Foto: Schwarzwälder Bote

Rathaussturm: Jedi-Ritter Philipp Saar verhindert Sprengung der Erde / Schlüssel ist die Antwort auf alles

Ungewöhnlich dunkel ist es im Haslacher Rathaus. Die Fenster sind verhängt, Raumschiffe und Planeten zieren die Decke. Das Narrenvolk ist nicht mehr im Haslacher Rathaus. Das Narrenvolk befindet sich im Weltraum.

Haslach. "Planlos im Weltall" befindet sich Haslach diesmal am engsten Verkehrsknotenpunkt der GF 33. Ein Plot, der dieser Tage nicht aktueller (und politischer) sein könnte. Mit einer pointiert ironischen Umsetzung und einem Haufen mal mehr, mal weniger versteckter Referenzen an die großen SciFi-Klassicker rückt die Rathaus-Belegschaft unter Regisseur Martin Schwendemann dem geplanten Wurmlochtunnelbau zuleibe.

Zwei leichte Frachtlaster der Geminiklasse (Simon Schoo und Raphael Schafheutle) kollidieren auf der GF 33 mit dem Durchgangsverkehr. Mit profanen Autos kennt diese Szene jeder.

Auftritt der intergalaktischen Straßenverkehrsplaner (IRSV) "Darth Knight" Adrian Ritter, Hans-Peter Falk und Ralf Rösch: "Wir möchten Ihnen hiermit mitteilen, dass die Erde einem dreispurigen intergalaktischen Wurmlochtunnel Platz machen muss zur Beschleunigung des Verkehrs in die hinteren Winkel dieser Galaxis." Sie soll gesprengt werden. Das Sprengkommando steckt aber – natürlich, es ist immerhin die GF  33! – im Stau.

Handtücher sucht man hier jedoch vergebens. Erst einmal kommt das BVA zu Wort. Hinter diesem steckt das städtische Bauamt um Stadtbaumeister Clemens Hupfer. Nein, ganz richtig ist das nicht. Es ist das städtische Bauverhinderungsamt.

Die Straßenplaner sehen sich mit der vollen Breitseite deutscher Bürokratie konfrontiert: "Haben Sie einen Termin?", fragt Andreas Cziep, während sein Chef klagt, das Amt sei doch sowieso schon total überlastet. Es wird mit Paragrafen um sich geworfen oder die Stellungnahmen aller Beteiligten – inklusive Gesangverein Harmonie und Storchenfreunde – angefordert. "Darth Knight" geht höchst dramatisch unter Papierbergen zu Boden. Falk: "Das ist völliger bürokratischer Blödsinn."

An der Sprengung führt kein Weg vorbei. "Wer in zehn Minuten nicht von diesem Planten verschwunden ist, kann seine Atome in der gesamten Galaxis wieder zusammensuchen!"

Musikalisch entsprechend untermalt bricht eine Affen-Panik aus. Und dann: Die Bombe. Niemand möchte die Bombe in der Hand halten.

Bis der Mann im Mond interveniert. Die Szene friert ein. Können die Erdlinge sich retten? Werden sie ab jetzt auf dem Mars siedeln oder gar in Mühlenbach? Lautes Protestgejohle aus den Zuschauerreihen. "Gibt es denn niemanden, der dieses grauenvolle Schicksal abwenden kann und den schrecklichen Wurmlochtunnel verhindert?"

Müssen jetzt etwa alle nach Mühlenbach übersiedeln?

Doch. Natürlich gibt es den. Und wer sollte es anders sein als Philipp Saar, der Jedi-Retter, der mit Alienkönigin Rebecca zur Rettung eilt. Stilecht zu "Also sprach Zarathustra". Saar zerschlägt den gordischen Knoten und sorgt für die Lösung. Ein Glück: Den Tunnel, den ja auch eigentlich niemand will, hat er damit verhindert. Niemand muss nach Mühlenbach übersiedeln.

Den Tunnel abgewendet und die Bombe entschärft, hat er auch gleich den Schlüssel zur Lösung aller intergalaktischen Verkehrsprobleme parat. Und händigt diesen an Zunftmeister Manuel Seitz aus.

Der lobt das große Kino, das das Rathaus unter Regie von "George Guller Lucas" gegeben hat, über den grünen Klee. Viel Wahres habe diesmal im Fasentsspiel gesteckt. Und so bedauert er: "Mir bekomme statt Tunnel a doofe Brück, denn das Ministerium schlug zurück!"

Rebecca Saar kann für ihn nur einer gleichen: Prinzessin Leia. Noch fehlt die "Top-Frisur", aber findige Narren improvisieren problemlos. Das Gebäck im Haar sitzt perfekt.

Bis Mittwoch ist die Macht nun mit den Narren. Das ist mit einem fulminanten Rathaussturm in Haslach deutlich geworden. Und ein Lied darf bei der Haslacher Fasent 2020 nicht fehlen. Als Philipp Saar anstimmt: "Das kommt vom Rudern ..." singt und schunkelt das gesamte Narrenvolk.

Mit der Schlüsselübergabe haben die Narren am Schmutzigen Donnerstag endgültig die Macht im Kinzigtal übernommen. Auch in den übrigen Gemeinden der Raumschaft Haslach haben sie gestern die Macht an sich gerissen. Von den dortigen Schlüsselübergaben berichten wir weiter hinten im Lokalteil.