Salvatore Martinelli ist seit einem Jahr Museumschef und zieht durchweg eine positive Bilanz.
Am 1. Juli 2024 hat Salvatore Martinelli seinen Dienst als Direktor im Deutschen Harmonikamuseum angetreten und damit den „Vater“ des Museums, Martin Häffner nach 33 Jahren abgelöst. Hochmotiviert hat er sich in die vielschichtige Arbeit gestürzt und das Museum, vor allem in Sachen Digitalisierung voran gebracht.
Finanziell gab es einen großen Schritt nach vorne „seit 1. Juli 2025 ist das Deutsche Harmonikamuseum schuldenfrei“, kann der 36-Jährige Museumschef mit Stolz verkünden. „Wir konnten den Kredit vorzeitig abbezahlen durch unsere Einnahmen“, erläutert er im Gespräch mit unserer Zeitung.
Der Kredit wäre ansonsten noch etwa zwei bis drei Jahre gelaufen. Sein Dank gelte deshalb vor allem den Besuchern aus Trossingen und der Region, denn im letzten Jahr seien etwa 30 bis 40 Prozent Besucher mehr gekommen als zuvor, die Einnahmen aus den Eintritten seien somit gestiegen.
Großer Erfolg
Dies wertet er als großen Erfolg des ganzen Museums-Teams, das verschiedene Events gestemmt hat. Vor allem werde aber viel über die sozialen Medien geworben und „wir kommunizieren immer mehr aktiv mit den Besuchern, aber auch über Werbeflyern in den Briefkästen“.
Erstmals in der Geschichte des Deutschen Harmonikamuseum wurde am Pfingstmontag bei den Besuchern Eintritt in Höhe von fünf Euro verlangt. Bisher sei der Eintritt an solchen besonderen Tagen kostenfrei gewesen, so Martinelli. „Diese Änderung wurde aber von den Besuchern, die sehr zahlreich kamen, sehr gut aufgenommen.“ Dies zeige die Wertschätzung, dass Kultur finanziert werden müsse. An diesem Tag wurde auch ein Pilotprojekt gestartet, und zwar eine Führung mit etwa 30 Gästen mit Museumsleiter Salvatore Martinelli, wobei die Führung im Eintrittspreis enthalten war.
„Diese Führung mit mir soll nun zum monatlichen Bestandteil werden“, betonte Martinelli, der es immer wieder spannend findet, mit Besuchern in Kontakt zu kommen. Viele haben von früher her irgendeinen Bezug zur Firma Hohner und erzählen ihm ihre Geschichten, die er für spätere Aufzeichnungen festhält.
Erinnerungen werden wach
So erzählte Elfi Cordon aus Tübingen, dass sie ihre Schulzeit in Trossingen verbracht hatte und früher im Hohnerklang unter Helmuth Herold gespielt habe, während Simone Haller aus Trossingen in den 1980er Jahren ihre Ausbildung bei Hohner absolviert und 13 Jahre lang dort gearbeitet hatte. Beide freuten sich, hier im Deutschen Harmonikamuseum in alten Erinnerungen zu schwelgen.
Der Museumsdirektor fand sogar, dass diese beiden Damen mit ihrem großen Wissen aus früheren Zeiten potentielle Mitarbeiterinnen des Deutschen Harmonikamuseums seien und warb entsprechend dafür, denn „weitere ehrenamtliche Mitarbeiter können wir jederzeit gut gebrauchen“.
Große Unterstützung führt zu großem Erfolg
Das Fazit von Salvatore Martinelli nach einem Jahr, in dem er sogar noch seine Promotion abgeschlossen hat „es war sehr erfolgreich, aber nur, weil mich die Mitarbeiter und die Ehrenamtlichen so großartig unterstützt und beraten haben“. Man habe miteinander den Grundstein gelegt „es war nicht immer einfach, aber zielführend, es war ein tolles Jahr mit vielen Erfahrungen“ und „ich möchte meine Mitarbeiter und meine Ehrenamtlichen nicht vermissen, mein Dank für Unterstützung gilt auch Bürgermeisterin Susanne Irion und Arthur Chuang von der Firma Hohner“.
Virtual Hohner ein Projekt
Die Digitalisierung ist Salvatore Martinellis Steckenpferd. Mittels VR-Brille können die Besucher bereits in die Vergangenheit des Kesselhauses reisen. Mit dem Projekt „Virtual Hohner“ sei man wieder ein Stück weiter vorangekommen, berichtet Martinelli „es gab viele tolle Gespräche mit Sponsoren, wir werden aber noch mehr in die Öffentlichkeit damit gehen“. Auch Drittmittel seien beantragt worden für dieses innovative Projekt, doch „mit der Bewilligung kann es dauern“, weiß Martinelli, immer mit dem Ziel im Auge „wenn es finanziell möglich ist, wollen wir in diesem Jahr das Hohner-Areal abschließen, 2026 geht es an die gesamte Stadt, um rechtzeitig zum Stadtjubiläum 1927 einen historischen Stadtrundgang zu präsentieren“.
Digitales Archiv
Mit der digitalen Archivierung zum Thema Museum und Geschichte wurde ebenfalls begonnen. „Dies wurde gut angenommen von meinen wissenschaftlichen Kollegen, ich bin in Verhandlungen mit einigen Universitäten, wobei Studenten eingeladen sind, sich bei uns zu bewerben und mitzuarbeiten“. Und was Sonderausstellungen im Deutschen Harmonikamuseum anbelangt, dürfen sich die Besucher jetzt alle sechs Monate auf etwas Neues freuen, beispielsweise unter dem Thema „Hersteller around the World“.
Führung
Termin
Am Freitag, 27. Juni, um 14 Uhr lädt Museumsdirektor Salvatore Martinelli ein zu einer öffentlichen Führung durch das Deutsche Harmonikamuseum. Die rund 60-minütige Tour bietet spannende Einblicke in die Ausstellung und in die Entwicklung Trossingens zur Musikstadt. Die Kosten der Führung sind im Eintrittspreis enthalten