Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Preis für Kronkorken versechsfacht. Foto: Gruhler

Die vergangenen Jahre haben die Brauerei-Branche hart getroffen. Gastronomieschließungen, Flaschenmangel, Kohlensäuremangel, steigende Preise für Getreide und Kronkorken: Müssen Biertrinker bald auf Alpirsbacher Klosterbräu verzichten?

Alpirsbach - "Wir haben Bauchweh beim Gedanken daran, wie sich alles entwickelt", gesteht Anja Faißt, die die Alpirsbacher Brauwelt leitet, mit ernster Miene. Die vergangenen Jahre seien für Brauereien nicht einfach gewesen.

Zuerst kam der Lockdown während der Corona-Pandemie. Rund 30 Prozent des in Alpirsbach produzierten Biers wurde vor der Pandemie an Gastronomien geliefert. "Das Gastronomiesterben ist daher ein riesiges Problem für uns", hebt Faißt hervor. Viele hätten sich zwar sehr gut von der Krise erholt, andere jedoch dauerhaft geschlossen.

Brauerei fehlt es an Flaschen

"Und auch das Vereinsleben ist nicht wieder auf dem Vor-Corona-Niveau", so Faißt. Viele Feste mussten ausfallen, Bier floss demnach nicht. Der Zusammenhalt und die Geselligkeit seien zudem, so Faißts Beobachtung, abhanden gekommen.

Es folgte der Flaschenmangel. "Wir füllen jährlich mehr als 200 000 Hektoliter Bier ab. 70 Prozent davon in Flaschen, 30 Prozent in Fässer." Vorratskisten lagen während der Corona-Zeit im Trend. Die zu Hause gelagerten Flaschen fehlten somit den Brauereien. Besonders in den Sommermonaten sei das Leergut der Alpirsbacher Klosterbrauerei daher auch schon mal knapp geworden. "Der Flaschenmangel war und ist ein großer Kampf für uns."

Krieg hat Auswirkungen auf den Weltmarkt

Und dann kam der Krieg. Die Alpirsbacher Brauerei beziehe zwar kein Korn aus der Ukraine, so Faißt, aber der Krieg habe dennoch Auswirkungen auf den Weltmarkt. "Wir haben langjährige Verträge mit unseren Landwirten. Das kommt uns natürlich zu Gute." Bereits fünf Jahre im Voraus werde der Preis für das Getreide verhandelt. Hier gebe es zwar auch nachträglich noch etwas Spielraum, aber eben keinen allzu großen.

Der Preis für Kronkorken habe sich im Vergleich zum Vorjahr sogar versechsfacht. "Der Preisanstieg hat schon vor dem Krieg in der Ukraine begonnen", erinnert sich Faißt.

Gravierender Mangel an Kohlensäure

Derzeit herrsche in der Branche zudem ein gravierender Mangel an Kohlensäure. Doch in dieser Hinsicht hat die Alpirsbacher Brauerei ein Ass im Ärmel. "Wir haben nämlich eine Rückgewinnungsanlage", erklärt Faißt mit Stolz in der Stimme. "Gärung, die bei der Bierherstellung entsteht, wird wiederverwendet."

Im Besitz dieser Anlage sei die Brauerei schon immer gewesen. Vor ein paar Jahren stand die Alpirsbacher Klosterbrauerei vor der Entscheidung: CO2 von extern beziehen, wie das viele in der Branche tun, oder die in die Jahre gekommene Anlage erneuern.

Biogas als Nebenprodukt

Das sei rund sieben Jahre her, erinnert sich Faißt. "Herr Glauner bewies damals Weitsicht." Auch wenn die Kollegen im Controlling mit der Entscheidung, eine neue Anlage einbauen zu lassen, nicht sehr glücklich gewesen seien: Eben dies wurde getan. Mit dem Ergebnis, dass das Unternehmen dank der Anlage aktuell unter keinem Mangel an CO2 leide.

Und noch weiter soll die Unabhängigkeit gehen, verrät Faißt. Die Alpirsbacher Klosterbrauerei errichte eine Vorklärungsanlage. Als Nebenprodukt werde dann Biogas hergestellt.

Branche ist sehr energieintensiv

Die Branche sei sehr energieintensiv: heizen, kühlen, lagern. Der Dampfkessel werde mit Gas betrieben. "Unsere Öltanks wurden wieder aktiviert." Langfristig wolle das Unternehmen auch auf Öl verzichten. Es werde weiter in Photovoltaik auf den Dächern investiert. "Unser Ziel ist es, CO2-neutral zu werden", erklärt Faißt. Doch das dauere seine Zeit. "Die Alpirsbacher Klosterbrauerei möchte möglichst autark sein." Und sie sei auf dem besten Weg dorthin.