Michael Moosmann ist schon längst im neuen Amt als Bürgermeister von Hardt angekommen. Foto: Dold Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Bürgermeister Michael Moosmann zieht eine erste Zwischenbilanz

Hardt. Halle, Kindergarten, Gewerbegebiet: Für Michael Moosmann ging es vom Start an in die Vollen. Nun ist er seit 100 Tagen im Amt. Grund genug zum Nachhaken, wie er den Beginn seiner Amtszeit erlebt hat. Im Gespräch mit unserer Zeitung stand er Rede und Antwort – auch zu ungewöhnlichen Fragen. Sein Bürgermeisterkollege Peter Schumacher aus Dunningen prophezeite ihm beispielsweise eine deutliche Gewichtszunahme im neuen Amt.  

Herr Moosmann, wie viel haben Sie seit dem 1. September zugenommen?

Seitdem habe ich insgesamt rund vier Kilo abgenommen. Das liegt allerdings auch daran, dass ich in der Zeit von der Bewerbungseinreichung bis zum 1. September rund zwei Kilo zugenommen hatte.  

Sie waren vom ersten Tag an in schwierige Entscheidungen – zum Beispiel beim Thema Halle – eingebunden. Hätten Sie sich den Start einfacher vorgestellt?

Aufgrund meiner Beobachtungen und Erfahrungen aus der Stadt Schramberg hatte ich bereits mit einem schnellen und abrupten Start gerechnet. Aufwendiger und komplizierter als gedacht wurde es jedoch vor allem durch die unvorhersehbaren Aufgaben und Probleme wie zum Beispiel die Betriebsführung im Stromnetz, welche es zu bewältigen galt. Hier konnte ich mich glücklicherweise auf mein erfahrenes und hilfsbereites Team verlassen, welches mir die zur Entscheidungsfindung notwendigen Informationen aufbereitet und erläutert haben.  

Bleibt noch genügend Freizeit oder sind Sie seit 100 Tagen im roten Bereich?

Das gestiegene Arbeitspensum wirkt sich wie zu erwarten war auch auf die Freizeitgestaltung aus. Jedoch sind die Überstunden schnell vergessen, wenn wie bisher die positiven Rückmeldungen seitens der Bürgerschaft und des Gemeinderats die Ergebnisse sind. Rückblickend betrachtet habe ich mich etwa ein bis zwei Wochen im roten Bereich befunden, was ich allerdings in darauf folgenden Wochen wieder ausgleichen konnte. Das Erreichen des roten Bereichs an sich sehe ich nicht unbedingt als negativ an, da ich an den Herausforderungen wachsen und mich weiter entwickeln will.     

Wie wurden Sie von den Menschen in Hardt aufgenommen?

Ich wurde von den Menschen auf dem Hardt offen und mit einer positiven Neugier empfangen und traf bei allen Bürgerinnen und Bürgern, mit welchen ich bisher Kontakt hatte, stets auf unvoreingenommene Gesprächspartner.  

Grausamkeiten sollten zu Beginn einer Amtszeit verübt werden. Wann kommt der Ausbau des Lehen-, Oberhardt- und Theilenwegs, den die Anwohner mitfinanzieren müssen?

Den erschließungspflichtigen Ausbau einer Straße würde ich nicht als Grausamkeit, sondern eher als Notwendigkeit bezeichnen. Jeder Grundstückseigentümer muss innerhalb eines Wohn-, Gewerbe-, oder Baugebietes einmal für sein Grundstück Erschließungsbeiträge zahlen. Manche bereits direkt beim Kauf des erschlossenen Grundstückes, andere bei der nachträglichen Erschließung. Wichtig ist mir bei diesen Projekten die Kommunikation und die offene Darstellung der Vorgehensweise, damit die Bürger mitgenommen werden.

Zusätzlich ist die finanzielle Situation der Gemeinde als auch eventuell notwendige Grundstücksverhandlungen über den Zeitplan der Umsetzung entscheidend. Aus diesen Gründen kann ich aktuell noch nicht sagen, welche der drei Straßen wie und wann ausgebaut wird. Ich gehe allerdings davon aus, dass wir gegen Mitte oder Ende meiner ersten Amtszeit eines der Projekte in Angriff nehmen werden. Bis dorthin wird voraussichtlich die Erweiterung der Kindertagesstätte und ein neues Baugebiet unsere Ressourcen in Anspruch nehmen.  

Welches war der schönste Moment in den ersten 100 Tagen?

Die beiden schönsten Momente waren, als die Bürgerschaft bei den ersten beiden Gemeinderatssitzungen das Angebot zur Besichtigung der Arthur-Bantle-Halle und des Gewerbegebiets so zahlreich wahrgenommen hat. Es freut mich zu sehen, dass die Leute Interesse an den Entwicklungen in unserer Gemeinde haben und auch das Interesse am politischen Willensbildungsprozess vorhanden ist. Die positiven Rückmeldungen seitens Gemeinderat und Bürgerschaft haben das Ganze noch unterstrichen.  

Was war am schwierigsten?

Der schwierigste Moment war, als die Entscheidung über die weitere Vorgehensweise zur Sicherstellung des Stromnetzbetriebs zu fällen war, nachdem das bisherige Unternehmen mitteilte, dass es die Betriebsführung ab Oktober nicht mehr fortsetzen könne. Aufgrund des geringen Zeitpuffers musste eine schnelle Entscheidung unter Berücksichtigung der Vor- und Nachteile getroffen werden. Künftig wird das Hardter Stromnetz technisch durch die ED Netze betreut.  

Hardt ist seit kurzem verschuldet, das sind die Bürger nicht gewohnt. Was wollen Sie tun, damit sich das wieder ändert?

Die Gemeinde Hardt war erst seit August 2017 schuldenfrei und bereits im August 2018 musste wieder eine Verschuldung von rund 400 000 Euro vorgewiesen werden. Die Aufnahme des Kredits von 1,5 Millionen Euro im Oktober spielt selbstverständlich in einer ganz anderen Größenordnung, jedoch wurden vor allem in den vergangenen zwei Jahren viele große Investitionen – wie zum Beispiel die Arthur-Bantle-Halle oder das Gewerbegebiet – getätigt. Eine steigende Verschuldung war aufgrund der nicht ausreichenden Liquiditätsreserve unausweichlich. Die Erweiterung der Kindertagesstätte ist bei diesen Summen jedoch noch nicht enthalten. Um am Ende der Laufzeit der aktuellen Kredite im Jahr 2038 wieder schuldenfrei zu sein, müssen wir unsere Investitionen wieder unserer finanziellen Leistungsfähigkeit anpassen. Das bedeutet dann aber auch, dass nicht alle Wünsche erfüllt werden können.      

Damit Sie ein echter Hardter werden: Gibt es schon Umzugspläne?

Ich habe mich bereits nach Häusern auf dem Hardt umgesehen, jedoch keines im Rahmen meiner finanziellen Möglichkeiten und entsprechend meiner Vorstellungen gefunden. Die aktuell am Markt herrschenden Preise stehen leider oft in keinem Verhältnis zum angebotenen Gebäude und Grundstück. Wenn man sich jedoch an den Zeiten orientiert, welche ich in Hardt verbringe, so kann man ruhigen Gewissens schon sagen, dass ich echter Hardter bin.