Pater Tobe Nnamani weiß, dass die Probleme Nigerias eine lange Geschichte haben. Foto: Wolff

Der Theologe Tobe Nnamani hat im Haslacher Kasten erklärt, warum es Christen in Nigeria so schwer haben.

Haslach - Sie müssen auf der Hut sein, denn ein einfaches Leben ist Christen in Nordnigeria nicht vergönnt. Pater Tobe Nnamani kennt die Probleme seines Landes. Er macht sich stark für Toleranz und Respekt. Wo er die Schwierigkeiten und Lösungen der Konflikte sieht, hat er im Haslacher Kasten erklärt.

"Ich denke, wir brauchen noch etwas Zeit", sagt Pater Tobe zu seinen Zuhörern. Was sich rhetorisch nach wenig anhört, ist gar nicht so gemeint. Vielleicht könne es erst in 100 Jahren klappen, mutmaßt er nüchtern. Dann könnte Nigeria ein Staat sein, in dem möglich ist, was in Deutschland längst wirklich ist. Die Zeit werde er – trotz all seiner Bemühungen – womöglich gar nicht mehr erleben.

Der Norden Nigerias ist laut Radio Vatikan eine der Regionen in der Welt, in der Christen am stärksten bedrängt werden. Seit 2007 seien über 100 Angriffe auf christliche Kirchen gezählt worden. Erst Anfang Mai waren bei einem Konflikt zwischen Christen und Muslimen 39 Menschen getötet worden, wie verschiedene Medien berichtet hatten.

Religionsfreiheit in Nigeria? "Die Antwort lautet 'ja' und 'nein'", sagt Pater Tobe. Im Norden Nigerias könne das Christsein den Tod bedeuten. "Konvertieren heißt Todesstrafe", so der Geistliche, der in der Hauptstadt Abuja im Priesterseminar lehrt, und in Freiburg studiert hatte. Im Süden müssten die Christen jedoch keine Gewalt fürchten.

Eines der Hauptprobleme sei der Dialog zwischen den Religionen. Beide beanspruchen für sich der einzige Glaube zu sein, der Erlösung bringt. Allein das verhärte die Fronten. Die Christen versuchten dennoch, vernünftig mit den Muslimen zu sprechen – doch das klappe, wenn überhaupt, nur im Süden des Landes. Dort sind die Christen frei und müssen keine Verfolgung fürchten.

Im Norden herrschten die Muslime, die keinen anderen Glauben akzeptierten, so der Geistliche. Die Muslime müssten lernen, andere zu respektieren. Ihre Denkstrukturen aufzubrechen, sei aber schwierig. Viele glaubten: "Wenn ich kein Muslim bin, dann bin ich nichts."

Die Liste der Probleme Nigerias sei lang. Das Land sei arm. Im Norden gebe es so viel Wüste, dass man bis zu 25 Kilometer weit blicken könne, da nichts Besonderes ins Auge falle. Zwar wachse die Wirtschaft rasant an, bis zu elf Prozent Wachstum sollen es in zwei Jahren sein, doch bei der Bevölkerung komme der Aufschwung nicht an, betonte der Pater. Nur die Hälfte aller Kinder dürfe eine Schule besuchen. Politiker hielten die Menschen absichtlich dumm, da sie dann leichter zu kontrollieren seien. Irgendwann enden sie auf der Straße. Arbeitslosengeld und Versicherungen sind Begriffe, die dem Denken im Land fern sind. Um seinen Teil zu leisten, Nigeria zu einem fortschrittlicheren Land zu machen, leite er viele Projekte, so klärt er beispielsweise über Aids auf, und lehrt Gesundheitsthemen.
Trotz aller Probleme: Nigeria ist reich an Kultur, sagt der Pater.

Die Hoffnung, dass in Nigeria eines Tages alles besser sei, hat er durchaus. Das Land sei reich an Kultur, betont Pater Tobe, der viel Anerkennung genießt. Er sei einer der wenigen Kenner der afrikanischen und europäischen Kultur, schwärmt Peter Weiß. Der Bundestagsabgeordnete der CDU des Wahlkreises Emmendingen-Lahr kennt den Theologen schon länger. Weiß, der ebenfalls den Vortrag besuchte, wünschte sich eine stärkere Diskussion über Nigeria. Er wand sich deswegen an Heinrich Stöhr von der Haslacher Kolpingsfamilie. Und so war es letztlich zu dem Kontakt zwischen dem Geistlichen und Stöhr gekommen.

Der Vorsitzende der Kolpings-Familie freut sich über den Besuch des Theologen, ist aber auch ein wenig enttäuscht darüber, dass Pater Tobe an diesem Abend vor nur zehn Zuhörern sprach.