Die alte Schnellinger Kapelle wurde im Jahr 1745 erbaut.Foto: Krafcyk Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Die Schnellinger Kapelle wurde vor 275 Jahren erbaut / Ort des Gebets und der Gnadengaben

Die Schnellinger Kapelle ist auf das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel (15. August) geweiht. Nach der Haslacher Stadtchronik von Manfred Hildenbrand wurde sie unter dem Pfarrer Johann Michael Lang von Steinach 1745 erbaut.

Schnellingen. Sie gehört neben der Trotte zu den ältesten Baudenkmälern im jenseits der Kinzig gelegenen Stadtteil. Bis ins 20. Jahrhundert hinein war die Kapelle mit dem dort aufgestellten "Gnadenstuhl" das Ziel des Kinzigtäler Landvolks am Dreifaltigkeitssonntag.

In diesem Jahr der Corona-Pandemie ist es still geworden um das "Schnellinger Fest", wie der Tag auch genannt wird und der für die Schnellinger zum Jahreslauf gehört. Erst 1958/59 erhielt der Haslacher Stadtteil eine neue Kirche, die Kirche Maria Königin in unmittelbarer Nachbarschaft der kleinen Kapelle.

Zahlreiche Kinzigtäler, insbesondere die Schnellinger, wissen noch davon zu berichten, dass am Dreifaltigkeitssonntag, dem Sonntag nach Pfingsten, von fast jedem Hof entlang der Kinzig und aus dessen Seitentälern zumindest eine Person sich auf den Weg nach Schnellingen machte, um dort in der "Mariä Himmelfahrtskapelle" zu beten und die Gnadengaben mit nach Hause zu nehmen, zum Schutz für Menschen, Tiere, Haus und Hof.

An diesem Tag war es keine Seltenheit, dass die Gläubigen bis weit in die Dorfstraße standen, um Zugang zum Dreifaltigkeitsaltar mit seinem "Gnadenstuhl" zu finden. Groß muss der Andrang in dem Heiligtum, das bis zum Jahre 1939 zum Kirchspiel Steinach gehörte, stets gewesen sein. Durch die Darstellung von Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiligem Geist war die Kapelle im Volksmund zur Dreifaltigkeitskapelle geworden.

Heiligenfiguren vom Herrgottsschnitzer

Nach der Restaurierung der Kapelle in den Jahren 2003/2004 kehrte auch das dazu gehörende Inventar nach Jahrzehnten wieder zurück und wurde in dem kleinen Kirchenraum aufgestellt, darunter der Gnadenstuhl und die Figuren der Heiligen Arbogast und Wendelin, letzterer viel verehrt als Patron des Landvolks.

Einzigartig ist die hölzerne Kassettendecke, die noch in ihrer ursprünglichen Art erhalten ist und die im Stil des 18. Jahrhunderts die Bilder und Anrufungen der Lauretanischen Litanei zeigt. Diese hat ihren Ursprung in Loreto in Italien, dort, wo der Legende nach das Haus der Heiligen Familie von Nazareth sich befindet. Eine ähnliche Malerei besitzt die "Maria Schnee-Kapelle" im benachbarten Steinach.

Über dem Altarraum zeigt ein größeres Bild die Anbetung der Heiligen Eucharistie durch die um 1745 vier bekannten Erdteile Amerika, Asien, Afrika und Europa. Einzig Australien fehlt noch unter den dargestellten Völkern, da dieser Kontinent zum Zeitpunkt der Entstehung der Kapelle dem mit der Deckenmalerei beauftragten Künstler wohl noch nicht bekannt war.

Oft besuchte in seiner Kindheit Heinrich Hansjakob mit der greisen Lenebas, der ledigen Schwester seiner Großmutter, die kleine Kapelle drüben über der Kinzig und er schreibt in seinen Jugenderinnerungen davon: "Zur Maienzeit führte sie mich auch bisweilen über die Kinzigbrücke hinüber zu der kleinen Kapelle in dem malerischen Dörfchen Schnellingen."

Die Figuren der Schnellinger Kapelle sind ein Werk des Haslacher Bildhauers Hubert Stelker (1857 bis 1939), allgemein als der "Herrgottsschnitzer" von Haslach bekannt.