Gesprächskonzert von Renate Laich-Knausenberger widmet sich Julius Allgeyer / Erfrischender Hochgenuss
Von Sybille Wölfle Haslach. Die Pianistin Renate Laich-Knausenberger aus Haslach hat am Sonntagabend in der Klosterkirche nicht nur mit wunderbarer romantischer Klaviermusik begeistert. Sie brachte dem erlesenen Publikum auch das Leben des am 31. März 1829 geborenen Julius Allgeyer näher. Dieser berühmte Sohn Haslachs, der sich als Kupferstecher, Fotograf und Schriftsteller im 18. Jahrhundert einen Namen machte, ist jahrzehntelang gern gesehener Gast bei Johannes Brahms und Clara Schumann gewesen und pflegte mit ihnen bis zu seinem Tod am 6. September 1900 eine enge Freundschaft.
Zwei Dinge haben Renate Laich-Knausenberger und Julius Allgeyer gemeinsam. Den Geburtsort, die Hansjakobstadt Haslach, aber auch die Begeisterung für Musik. Seit ihrer Schulzeit, als ihr Vater das Opus 75 von Johannes Brahms neu binden ließ, und es ihr, mit dem Hinweis das Werk sei Julius Allgeyer gewidmet, schenkte, versuchte sie etwas über den berühmten Haslacher und seine Künstlerfreundschaften herauszufinden. Nach ihm ist auch eine Straße im "Hansjakobstädtle" benannt.
Der qualitativ hochwertige Flügel unterstrich die Klangfarben der ausgesuchten musikalischen Werke, die Renate Laich-Knausenberger bravourös zu Gehör brachte. Mit Robert Schumanns kurzer "Ahnung", die Clara Schumann damals mit der Widmung versehen hatte: "Herrn Julius Allgeyer mit dem Wunsche, dass immer sanfte Töne ihn begleiten mögen", eröffnete sie ihren klassischen Reigen. Immer wieder las sie aus ihren "Schätzen", wie sie ihren hohen Literaturstapel über Allgeyers Leben liebevoll nennt, vor. Nach dem frühen Tod seines Vaters verbrachte dieser seine Jugend mit Mutter Maria und dem zwei Jahre älteren Bruder Leo in Überlingen. Er erlernte in Karlsruhe den Beruf des Kupferstechers und erhielt 1854 ein Stipendium für ein Studium an der Kunstschule in Düsseldorf. Dort lernte der belesene, hoch musikalische und schriftstellerisch begabte Fotografie-Pionier Allgeyer die Musiker Brahms und Schumann kennen und wurde bei ihnen gern gesehener Gast.
Die Klosterkirche lieferte das passende Ambiente für die Sonate As-Dur von Ludwig van Beethoven. Gefühlvoll und galant ließ die Pianistin ihre Finger über die Tasten gleiten.
Die Ballade von Johannes Brahms begann ruhig, wurde dann kräftig und durchdringend laut, um dann wieder in stille Gefilde abzutauchen. Von einer starken Melancholie geprägt, beendete die Künstlerin den Zyklus der Balladen mit dem sieben Minuten langen Stück des vierten Andante con moto, mit dem sie das begeisternd klatschende Publikum in die Pause entließ.
Mit Zitaten aus dem persönlichen Briefwechsel der Dreiecks-Künstlerfreundschaft Brahms-Schumann-Allgeyer offenbarte sie immer wieder deren Nähe und Vertrautheit, die sich in diesen geschriebenen Zeilen belegte. Die Lebensbilder dieser Persönlichkeiten spiegelten sich auch in deren Musik wieder. So auch in den zweihändig gefertigten Ausgaben von Brahms Walzern, die Laich-Knausenberger perfekt zu Gehör brachte. Die schwierige Partitia B-Dur, Allemande von Johann Sebastian Bach spielte sie hervorragend. Das Publikum bekundete seine Begeisterung mit lang anhaltenden Applaus.
Clara Schumann, die musisch immer im Schatten ihres Mannes gestanden hatte, widmete ihre Romanze ihrem treuen Freund Brahms. Beeindruckend und mit viel Gefühl gespielt, tönte diese Melodie durch die göttlichen Mauern. Hermann Levi, ein Freund von Johannes Brahms, schrieb seinerzeit an Clara Schumann: "Allgeyer, das ist ein alter lieber Kerl, treu wie Gold. Wenn ich einen Abend mit ihm zusammen war, ist mir immer, als hätte ich ein frisches Bad genommen."
Als Zugabe und schönen Ausklang durfte das Publikum noch einmal mit einem wunderschönen Brahms Walzer in die musikalische Gefühlswelt des 19. Jahrhunderts abtauchen.