Sie nehmen Organisator und Moderator Maximilian Tanzer auf den Arm: Die Poetry-Slammer Jule Bohner (von links), Valentin Vogel, Elias Raatz, Kendra Löwer und Lucy Bosch. Foto: Kleinberger

Poetry-Slam begeistert Jury und Besucher. Zwei Lokalmatadore mit auf der Bühne

Haslach - Nachdenklich, humorvoll, gereimt oder mit sprechgesangsartigem Rhythmus: Die Teilnehmer des Poetry-Slams in der Mediathek haben am vergangenen Freitag die ganze Bandbreite gezeigt.

Leichte Nervosität war zu spüren, vor allem bei den beiden Schülerinnen Jule Bohner und Lucy Bosch. Denn die Veranstaltung war zwar keine Präsentation der Ergebnisse, die die Poetry-Slam-AG am Bildungszentrum bislang erzielt hat, aber Bohner und Bosch wagten den großen Schritt auf die Bühne. Und wurden von den drei erfahrenen Slammern nicht nur mit offenen Armen empfangen, sondern bekamen direkt noch wertvolle Tipps mit auf den Weg. Für beide dürfte diese positive Bühnenerfahrung nicht die letzte gewesen sein.

Sie begeisterten das Publikum ebenso wie Kendra Löwer, Elias Raatz und Valentin Vogel – allesamt schon länger aktiv und extra aus Tübingen und Reutlingen für den Poetry-Slam angereist.

Keine Hilfsmittel

Fünf Künstler, drei Runden und keinerlei Hilfsmittel außer der eigenen Stimme und dem selbst geschriebenen Text: Wer beim Poetry-Slam mitmacht, beeinflusst seine Zuhörer nicht durch ein effektheischendes Drumherum, sondern lenkt die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf das Gesprochene Wort. Das soll berühren – dieser Effekt gelang bei allen Vorträgen. Besonders war die Jury von Kendra Löwer angetan, die den Dichterwettstreit gewann. Während sie mit ihrem ersten Text über die Kunst philosophierte und dabei unter anderem feststellte: "Kunst lässt keinen allein", war ihr Siegertext sehr ernst und nachdenklich. "Das alte Ich" verknüpfte die fiktiven Schicksale deutscher Frauen in der Zeit des Zweiten Weltkriegs mit den Lebenswegen aktueller Flüchtlinge. Ein bewegender Beitrag, der der zehnköpfigen Jury den ersten Platz wert war.

Dass die Punktekarten, die die zufällig aus dem Publikum ausgewählten Jurymitglieder hochhielten, meistens ähnlich, hohe Punktzahlen hochhielten, sprach für das Niveau der gelungenen Premiere. Auch Elias Raatz und Valentin Vogel vermochten die Zuhörer mitzureißen und hatten vor allem Geschichten mitten aus dem Leben dabei.

So berichtete Raatz, der seine Beiträge mit kleinen, Stand-Up-Comedy-artigen Einlagen über sich selbst einleitete, vom Leben als Schüler. Mit "Jugend ist kein Kinderschlecken" stellte er fest, in Mathe sei er ein Hoffnungsloser Fall: "Der Lehrer hat mich abgeleitet und nicht integriert." Im späteren Vortrag wurde es politisch: "Je dümmer der Mensch, desto früher ist alles besser. Wie bei der AfD."

Vogel erzählte von seinem FSJ, "bei dem das Soziale zu kurz kommt" und übte deutliche Kritik an der fehlenden Wertschätzung gegenüber denjenigen, die in Krankenhäusern und anderen Pflegeeinrichtungen arbeiten. Er regte im Finale zum Mitmachen an: Aus dem Publikum wurde kurz ein Keyboard. Dass das nicht so richtig funktionierte, machte den Einstieg umso lustiger – die Stimmung am Abend war ohnehin sehr gelöst und familiär.

Zufrieden mit Resonanz

Das war auch der Moderation von Maximilian Tanzer zu verdanken, der den Slam seitens des Jugendhauses organisiert hatte. Mit seiner quirligen Art steckte er Gäste und Publikum gleichermaßen an. Er und Jugendhausleiterin Jennifer Schmid waren zufrieden mit der Resonanz. Bleibt zu hoffen, dass es eine Neuauflage des Formats geben wird.

Info: Die Teilnehmer

Beim Poetry-Slam in Haslach traten fünf junge Poeten gegeneinander an:

 Jule Bohner,  Lucy Bosch,  Kendra Löwer,  Elias Raatz und  Valentin Vogel