"Maria hat geholfen": Erleichtert danken Gläubige der heiligen Mutter Gottes mit Votivtafeln in der Haslacher Loretokapelle für ihren Beistand in schweren Zeiten. Nun sind die Tafeln ins Visier eines Diebs gerückt – obwohl sie kaum weiterverkauft werden können. An der Wand der Kapelle fallen die Lücken, die die Tat hinterlassen hat, auf. Foto: Kleinberger

Unbekannter Dieb schlägt seit Monaten zu. Ideeller Wert ist immens. Polizei Haslach ermittelt.

Haslach - Ein Dutzend Votivtafeln sind in den vergangenen Monaten aus der Haslacher Loretokapelle gestohlen worden. Die Hintergründe sind unklar – denn der materielle Wert der Bilder ist nicht hoch. Umso höher fällt jedoch die Empörung aus.

Denn der ideelle Wert, der mit Votivtafeln verbunden ist, ist in der Regel immens: Mit ihnen danken Gläubige für göttlichen Beistand in Notsituationen, beispielsweise bei schwerer Krankheit (siehe Infokasten). Zahlreiche dieser Täfelchen, manche mit persönlichen Widmungen oder Gebetstexten versehen, hängen in der Haslacher Loretokapelle. Seit Februar 2018 hat ihre Zahl jedoch merklich abgenommen. Leere Stellen im Mosaik der Danksagungen, verloren wirkende Nägel und Schatten, die Bilderrahmen hinterlassen haben, die lange an dieser Stelle hingen, zeugen davon, dass etwas fehlt. Zwölf der Tafeln wurden gestohlen, weitere nun zur Vorsorge abgehängt.

Für Gläubige sind die kleinen Bilder äußerst bedeutsam

Alois Krafczyk ist aufgebracht. Seit Oktober sei nichts mehr passiert, erklärt der ehrenamtliche Betreuer der Kapelle. Er habe gehofft, dass die Diebstähle aufgehört hätten. Vor gut drei Wochen und am vergangenen Sonntag allerdings passierte es dann wieder. Und dann hat es Krafczyk gereicht. "Am Sonntag ist ein Bild gestohlen worden, das mindestens 50 Jahre in der Kapelle hing", erzählt Krafczyk im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. So könne es nicht weitergehen. Er erstattete Anzeige bei der Polizei.

Ähnlich empört ist auch die Stadt Haslach. "Wie kann man so etwas tun? Das ist doch schäbig", findet Kulturamtsleiter Martin Schwendemann. Die Stadt hat reagiert und will die verbliebenen Tafeln nun sichern. Die in Griffhöhe seien bereits abgehängt worden, informiert Schwendemann. Zudem sei der große Glaskasten, in dem einige der Tafeln hängen, bisher nicht von der Serie betroffen gewesen. Eine Möglichkeit sei also, die übrigen Tafeln ebenso hinter Glas zu sichern.

"Wer eine neue aufhängen möchte, sollte sie am besten bei uns oder beim Kapellenbetreuer abgeben", sagt der Kulturamtsleiter.

Wie Krafczyk hofft auch Schwendemann darauf, dass die Bürger im Umfeld der Kapelle aufmerksam auf ungewöhnliche Vorkommnisse achten. Zwar werde vonseiten der Stadt vermehrt kontrolliert, aber Gläubige ständig im Gebet zu stören, könne auch nicht Sinn der Sache sein, meint Schwendemann.

Die Kapelle, Teil der Klosteranlage, ist täglich geöffnet. Eine ständige Überwachung schließen Stadt und Betreuer allein aufgrund des Aufwands aus. Zumal die Diebstähle laut Schwendemann eher unregelmäßig erfolgten, was auch die Tatsache zeigt, dass seit Oktober nichts mehr passiert ist, der Dieb aber im Januar bislang zweimal zuschlug.

Opferstock-Aufbrüche sind laut Schwendemann in Haslach eher kein Thema. Während ein Bild schnell in der Tasche verschwinden kann, ist das Aufbrechen eines Opferstocks mit mehr Aufwand verbunden, "dafür ist rund um das Kloster zu viel Publikumsverkehr".

Die Polizei Haslach ermittelt nun in dem Fall, der zu den ungewöhnlicheren in der Ortenau zählt. Polizei-Pressesprecherin Karin Stürzel sagt auf Anfrage des Schwabo: "Das ist zumindest das erste Mal, dass ich von einem solchen Diebstahl höre, seit ich bei der Pressestelle arbeite." Die Motivlage sei schwer zu bewerten. Durch den geringen Sachwert sei diese aber wohl eher im ideellen Bereich zu sehen, meint auch Stürzel.

Votivtafeln sind Ausdruck des Volksglaubens. Sie werden traditionell als Dank für überstandenes Unheil oder Krankheit angefertigt und in einer Kirche oder Kapelle, in welcher Gott, Maria oder bestimmte Heilige um Beistand und Hilfe angefleht wurden, aufgehängt. Ein klassischer Dankesspruch ist das einfache "Maria hat geholfen". Ein berühmtes Beispiel in Deutschland ist die Marienkapelle im bayrischen Altötting, die außen mit mehr als 2000 solcher Tafeln behängt ist.