Der Neue bei „Hart aber fair“: der Journalist Louis Klamroth Foto: dpa/Carsten Koall

Wie hat sich der Neue bei der Polittalk-Sendung „Hart aber fair“ geschlagen? Ist der 33-jährige Louis Klamroth ein geeigneter Nachfolger von Frank Plasberg? Und war seine Beziehung zu Luisa Neubauer Thema in der Sendung?

Der junge Mann im schwarzes Shirt und schwarzen Sakko wirkt etwas nervös, überspielt das aber, indem er gleich zur Sache kommt. „Legen wir los!“, sagt Louis Klamroth. Keine große Vorrede, kein Erklärung, was anders wird, nachdem der 33-Jährige die Moderation der ARD-Talkshow „Hart aber fair“ von Frank Plasberg (65) übernommen hat, der bisher das Gesicht der Sendung war. Anstatt sich langsam an seine neue Rolle heranzutasten, beginnt er sofort mit der Vorstellung der Studiogäste und ist gleich mittendrin im Thema: „Ein Land wird ärmer: Wer zahlt die Krisenrechnung 2023?“

Eine Sendung ohne Krawallpotenzial

Als Ersten lässt Klamroth einen zu Wort kommen, der unter denen, die hier am Tisch sitzen, am meisten unter der Krise leiden dürfte: Engin Kelik, Metallarbeiter und Familienvater, erzählt davon, wie schon Weihnachten seine 10- und 13-jährigen Töchter nicht die Geschenke bekommen konnten, die sie sich gewünscht hätten. Und wenn Monika Schnitzer, die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, prognostiziert, dass wir noch zwei Jahre durchhalten müssen, bis die Inflation wieder verschwindet, sagt Kelik nüchtern: „Dann ist das Schiff nicht mehr am Sinken, sondern wir befinden uns in einem Wrack.“

Die „Hart aber fair“-Redaktion hat sich für die erste Sendung des Neuen ein Thema ausgesucht, bei dem das Krawallpotenzial nicht wirklich hoch ist, bei dem er nicht ständig den Streitschlichter spielen, nicht andauernd den Diskutierenden ins Wort fallen muss. Zwar werden die Diskussionen im Verlauf des Abends hitziger, aber selbst die Auseinandersetzungen zwischen dem SPD-Bundesvorsitzenden Lars Klingbeil und dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der CDU, Jens Spahn, laufen einigermaßen zahm ab. Spahn kritisiert, dass die Regierung zu sehr streitet und zu wenig handelt, Klingbeil wirft der CDU vor, dass sie ganz den Gashahn abdrehen wolle. Einig sind sich aber beide, dass das Land ärmer geworden ist. Während die „Spiegel“-Journalistin Melanie Amann selten zu Wort kommt, sichert sich Kelik viele Redeanteile, darf die Stimme des Volkes spielen, soll dabei aber nicht nur verraten, was seine Töchter zu Weihnachten geschenkt bekommen haben, sondern auch, wie hoch sein Nettogehalt ist, wie viel er jeden Monat fürs Gas bezahlt und ob er sich Sorgen macht, seine Familie künftig noch ernähren zu können.

Ein Metallarbeiter als Stimme des Volkes

So wird darüber geredet, wie viele Mitnahmeeffekte es gibt, wenn jetzt Butter und Brötchen teurer werden, ob eine generelle Absenkung der Mehrwertsteuer ein probates Mittel ist, um die Verbraucher zu entlasten. Und eine Umfrage vor einem Supermarkt in Düsseldorf verdeutlicht, dass die Krise für viele Familien an die Substanz geht.

Die Premiere ist gelungen

Louis Klamroths Premiere gelingt. Aber es war auch kein Härtetest für den 33-Jährigen, der aus Hamburg stammt, der Sohn des Schauspielers Peter Lohmeyer ist und als 14-Jähriger eine Hauptrolle in Sönke Wortmanns Film „Das Wunder von Bern“ spielte. Die wirkliche Bewährungsprobe steht noch aus – bei einem Thema, das mehr polarisiert, über das lauter und energischer gestritten wird. Zum Beispiel, wenn es um die Klimakrise geht, auch wenn da Klimaaktivistin Luisa Neubauer nicht mitdiskutieren wird, weil sie und Klamroth ein Paar sind und er daher ausgeschlossen hat, dass sie je Gast in seiner Sendung werden könnte.