Haslach - Hochwasserschutz, Radwege, Bedürfnisse der Fußgänger und Lärmschutz: Die geplante Trasse der B 33-Umfahrung hat bei der Vorstellung am Mittwoch für Diskussionen gesorgt. An einigen Stellen der Straße besteht noch Nachbesserungsbedarf.

Rund 800 Zuhörer waren, wie aktuell berichtet, zur Präsentation in Haslachs Stadthalle gekommen. Viele Gäste stellten den vertretern des Regierungspräsidiums Fragen zu Details der Planung.

Wie sind die Radwegverbindungen?

Ein Radweg Richtung Hausach wurde von einigen Bürgern vermisst. "Wir haben eine Lösung im Blick", betonte Projektleiter Kai Steinborn. Diese sei aber noch nicht final. Die Achse Haslach-Bollenbach bleibt wie gehabt bestehen. Zudem rechnen die Planer damit, dass Radler in Zukunft vermehrt die Wegverbindungen nutzen werden, die momentan vom Überlandverkehr verstopft werden. Die Radwege wurden in der Diskussion immer wieder Thema. Das zeigt: An dieser Stelle besteht noch deutlicher Nachbesserungsbedarf. "Wir werden versuchen, das Bestmögliche herauszuholen", versprach Abteilungsleiter Claus Walther.

Martin Schaeffer: Martin Schaeffer ist Fraktionssprecher der Grünen, betont aber, die Stellungnahme sei seine persönliche Meinung. "Die 3D-Visualisierung war perfekt. Eigentlich fehlte nur noch die passende Filmmusik und der Clip wäre oscarreif. Der Beifall war zu erwarten. Die oberirdische Variante ist durch", bewertet er die Stimmung am Mittwochabend. Und warnt: "Allen, die jetzt ›Hurra‹ und ›Endlich!‹ schreien, sollte klar sein: Der Vollanschluss im Westen mit einem zweiten, noch mächtigeren Brückenbauwerk und die Trassenführung im Kinzigvorland bedeuten einen enormen Eingriff in die Landschaft." Es bleibe zu hoffen, dass die geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen an der engsten Stelle des Kinzigtals die Stadt vor einem 100-jährigen Hochwasser schützen werden. "Was da auf uns zukommen kann, hat das sechsjährige Hochwasser vergangene Woche gezeigt."

Die neue "Arche"-Brücke für Radler und Fußgänger weist bei Haslach eine Steigung von neun Prozent auf. Barrierefrei wären sechs Prozent. Das sorgte für deutliche Kritik im Plenum und spielt mit in die Thematik "Radwege" hinein. Steinborn zeigte Verständnis für die Einwände der Bürger. Allerdings erklärte er, dass an dieser Stelle zwischen Bürgerinteressen und Wirtschaftlichkeit abgewogen werden müsste. Um absolute Barrierefreiheit herzustellen, müsste die Brücke weniger steil aufgeschlagen werden. Gleichzeitig muss sie aber eine Mindesthöhe über der Bundesstraße erreichen. Das bedeutet, dass die Trasse abgesenkt werden müsste – diese Kosten, so Steinborn, werde der Bund nicht tragen.

Was passiert in Sachen Lärmschutz?

An Teilen der Trasse sind Lärmschutzwände geplant, andernorts wird es auf passive Lärmschutzmaßnahmen hinauslaufen. Die Planer sind in dieser Hinsicht an die engen Grenzen gebunden, die der Bund vorgibt. Das schmeckte nicht Jedem. Dass Mischgebiete hinsichtlich der Grenzwerte anders bewertet werden als reine Wohngebiete, hielt Walther zwar auch für fragwürdig, aber am Ende blieb die Erkenntnis: Da ist nichts zu machen. Anwohner des "Trogs" machten sich ebenfalls Sorgen. Laut Steinborn ist allerdings die dort vorgesehene Tieferlegung der Trasse selbst bereits eine Lärmschutzmaßnahme.

Wo ist die Verbindungsstraße nach Fischerbach?

Bekanntlich wird zwischen Haslach und Fischerbach auch eine neue Kreisstraße gebaut. Diese ist allerdings Sache des Ortenaukreises – daher hatten die Planer in dieser Sache keine Informationen.

Hält der Hochwasserschutz, was er verspricht?

Diese Frage stellte Martin Schaeffer, der für die Grünen seit Jahrzehnten Mitglied im Haslacher Stadtrat ist. Er bezweifelte, dass die geplanten Maßnahmen den Schutz tatsächlich signifikant verbessern werden. Planer Thomas Fleischhacker erklärte, dass nach Abschluss der Maßnahmen ein Abfluss von 745 Kubikmetern pro Sekunde – das entspricht einem Jahrhunderthochwasser – abgehalten werden könne: "Wenn Sie unseren Berechnungen nicht vertrauen, vertrauen Sie auch der Hochwassergefahrenkarte nicht."

Gibt es Neues zum Tunnel?

Auf die Tunnel-Frage antwortete Steinborn: "Das kam nicht ganz unerwartet" und erntete damit nicht nur lautes Gelächter, sondern auch großen Applaus. Während die Planer mit Baukosten in Höhe von rund 80 Millionen Euro und Unterhaltungskosten von 70.000 Euro jährlich bei der oberirdischen Trasse rechnen, ist ein Tunnel viel teurer: Geschätzte 200 Millionen Euro für den Bau und jährlich rund 650.000 Euro Kosten für den Unterhalt. Walther sagte, der Bund habe gegen den Tunnel entschieden. "Wenn wir weiterkommen wollen, müssen wir am vorgestelltenPaket festhalten."

Seite 2: Reaktionen

Bürgermeister Philipp Saar: "Die Vorstellung war ein voller Erfolg – sowohl für die Bürger als auch hinsichtlich einer Lösung dieser unendlichen Geschichte Haslachs. Wir stehen so kurz vor dem Ziel wie nie. Jetzt muss der Gemeinderat sich positionieren. Wer jetzt noch glaubt, dass wir über einen Tunnel diskutieren können, hat diese einmalige Chance nicht verstanden."

Altbürgermeister Heinz Winkler: "Für unseren ehemaligen Stadtbaumeister Roland Wacker und mich war es ein sehr glücklicher Tag. Schon vor drei Jahren wurde uns in Berlin und Stuttgart zugesagt, was wir beide jahrelang gefordert hatten: Eine kürzere Brücke im Westen, die Zweistreifigkeit und Bündelung mit der Bahn sowie den Trog im Osten. Die Planer in Freiburg haben diese Zusage hervorragend umgesetzt, großes Kompliment. Wenn nun auch noch die Radwegverbindungen optimiert werden, kann man dieser erheblich verbesserten Umgehung hoffentlich mit großer Mehrheit zustimmen."

CDU-Fraktion: David Eisenmann betont als Fraktionssprecher, die CDU wolle eine Stellungnahme zu einem derart bedeutenden Thema "nicht in einer Pressemitteilung vorwegnehmen". Die ausführliche Erläuterung erfolge in öffentlicher Sitzung. Die detaillierte Visualisierung hält die Fraktion für hilfreich. "Sie ist in unseren Augen eine sehr gute Grundlage für eine erfolgreiche Bürgerinformation und Bürgerbeteiligung." Positiv sieht die CDU auch, dass die Planer auf Wünsche und Anregungen aus Haslach reagiert haben. Bei der Bewertung von Details dürften aber auch die Randthemen nicht außer Acht gelassen werden. "Der Jahrzehnte dauernde Entscheidungsprozes scheint nun eine Planung hervorgebracht zu haben, die in der Bevölkerung grundsätzlich auf eine breite Zustimmung stößt."

Freie Wähler: "Leider wurde uns sehr deutlich signalisiert, dass die Tunnellösung keine Chance auf eine Realisierung hat", schreibt Joachim Prinzbach für die Freien Wähler im Stadtrat. Daher habe die Fraktion der Freien Wähler sich für die "modifizierte Bündelungsvariante" ausgesprochen. "Die Verknüpfung mit einem optimierten Hochwasserschutz ist eine wesentliche Grundlage. Sie stellt einen tragbaren Kompromiss zwischen minimierten Eingriff in die Landschaft, geringste Emission gegenüber der Bevölkerung und zeitnaher Verwirklichung dar." Auch die FW loben die "hervorragend umgesetzte Visualisierung" und "sehr eindrückliche Präsentation". "Eine weitere Optimierung in einigen Details muss umgesetzt werden. Grundsätzlich gilt aber, dass wir einer Realisierung noch nie so nahe waren! Es besteht eine historische Chance für Haslach und die Region. Wir sollten sie jetzt gemeinsam nutzen!"  

Martin Schaeffer: Martin Schaeffer ist Fraktionssprecher der Grünen, betont aber, die Stellungnahme sei seine persönliche Meinung. "Die 3D-Visualisierung war perfekt. Eigentlich fehlte nur noch die passende Filmmusik und der Clip wäre oscarreif. Der Beifall war zu erwarten. Die oberirdische Variante ist durch", bewertet er die Stimmung am Mittwochabend. Und warnt: "Allen, die jetzt ›Hurra‹ und ›Endlich!‹ schreien, sollte klar sein: Der Vollanschluss im Westen mit einem zweiten, noch mächtigeren Brückenbauwerk und die Trassenführung im Kinzigvorland bedeuten einen enormen Eingriff in die Landschaft." Es bleibe zu hoffen, dass die geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen an der engsten Stelle des Kinzigtals die Stadt vor einem 100-jährigen Hochwasser schützen werden. "Was da auf uns zukommen kann, hat das sechsjährige Hochwasser vergangene Woche gezeigt."

Andreas Isenmann: Der Ortsvorsteher Bollenbachs lobt die verständliche Darstellung, "wie die dringend notwendige Umfahrung von Haslach aussehen kann". In der folgenden kommunalpolitischen Bewertung "dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, dass es sicher keine 100-Prozent-Lösung gibt und wir konstruktiv unseren Beitrag leisten sollten, auf mögliche Verbesserungen im Detail hinzuarbeiten."  Steffen Auer: IHK-Präsident Steffen Auer hält die Trasse für "eine wirklich gute Lösung". Die B 33-Umfahrung sei für die Wirtschaft ein Projekt von höchster Priorität. "Der Verkehr muss endlich wieder fließen."

"Lebenswertes Kinzigtal": Wolfgang Schmid befindet für den Verein "Lebenswertes Kinzigtal", dass "nach dieser Hochglanzpräsentation der Beifall zu erwarten war". Die Richtung sei klar. Seiner Ansicht nach passt aber die nicht umgesetzte Barrierefreiheit nicht in eine nachhaltige Straßen- und Hochwasserschutzplanung. "Das Fehlen der geplanten Gemeindeverbindungsstraße von Haslach nach Fischerbach mit einer neuen Brücke ist grotesk", so Schmid. Der Verein "Lebenswertes Kinzigtal" werde sich weiterhin gemäß Satzung für die Förderung des Umweltschutzes und der Heimatpflege einsetzen. SPD: Vertreter der SPD-Fraktion waren am Donnerstag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.                 lmk/jöb