Quelle: Unbekannt

Reise: Der schwarze Kontinent ist das zweite Zuhause von Alfred Pfaff / Uhren ticken dort deutlich anders

Alfred Pfaff ist weg. Weit weg. In etwa 6500 Kilometern Entfernung sitzt er in diesem Moment vermutlich auf seinem Motorrad und fährt durch den Westen von Kenia.

Hardt. Nein, der 08/15-Pauschalurlaub ist nicht die Sache von Alfred Pfaff. Er liebt das Abenteuer und erkundet jeden Winkel des schwarzen Kontinents mit seiner Yamaha 600 Enduro.

Das "Afrikafieber" hat ihn bereits 2007 gepackt, als er an einer geführten Motorradtour von Namibia nach Tansania teilnahm. "In der Gruppe ist das aber immer so eine Sache. Da habe ich mir gedacht: ›Das kann ich auch alleine‹", sagt Alfred Pfaff kurz vor seiner Abreise zur nächsten Afrikatour, die am 12. April enden soll.

Er hörte von Bekannten, die gar mit dem Wohnmobil durch Afrika reisten. "Dann sollte das mit dem Motorrad kein Problem sein", dachte er sich. Seitdem reist er jedes Jahr ein- bis zweimal durch Afrika – und hat mitunter abenteuerliche Dinge erlebt.

Mit der Fähre ging es 2011 von Venedig in Richtung Ägypten. Dabei kam er auch an Syrien vorbei – drei Monate, bevor dort die Hölle auf Erden mit dem bis heute anhaltenden Bürgerkrieg losbrach.

In Ägyptens Hauptstadt Kairo herrscht im Straßenverkehr Anarchie. Dort gehören Pferde- und Eselskarren ebenso zum ganz normalen Straßenbild wie Ladewagen auf der Autobahn. Zudem seien in der Nähe von US-Militäreinrichtungen die GPS-Koordinaten verfälscht, was die Orientierung massiv erschwere, so Pfaff. Schilder seien nachts nicht zu sehen und die Verständigung mit Einheimischen sei problematisch bis unmöglich.

Grenzübertritt

Als auch dieses Problem gelöst war, ging es weiter in Richtung Assuan-See und in den Sudan. "Dort kam ich auf den Sandpisten gut vorwärts. Die einzige Schwierigkeit: Im Südosten war der Boden aufgrund des Bürgerkriegs vielerorts vermint", erinnert er sich. Doch auch das überstand er und so bestaunte er später den Kamelmarkt in der Hauptstadt Khartoum.

Äthiopien ist weit weg von der Reisefreiheit der Schengen-Zone und daher ist der Grenzübertritt dort nicht so einfach. "Man braucht dort per E-Mail ein Schreiben der deutschen Botschaft, um mit diesem über die Grenze zu kommen", erzählt Pfaff. Allerdings: Das Schreiben darf höchstens drei Tage alt sein, was die ganze Sache nicht gerade vereinfacht, da der Zugang zu E-Mail und Internet alles andere als selbstverständlich ist.

Eine echte fahrerische Herausforderung stellten anschließend die Steinwüsten im Norden von Kenia dar – bei knapp 40 Grad im Schatten. Dort gebe es mehr Kamele als in Ägypten, da dort viele Nomaden lebten. Man müsse oft im Konvoi fahren, da Strolche und Wegelagerer unterwegs seien, weiß Pfaff. "Mich hat es zwei oder drei Mal hingelegt, aber sonst ist nichts passiert", beruhigt er. Die einmalige Natur um den Mount Kenya entschädigte für die Mühen, bevor er sein Motorrad in Mombasa parkte und unterstellte.

Das bevorzugte Reiseziel des Hardter ist seitdem Ostafrika. Touren führten ihn bereits nach Uganda, Ruanda, Botswana, Burundi, Sambia, Malawi und Mosambik.

Dort gibt es immer wieder außergewöhnliche Erlebnisse. So schipperte er von Tansania nach Sambia über den Tanganjikasee auf einem Schiff aus deutscher Kolonialzeit. Dort sei der Charme vergangener Zeiten lebendig gewesen, erinnert sich Alfred Pfaff. Auch wenn er von den Nationalparks von Südafrika oder Botswana erzählt, leuchten seine Augen.

Uganda ist das einzige Land, in dem man Nationalparks mit dem Motorrad durchqueren könne. Dort könne einem schon einmal eine Herde Büffel oder Elefanten mitten auf der Straße entgegen kommen. Bei einem Tauchgang im Malawisee taucht man in eine sprichwörtlich andere, bunte Welt ein. "Dort kommen die ganzen Zierfische für unsere Aquarien her."

In Kenia würden nachts die Flusspferde aus dem Wasser kommen und um das Zelt herumgrasen. Dieses nutze er aber nur für Notfälle, ansonsten übernachte er in günstigen landestypischen Hotels. Es könne schon einmal sein, dass dieses kein fließendes Wasser habe und man stattdessen mit einem gefüllten 20-Liter-Bottich abgespeist werde.

Seine Yamaha hat ihn bisher noch selten im Stich gelassen. Drei Mal sei der Sprit ausgegangen, doch die Einheimischen hätten ihm stets geholfen. Einmal habe er in Tansania auch einen Tag an der Tankstelle auf den Tanklaster warten müssen. Einen wichtigen Tipp hat er aber: "Man sollte nie nachts fahren." Auf manchen Strecken habe man zudem als Motorradfahrer keine Rechte und es werde von Bussen oder Lastwagen keinerlei Rücksicht genommen. Auch die Beschilderung sei öfters mangelhaft. Wenn zuhause ein Stück Blech fehle, montiere man eben ein Schild ab, lautet seine Beobachtung.

Auch in Sachen Gesetze wird vieles recht hemdsärmelig gehandhabt. Alfred Pfaff wurde einmal mit 67 km/h erwischt, erlaubt waren 60. Der Polizist rechnete so: Pro km/h Überschreitung falle ein Dollar Strafe an, also insgesamt sieben. Nachdem Pfaff bezahlt hatte, kamen die beiden ins Gespräch. Als sich heraus gestellt hatte, dass er Tourist war, erhielt er gar die sieben Dollar wieder zurück.

Doch warum ist es immer wieder Afrika? "Die Menschen sind sehr freundlich", berichtet er. Sie interessierten sich sehr für ihn als Reisenden und Deutschland im allgemeinen. Es gebe auch dort gute Gaststätten und gutes Bier. Letztendlich freue er sich aber über sein Glück, in Deutschland geboren zu sein. Und so freut er sich auch wieder darauf, bei einem Weizen seinen Zuhörern von Abenteuern im fernen Afrika zu erzählen – doch bis es soweit ist, spult er noch viele Kilometer ab und genießt die Natur und die Weite Afrikas.