Dessen Auswirkungen machten aber auch vor den Hardtern nicht Halt. Viele junge Männer kehrten aus dem Krieg nicht mehr heim oder wurden vermisst. Die Menschen im Ort selbst blieben von Kriegshandlungen weitgehend verschont. "Wir waren arm, aber vom Krieg selbst bekamen wir nur wenig mit", erzählt eine Zeitzeugin.
Großer Aufruhr herrschte lediglich, als ein deutscher Jagdflieger ein feindliches Flugzeug abschoss. Dieses krachte an der Steinreute auf die Erde, woraufhin sich viele hektisch zum Ort des Geschehens aufmachten.
Der Einmarsch der französischen Truppen traf die Hardter nicht unvorbereitet. Karl Marte, der "Untere Beck", schwang die weiße Bäckerschürze als Zeichen der Kapitulation. Die Menschen im damals noch stark landwirtschaftlich geprägten Ort vergruben Vorräte im Garten, damit diese nicht von den Besatzern mitgenommen werden konnten. Diese Sorge war nicht unberechtigt, wie sich schnell zeigen sollte.
Die einfachen Soldaten waren meist Marokkaner, da Marokko damals noch eine französische Kolonie war. Deshalb mussten diese Landsleute im Zweiten Weltkrieg auf französischer Seite kämpfen. Die Kinder erlebten den Einmarsch zumeist im sicheren Keller – und mussten von dort mitansehen, wie marokkanische Soldaten beispielsweise einen Leiterwagen mitnahmen. "Der war für uns damals so viel wert wie heute ein Auto", so eine Zeitzeugin.
Die Offiziere der Besatzer hingegen waren Franzosen. Diese wandten sich zunächst an den damaligen Bürgermeister Gregor Haberstroh – und das nicht gerade zimperlich. Dieser wurde mit der Waffe bedroht, da die Franzosen zunächst dachten, er sei eingefleischter Nazi. Der damalige Pfarrer sprach den Schultes aber davon frei, was ihm die Franzosen abnahmen.
Haberstroh musste aber dafür sorgen, dass einige französische Offiziere eine Zeit lang in Hardt untergebracht wurden. Sie wurden dann kurzerhand in einigen Familien einquartiert, die nicht ganz freiwilligen Zuwachs erhielten. Ihre Zeit vertrieben sich die Franzosen dabei unter anderem mit der Jagd, indem sie in den Wäldern Rehe schossen. Viele der Franzosen stammten aus Elsass-Lothringen und konnten daher Deutsch. Sie postierten einen Panzer am alten Wasserreservoir am Oberhardtweg, von wo aus der Überblick über Hardt am besten war. Schnell waren die Franzosen aber wieder weg, da sie nach Indochina in den nächsten französischen Krieg ziehen mussten.
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