Der Weg unter der Unterführung soll 50 Zentimeter tiefer gelegt werden. Dadurch sollen landwirtschaftliche Maschinen ihn besser passieren können. Foto: privat

Bollenbacher diskutieren Antworten des Regierungspräsidiums. Kreisstraße wird nicht genutzt.

Haslach-Bollenbach - Der dreistreifige Ausbau der B 33 zwischen Steinach und Haslach beschäftigt die Bollenbacher. Der vom Ausbau besonders betroffene Ortsteil diskutierte am Montagabend Stellungnahmen des Regierungspräsidiums.

Einen Erörterungstermin für die Einwohner, die sich mit Einwendungen ans Regierungspräsidium gewendet hatten, hatte es nicht gegeben. Grund sei die Corona-Pandemie, erklärte Ortsvorsteher Andreas Isenmann. Die Veranstaltung mit dem Ortschaftsrat im Dorfgemeinschaftshaus könne einen solchen nicht ersetzen. Trotzdem habe er einer Diskussion mit den Bürgern noch einmal eine Plattform bieten wollen, bevor die Stellungnahmen in die städtischen Gremien gehen. Er ging die Problematik anhand von vier Schwerpunkten durch.

Kreuzung am Ausbau-Ende: Zunächst hatten die Planer keinen Handlungsbedarf gesehen, da die Kreuzung keinen Unfallschwerpunkt darstellt. Positiv: Inzwischen wurde zugesagt, eine Planung "mit verkehrlich und wirtschaftlich größtem Nutzen" vorzulegen". Isenmann wertete das als einen "Teilerfolg".  

Unterführungen: Wünschenswert wäre eine Anpassung der Unterführung auf eine lichte Höhe zwischen vier und 4,50 Meter, damit auch moderne landwirtschaftliche Geräte sie problemlos passieren können. Aus Freiburg kam die Antwort, dass das Bauwerk beim Kinzigsteg eine reine Geh- und Radwegunterführung sei, dort bestehe also kein Handlungsbedarf. Die andere Unterführung ist zu gut in Schuss: Eine Änderung wäre nur durch einen Neubau möglich, dafür ist sie aber noch in zu gutem Zustand.

Das Angebot aus Freiburg: Den Weg so weit wie möglich zu vertiefen, was etwa 50 Zentimeter bringen würde. Auf Nachfrage von Isenmann erklärte der örtliche BLHV-Vorsitzende Hermann Braig, bei vielen Maschinen fehlten ungefähr 30 bis 40 Zentimeter. Das Angebot aus Freiburg sei "besser als nichts".

Lärmschutz: In Sachen Schallschutz gibt es keinen Spielraum. Das hat das Regierungspräsidium deutlich gemacht. Die Grenzwerte sind unterschritten. Für die Betroffenen ist das unverständlich, zumal verschiedene Richtlinien angewendet werden. Paradox: Zur Begründung hat das Regierungspräsidium selbst eine Karte mitgeschickt, die vielerorts Lärmwerte ausweist, die über den Grenzwerten liegen. Isenmann sagte, die Planer hätten verschiedene Berechnungsgrundlagen, auf die sie sich beziehen.

Zwei Bürger hatten jeweils eingewendet, dass die Abstände zur Straße, nach denen die Planer Lärmwerte für ihre Grundstücke berechnet hatten, nicht  korrekt seien beziehungsweise hinterfragt, wie diese zustande gekommen sind. Beim einen antwortete das Regierungspräsidium, dass von der Mitte des Gebäudes aus zur Bezugsachse gemessen wurde. Und beim anderen nahmen die Planer demnach den Abstand von der Grundstücksgrenze zur Fahrbahn. Warum sie für den gleichen Vorgang unterschiedliche Wege wählten, "ist auf jeden Fall zu hinterfragen", waren sich Ortschaftsrat und Bürger einig. Es steht zur Diskussion, ob ein unabhängiger Gutachter mit ins Boot geholt wird, um die Pläne zu überprüfen. Umfahrung: Für absolutes Unverständnis sorgt die geplante Umfahrung der Baustelle. Denn Steinach möchte nicht, dass die dortige Ortsdurchfahrt genutzt wird. Mit Hinweis auf den Lärmschutz für die Bürger hat das Regierungspräsidium dies gebilligt. Für die Zeit des Ausbaus soll nun der Wirtschaftsweg ausgebaut und genutzt werden. Zudem will Freiburg einen weiteren Wirtschaftsweg für die Landwirte anlegen, damit diese weiter ihre Flächen bewirtschaften können.

"Warum wird die Umfahrung nicht über die bestehende Kreisstraße gelegt?", fragte der ehemalige Ortschaftsrat Werner Feger in die Runde. "Überall sonst geht das", meinte er mit Verweis auf die Kinzigtal-Städte, die ebendiese Kröte schlucken müssen, wenn deren Tunnel gesperrt sind. "Sind die Steinacher so etwas Besonderes?", fragte er. Laut Isenmann hält das RP die Belastungen in Bollenbach für geringer. Hinsichtlich der Kosten sollte das aber noch einmal überprüft werden, war sich das Plenum einig – zumal der neue Wirtschaftsweg teils auf Privatland und ausgewiesenen FFH-Flächen liegen soll. "Wir dürfen diese laut Gesetz nicht mehr verändern und das Regierungspräsidium baut einfach eine Straße hin?", fragte Braig verständnislos. Isenmann nahm auf, auf die FFH-Kartierung hinzuweisen.

Auch die Anfahrt für Einsatzkräfte aus Richtung Offenburg verlängert sich bei der geplanten Umfahrung deutlich. Die Antwort aus Freiburg, es könne eben nicht auf alle Belange Rücksicht genommen werden, sorgte für allgemeines Kopfschütteln.

Wie Andreas Isenmann informierte, arbeitet der Ortschaftsrat die am Montagabend ermittelten Argumente noch einmal auf. Am 14. September werden die Einwendungen Thema in der Ortschaftsratssitzung sein, danach kommen sie auf die Tagesordnung der September-Sitzung im Haslacher Stadtrat. Die Frist zum Einreichen der Einwendungen läuft Ende September aus.