Schon der erste Umzug, den die Katzenzunft im Jahr 1959 organisiert, zeigt eine große närrische Vielfalt. Fotos: Archiv Katzenzunft Foto: Schwarzwälder Bote

Serie: Historie der Katzenzunft (I) / Närrisches Treiben bereits weit vor der Gründung der Zunft / Elferrat wurde abgelehnt

Die stolze Katzenzunft wird 60 Jahre alt. Grund genug, ein Blick in die Geschichte der Hardter Fasnet zu werfen. Die Narretei wurde dort bereits viele Jahre und gar Jahrhunderte vor der Gründung der Zunft gepflegt.

Hardt. Zu Zeiten der Urhöfe im 16. Jahrhundert mussten die Bauern einst eine Fasnetshenne an den Gutsherrn in Schramberg abliefern. Jeweils am Fasnetsdienstag entrichtete jeder Bauer daher brav seine Steuer in Form von ein bis drei älteren Hennen. Doch danach ging es rund: In den Wirtschaften wurde mit den Bauern aus der Umgebung kräftig Fasnet gefeiert, wie in Amtsprotokollen jener Zeit mit Missfallen notiert wurde.

Mit dem Wachstum der Gemeinde verlagerte sich das närrische Treiben mehr und mehr nach Hardt. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg wurde eine kostümierte Fasnet veranstaltet. Am Fasnetssonntag 1925 gab es einen großen Umzug, der an der damals neu eröffneten "Tanne" in Richtung Königsfeld endete, wo die Feierlichkeiten in die nächste Runde gingen. Dieser Umzug blieb aber auf lange Zeit die Ausnahme.

Zunächst eine Sache der einzelnen Vereine

Nach dem zweiten Weltkrieg war die Organisation der Fasnet zunächst eine Sache der einzelnen Vereine. 1949 entschloss man sich wieder zu einen gemeinsamen Umzug, was dann auch in den Jahren danach fortgeführt wurde. Initiatoren waren Otto Ginter und Eugen Kotz. Allerdings musste man immer warten, bis die Musikkapelle vom Umzug in Schramberg wieder aufs Hardt zurückgekehrt war. Ohne Musikkapelle ging also schon damals nichts – das ist bis heute ein Markenzeichen der Katzen bei Umzügen.

Doch 1955 ging beim Umzug so einiges in die Hose, wofür aber weder Narren noch Musiker etwas konnten. Als der Umzug beginnen sollte, brach ein Schneesturm aus, wie man ihn noch selten erlebt hat. Im Nu waren die Papierdekorationen von den Umzugswagen gerissen und flogen durch die Luft. Umzugsteilnehmer und Zuschauer mussten fluchtartig nach Deckung suchen.

Bis dahin wurde die Hardter Fasnet von den Vereinen organisiert. Doch die Bereitschaft zur Organisation war in jener Zeit sehr schwankend und so musste eine neue Form gefunden werden.

Max Broghammer, damals Vorsitzender des Mandolinenorchesters, schlug vor, ein Rundschreiben an alle Vereine zu richten, wie die Fasnet künftig organisiert werden könnte. Man einigte sich auf eine Zusammenkunft im Dezember 1957, bei der folgende Personen anwesend waren: Alfons Herzog, Otto Ginter, Herbert Storz, Stefan Fehrenbacher, Wendelin Roming, Max Broghammer, Arthur Fleig und Edmund Laufer.

Einziges Thema: die Gründung einer Zunft. Eine Hexenzunft wurde zwar andiskutiert, aber schnell wieder verworfen. Vielmehr einigte man sich schnell auf den "Katzenrolle", den Max Broghammer ins Spiel gebracht hatte. So wurden die Hardter schon zuvor bezeichnet, da sie seit jeher offenbar ein streitlustiges Volk waren. Die Dorfchronik aus dem Jahre 1890 besagt beispielsweise, dass selten ein Oberndorfer Gerichtstag vergangen sei, ohne das nicht wenigstens ein Hardter wegen Streit und Händel vor dem Kadi stand.

1957 wurde die Gründung der Zunft mit Elan voran getrieben. Bildhauer Walter Kunz (Schramberg) schuf ein Gipsmodell für eine Maske, welches zur vollsten Zufriedenheit ausfiel. Bei Bildhauer Josef Tränkle (Elzach) wurde eine geschnitzte Holzmaske in Auftrag gegeben, sodass der Gründung der Zunft nichts mehr im Wege stand.

Am 27. März 1958 kam es zur Gründungsversammlung, zu der 21 Interessenten kamen. Die Versammlungsleitung hatte Otto Ginter. Einig waren sich alle, die Katzenzunft aus der Taufe zu heben – nicht jedoch, ob es einen Elferrat oder einen Narrenrat ohne feste Mitgliederzahl geben solle. Fast alle Zünfte der Umgebung hatten einen Elferrat. Max Broghammer setzte sich aber vehement für einen Narrenrat ein. Seine Begründung: "Ein Elferrat ist eine Erfindung des rheinischen Karnevals und nicht der schwäbisch-alemannischen Fasnet."

Franz Flaig wird der erste Zunftmeister

Schließlich einigte man sich auf einen Siebenerrat, der nach einigen Jahren zum Katzenrat wurde. Die Wahlen brachten folgendes Ergebnis für den Rat: Franz Flaig (Zunftmeister), Max Broghammer, Josef Stollbert, Josef Steiner, Otto Ginter, Otto Haberer und Stefan Fehrenbacher. Zum Beisitzer wurde Karl Maier gewählt – und wenig später stand die Feuertaufe bei den ersten Umzügen und Veranstaltungen an.

Zum 60-jährigen Bestehen der Katzenzunft greift der Schwarzwälder Bote deren Historie in einer Artikelserie auf. Hierzu erscheinen in den nächsten Wochen mehrere Beiträge über Entstehung und Geschichte der Zunft und deren Protagonisten. Das Jubiläum wird mit einem Showtanzabend am Samstag, 3. Februar, und einem großen Umzug am Sonntag, 4. Februar, gefeiert.