Die Gruppe erhielt von Xaver Klausmann (links) viele interessante Erkenntnisse aus der Hardter Historie vermittelt. Fotos: Anton Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Wanderung zu Kapellen und Feldkreuzen (I) / Bauwerke haben bewegte Historie

Auf große Resonanz ist das Angebot der katholischen Kirchengemeinde Hardt gestoßen, im Jahr der Jubiläen eine Führung zu den Kapellen, Feldkreuzen und Bildstöcken auf der Markung Hardt auszurichten.

Hardt. Anfangs waren es etwa 70 Teilnehmer, dann wuchs die Gruppe der Interessierten, die aus der ganzen Raumschaft zusammenkamen, von Station zu Station weiter an.

Unter den "Pilgerwanderern" befanden sich Teilnehmer aus Hardt, Mariazell, Sulgen, Aichhalden und Tennenbronn. Unter der Führung von Xaver Klausmann, der auf dem Baschishof aufgewachsen und ein profunder Kenner der Hardter Heimatgeschichte ist, tauchten die Teilnehmer in eine mysteriöse, alte Zeit ein, in der die Menschen noch ganz verbunden mit Gott lebten und die Beziehung zu ihm an die vorderste Stelle setzten.

Startpunkt war die Pfarrkirche St. Georg, wo Klausmann darauf hinwies, dass die Hardter Bürger nach der Trennung von der Muttergemeinde Mariazell die Trennung auch im kirchlichen Bereich anstrebten und das Ziel einer eigenen Kirche in Hardt hartnäckig verfolgten. In Pfarrer Marcellus Langenbacher aus Aichhalden hätten sie schließlich einen einsatzfreudigen Förderer gefunden. Entgegen dem Urteil der Hardter Gremien, die Kirche werde nach dem Plan des Architekten Josef Cades viel zu groß, habe der Pfarrer sogar noch eine Erweiterung um ein Kreuzjoch durchgesetzt, was sich später als Segen erwies.

Dass die Wahl des Kirchenpatrons St. Georg weniger mit dem Kloster St. Georgen zu tun hatte, als vielmehr mit dem Einlösen eines Versprechens an Bauer Georg Klausmann, im Falle einer Spende von 1000 Mark die Kirche nach dem Namenspatron zu benennen, erregte Heiterkeit.

In flottem Marschtempo ging es zur Kapelle am Baschishof, wobei schon vorher an der Abbiegung in den Hofweg ein Bildstock mit der Inschrift "BM 1750" die Aufmerksamkeit auf den Namen des damaligen Bauern Bascha (Sebastian) Maurer lenkte, von dem der Hof seinen Namen hat. Die Baschiskapelle selbst, erbaut 1868 aus Sandstein im neuromanischen Stil, folgt mit ihrem hellen Glöckchen im Dachreiter bis heute dem Brauch des Betläutens, das nun allerdings automatisch erfolgt.

Damals, so Klausmann, habe im Kinzigtal eine Viehseuche gewütet. Die Kapelle sei als Einlösung eines Versprechens gebaut worden, nachdem die Viehseuche den Hof nicht heimgesucht hatte.

Die schönen Bildwerke, eine Pieta, ein Kruzifix und die Figuren von St. Wendelin und St. Agatha waren 1981 von Malermeister Siegfried Hafner neu bemalt worden. In ihrem Innern enthält die Kapelle eine Inschrift, wie der Hof 1803 durch Einheirat in den Besitz der Familie Klausmann gekommen war.

Ein Blitzschlag hatte 1803 den Bauern Xaver Maurer in seiner Schlafkammer erschlagen, während neben ihm seine Frau Anna mit ihrem drei Wochen alten Kind unbeschadet blieb. Diese heiratete nach dem Wiederaufbau des Hauses einen Georg Adam Klausmann aus Mühlenbach, wodurch die weitverzweigte Familie der Klausmann in Hardt begründet wurde. Seit dem 1. Januar 2019 hat Josef Klausmann den Baschishof an Markus und Melanie Wehrle übergeben.

Wer die Geschichte nicht kennt, ahnt nicht, dass an der Stelle des "Erhardskreuzes" an der Weilerstraße, dem nächsten Ziel der Wanderung, bis nach 1800 ein Wallfahrtskirchlein stand, das dem Heiligen Erhard und Santa Katarina geweiht war.

Gewallfahrtet wurde an sechs Tagen des Jahres, doch wurde der Gedenktag des Heiligen Erhard am 8. Januar wegen der winterlichen Temperaturen nicht begangen. Der Patron war ein irisch-schottischer Wanderbischof, der in Süddeutschland verehrt wurde. Die Gruppe erfuhr, dass die stattliche Kapelle noch auf der Rottweiler Pürschgerichtskarte eingezeichnet ist. Die Holzplastik der Katarina befinde sich in der Pfarrkirche St. Markus, Mariazell, die Figur des Heiligen Erhard im Dominikanermuseum in Rottweil. Die schon 1353 erwähnte Kapelle war im Dreißigjährigen Krieg zerstört und 1663 wieder aufgebaut worden.

Eine Teilnehmerin wusste beizutragen, dass ein Bauer mit einem liegen gebliebenen Langholz-Fuhrwerk sein Versprechen, eine sechspfündige Kerze zu spenden, nach geglückter Weiterfahrt nicht mehr für nötig erachtet habe. Kurz danach habe sein Pferd den Fuß gebrochen.

Heiterkeit erregte die Geschichte, dass einem der drei großen Bauern eine Kuh gefehlt habe. Nach längerer Zeit habe man sie tot in der Kapelle aufgefunden. Die von ihr aufgedrückte Tür sei hinter ihr zugefallen. Wie lange die Kapelle nicht mehr besucht worden war, blieb offen, ließ aber Rückschlüsse auf die abnehmende Frömmigkeit zu.

Über den weiteren Verlauf werden wir noch berichten.