Das Kriegerdenkmal erinnert an die vielen gefallenen und vermissten Soldaten aus Hardt. Foto: Dold Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Einmarsch der Franzosen in Hardt vor 75 Jahren / NS-Parteigenossen beerdigen "Drittes Reich" am Vorabend

Von der Hohreute aus beobachteten viele das Anrücken der französischen Truppen: Am 20. April 1945 – ironischerweise am Geburtstag des "Führers" – endete der Zweite Weltkrieg in Hardt.

Hardt. Panzersperren, die der Volkssturm errichtet hatte, hätten damals auf Anweisung der Nazis noch geschlossen werden sollen. Letztlich kam es aber nicht mehr dazu, da diese die Franzosen nur kurzzeitig aufgehalten hätten. Zudem war der Krieg ohnehin schon längst verloren – und dessen Ausgang hätte sich sicherlich nicht durch Panzersperren an den Ortseingängen von Hardt geändert. Was die Menschen aber beobachten konnten: Auf der Hutneck wurde kurz zuvor ein Haus durch einen Panzerbeschuss in Brand gesetzt.

Gebhard Menrad, der an der Hardter Geschichte sehr interessiert ist, erinnert sich an Gespräche mit Zeitzeugen wie Roland Haberstroh oder Alfred Fehrenbacher, die einst von diesen aufwühlenden Tagen berichteten.

Einige NS-Parteigenossen, die es natürlich auch in Hardt gab, hätten sich am Vorabend des Einmarschs hinter dem Gasthaus Kreuz getroffen, um das "Tausendjährige Reich" symbolisch zu beerdigen. "Und jetzt glaube ich erst recht an den Endsieg", habe dort einer gesagt. Allerdings hatte der Nationalsozialismus in Hardt nicht so leicht Fuß fassen können, da sich die meisten Menschen der katholischen Kirche stärker verbunden fühlten als dem "Dritten Reich".

Dessen Auswirkungen machten aber auch vor den Hardtern nicht Halt. Viele junge Männer kehrten aus dem Krieg nicht mehr heim oder wurden vermisst. Die Menschen im Ort selbst blieben von Kriegshandlungen weitgehend verschont. "Wir waren arm, aber vom Krieg selbst bekamen wir nur wenig mit", erzählt eine Zeitzeugin.

Großer Aufruhr herrschte lediglich, als ein deutscher Jagdflieger ein feindliches Flugzeug abschoss. Dieses krachte an der Steinreute auf die Erde, woraufhin sich viele hektisch zum Ort des Geschehens aufmachten.

Der Einmarsch der französischen Truppen traf die Hardter nicht unvorbereitet. Karl Marte, der "Untere Beck", schwang die weiße Bäckerschürze als Zeichen der Kapitulation. Die Menschen im damals noch stark landwirtschaftlich geprägten Ort vergruben Vorräte im Garten, damit diese nicht von den Besatzern mitgenommen werden konnten. Diese Sorge war nicht unberechtigt, wie sich schnell zeigen sollte.

Die einfachen Soldaten waren meist Marokkaner, da Marokko damals noch eine französische Kolonie war. Deshalb mussten diese Landsleute im Zweiten Weltkrieg auf französischer Seite kämpfen. Die Kinder erlebten den Einmarsch zumeist im sicheren Keller – und mussten von dort mitansehen, wie marokkanische Soldaten beispielsweise einen Leiterwagen mitnahmen. "Der war für uns damals so viel wert wie heute ein Auto", so eine Zeitzeugin.

Die Offiziere der Besatzer hingegen waren Franzosen. Diese wandten sich zunächst an den damaligen Bürgermeister Gregor Haberstroh – und das nicht gerade zimperlich. Dieser wurde mit der Waffe bedroht, da die Franzosen zunächst dachten, er sei eingefleischter Nazi. Der damalige Pfarrer sprach den Schultes aber davon frei, was ihm die Franzosen abnahmen.

Haberstroh musste aber dafür sorgen, dass einige französische Offiziere eine Zeit lang in Hardt untergebracht wurden. Sie wurden dann kurzerhand in einigen Familien einquartiert, die nicht ganz freiwilligen Zuwachs erhielten. Ihre Zeit vertrieben sich die Franzosen dabei unter anderem mit der Jagd, indem sie in den Wäldern Rehe schossen. Viele der Franzosen stammten aus Elsass-Lothringen und konnten daher Deutsch. Sie postierten einen Panzer am alten Wasserreservoir am Oberhardtweg, von wo aus der Überblick über Hardt am besten war. Schnell waren die Franzosen aber wieder weg, da sie nach Indochina in den nächsten französischen Krieg ziehen mussten.