt", räumt dieser bescheiden ein. Dafür fliegen bei der späteren Demonstration allerdings ganz ordentlich die Späne.

Nach Auskunft von Wolter entsteht an der Zwickhütte derzeit ein Floß mit zwei Gesteren, die jeweils fünf bis sechs Meter lang und zwischen 1,70 und zwei Metern breit sind. Pro Gester benötigen die Arbeiter sieben Fichtenstämme. Insgesamt rechnen sie damit, dass sie noch drei bis vier Arbeitstage mit dem Bau beschäftigt sein werden. Die gleiche Anzahl liegt bereits hinter ihnen.

Wolfacher Kinzigflößer sind auch mit im Boot

An der Zwickhütte im Adlersbach wird das Floß derzeit vorgerichtet: Die Bäume wurden weiter oben im Wald geschlagen und nach ihrem Transport an diesen Ort mit historischen Geräten weiterbearbeitet: Entrindet, geschnäzt, gebohrt und dann von den Wolfacher Kinzigflößern mit Wieden zusammengebunden. Sie beherrschen die alte Technik, bei der die Holzstämme mit Ästen der Haselnuss zu einem Floß verbunden werden.

Warum aber werden die Bäume ausgerechnet in Hausach und nicht einmal in der Nähe eines Gewässers verarbeitet? "Das hat praktische Gründe", erklärt Wolber. Die Zwickhütte ist von Staatswald umgeben, das Amt für Waldwirtschaft im Landratsamt Ortenaukreis bedient sich für das Projekt also aus eigenen Beständen. Ein Standortfaktor sei auch die Tatsache, dass an der Hütte beispielsweise Strom verfügbar sei.

Transport erfolgt per Lastwagen

Und wenn das Floß vor Ort einmal aufgebaut ist, muss es ohnehin wieder auseinandergenommen und per Lastwagen nach Lahr gefahren werden: Zum einen sei die Kinzig mit ihren zahlreichen Wehren nicht mehr schiffbar, zum anderen die Anbindung nach Lahr per Wasserweg eher suboptimal, erklären die Förster.

Am Eröffnungstag der Landesgartenschau bauen die Wolfacher Flößer das Floß dann beim Pavillon auf dem Gelände wieder auf. Forst BW und das Amt für Forstwirtschaft kooperieren bei der Präsentation auf dem Lahrer Landesgartenschaugelände.

Leider wird das Floß dort aber auf dem Trockenen liegen. "Das hat versicherungstechnische Gründe", erklärt Wolter. Dieterle witzelt: "Es ist ja nicht einmal klar, ob das Wasser überhaupt im See bleibt."

Die rund 90.000 Hektar Wald des Ortenaukreises werden durch das Amt für Forstwirtschaft im Landratsamt Ortenaukreis bei der Landesgartenschau in Lahr repräsentiert. Vier Themenbereiche spiegeln bei der Präsentation die vier Waldzonen wider, die es laut Wolter im Ortenaukreis gibt: Bergwald, die Vorbergzone, die Hartholzaue und die Rheinaue. Das Ziel der Präsentation ist, "die Vielfalt des Waldes den Menschen näher zu bringen, die normalerweise nicht so viel damit zu tun haben", erklärt der Forstrevierleiter.

Die letzten Flöße schickten die Schiltacher und die Wolfacher in den Jahren 1894 und 1895 die Kinzig hinunter. Damit endete nach 700 Jahren einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Kinzigtals. Nach Auskunft des Landratsamts ist noch heute rund die Hälfte der Fläche des Ortenaukreises mit Wald bedeckt, nämlich mehr als 90.000 Hektar. Die heutige Generation sowie die Touristen wissen jedoch meist nicht mehr viel davon, dass die wenigen Flößer bis zu 200 Baumstämme und mehr in einer Fahrt bewältigten und dem Rhein zuführten.

Seit 1984 haben es sich die "Wolfacher Kinzigflößer" zur Aufgabe gemacht, diese alte Tradition der Flößerei wieder lebendig werden zu lassen. Museen, Feste und der Flößerpfad von Lossburg nach Wolfach halten die Erinnerung an das harte Gewerbe wach. Stattliche Flößer, erkennbar am breitkrempigen schwarzen Hut, den Lederhosen und den Stulpenstiefeln, steuerten die bis zu 600 Meter langen Flöße aus Tannenstämmen den Fluss hinunter.