Europa: 25 Jahre Partnerschaft zwischen Hardt und Vandoncourt / Herbert Halder hält Reden auf Französisch – mit kleiner Mithilfe

Es ist eine der aktivsten Partnerschaften in Baden-Württemberg: Bis zu 14 gemeinsame Veranstaltungen gibt es jährlich zwischen Hardt und Vandoncourt. Mittlerweile ist aus dieser Verbindung gar eine Familie entstanden.

Hardt. Und das kam so: Stefanie Huber absolvierte ein mehrmonatiges Praktikum in Vandoncourt. Dabei lernte sie Camille Marchand kennen und lieben. Inzwischen hat das Paar zwei Kinder, Luca und Amelie. Die Familie lebt bei Neuenburg am Rhein – also direkt an der Grenze.

Auch Daniela und Juliane Klausmann lebten bei Praktikas bereits mehrere Monate im Partnerort, wo sie auch die französische Kunst zu leben, den "Savoir-vivre", kennen und schätzen lernten. Juliane Klausmann entschied sich aus diesem Grund dafür, sich für den Partnerschaftsausschuss zu engagieren, den sie mit Stefan Peters leitet. Auf Seiten von Vandoncourt leiten Brigitte Cottier und Bernard Peter den Austausch mit Hardt.

Der wohl bewegendste Moment der Partnerschaft kam, als Bürgermeister Herbert Halder im Herbst 2011 einen Kranz am Mahnmal für den früheren Bürgermeister Edouard Montavon nieder legte. Dieser stand einst vor der Wahl, das Dorf Vandoncourt an die SS auszuliefern oder umgebracht zu werden. Er entschied sich dafür, seinen Ort zu schützen und sich selbst auszuliefern. Daher wurde er am 19. August 1944 von der SS ermordet, woran ein Mahnmal im Wald bei Vandoncourt erinnert.

Die Franzosen hätten immer von den Verbrechern der SS gesprochen, nicht von den Deutschen als solchen, erinnert sich Stefan Peters, was ihn sehr beeindruckt habe. Zudem habe Montavons Sohn gesagt: "Gut, dass ihr das tut."

"Ein bewegender Moment", sagt auch Herbert Halder. Die Geste mit der Kranzniederlegung sei sehr stark respektiert worden und habe zur Versöhnung beigetragen.

Herbert Halder war in Vandoncourt hoch im Kurs – auch weil er immer wieder Reden auf Französisch hielt. "Die Leute waren hin und weg", sagt Juliane Klausmann. Allerdings: Geschrieben worden seien die Reden von Stefan Peters oder Werner Aust, verrät sie. Auf der Fahrt nach Vandoncourt sei die Rede oft trainiert und an der Aussprache gefeilt worden. Halder wollte zwar immer wieder seine Französischkenntnisse auffrischen, doch dafür blieb keine Zeit, so Juliane Klausmann. Sie hat im Übrigen schon einen Wunsch an Halders Nachfolger Michael Moosmann: "Ich wünsche mir, dass er Französisch lernt", baut sie sanften Druck auf.

Die Partnerschaft steht nach 25 Jahren in voller Blüte, was auch daran deutlich wird, dass 24 Personen aus Vandoncourt zum Hardter Dorffest am Wochenende kommen werden. "Die Jugendlichen schlafen in der Werner-Staiger-Halle, die Älteren in Privatquartieren", erzählt Peters.

Gäste mit einem eigenen Stand vertreten

Die beiden Bürgermeister aus Hardt und Vandoncourt, Herbert Halder und Patrice Vernier, werden heute um 14.30 Uhr den Fassanstich vornehmen. Zudem werden die französischen Gäste mit einem eigenen Stand – zwischen dem Obst- und Gartenbauverein und den Caverhill Guardians – vertreten sein. Dort kann Apfelsaft aus Vandoncourt verkostet werden, zudem gibt es Informationen über Vandoncourt und das Département Doubs. Als Dolmetscherinnen werden Stefanie Huber und Juliane Klausmann im Einsatz sein.

Nach dem ökumenischen Gottesdienst am Sonntag wird um 11 Uhr der Festakt zur 25-jährigen Partnerschaft beginnen. "Das Dorffest bietet hierzu einen schönen Rahmen", freut sich Stefan Peters.

Der ursprüngliche Partnerschaftsvertrag wurde zunächst in Frankreich und sechs Monate später in Hardt unterzeichnet. Daher wird die 25-jährige Partnerschaft nochmals im kommenden Jahr in Vandoncourt gefeiert.

Dort werde es, erzählt Peters, zum Nationalfeiertag am 14. Juli – also in exakt einem Jahr – ein republikanisches Buffet geben. "Wir wollen die Freundschaft feiern und zusammensitzen", sagt er.

Die Beziehungen sollten vor allem auf der individuellen Ebene stattfinden, sagte Patrice Vernier, der Bürgermeister von Vandoncourt von Anfang an. "Er hat schon immer gesagt: Wenn es nicht so läuft wie bei unserer Partnerschaft, dann können die in Paris und Berlin machen, was sie wollen. Wir leben die europäische Idee", erinnern sich Stefan Peters und Werner Aust an Verniers Worte.

Nahezu alle Vereine seien in den Austausch eingebunden, aber auch die Kirchengemeinde und Grundschule sei dabei. So gibt es zwei Mal jährlich einen eintägigen Schüleraustausch bei den Dritt- und Viertklässlern. "Das ist ein wichtiger Grundstein der Partnerschaft", sagt Stefan Peters. Außerdem hat die Grundschule eine Französisch-AG, die Anne Herzog leitet.

Zudem ist beispielsweise ein gemeinsamer Besuch der beiden Obst- und Gartenbauvereine bei der Landesgartenschau in Lahr geplant. Die beiden Schwarzwaldvereine wandern später im Jahr am Feldberg.

n Online Französische Freunde Weitere Fotos zur Partnerschaft gibt es unter www.schwarzwaelder-bote.de