Corona: Vier Urlauber in Costa Rica gestrandet / Rückkehr hängt am seidenen Faden / Virus schränkt Reisefreuden gehörig ein

Kräftig durchatmen können vier Urlauber aus Hardt und Aichhalden: Mit dem für längere Zeit letzten Flieger schafften sie es aus Costa Rica heraus – und über Umwege in die Heimat. Die Traumreise wäre beinahe zum echten Horrortrip geworden.

Hardt/Aichhalden. Gerhard Ginter, Annette Ganter, Frank Herzog und Jochen Armbruster starteten ihre Reise voller Vorfreude. Corona war Anfang März noch kein weltumspannendes Problem. Allerdings zeichneten sich Schwierigkeiten ab: "Wir dachten anfangs nur: Hoffentlich kommen wir problemlos von zuhause weg. Ein Arbeitskollege meinte: ›Ihr solltet eher Sorgen haben, ob ihr wieder heim kommt‹", berichtet Gerhard Ginter. Der Kollege sollte Recht behalten.

Anfangs wurden im artenreichsten Land der Erde Nationalparks, Vulkane und Karibik- und Pazifikstrände bewundert und genossen. Nachrichten von zuhause berichteten von der um sich greifenden Corona-Problematik in Deutschland – in Costa Rica hingegen war davon nichts zu spüren. Lediglich einige Japaner seien an der Grenze zu Nicaragua zu Quarantäne verdonnert worden.

Die Situation änderte sich jäh, als der Rückflug mit der Zwischenstation Madrid gestrichen wurde – und zwar ersatzlos. Nun schrillten die Alarmglocken, da der geplante Flug nur noch eine Woche entfernt war. Die Urlauber setzten sich mit dem Reisebüro in Verbindung. Dieses verwies auf den Flughafen in der Hauptstadt San Jose. Dort waren aber lediglich lange Menschenschlangen zu sehen – mitunter brachen Personen angesichts der Situation in Tränen aus.

Frank Herzog wurde darauf hingewiesen, sich bei einem Frachtcenter einen Kilometer vom Flughafen entfernt zu erkundigen. Nachdem dort der Computer auf Hochtouren scharrte und viel Organisation notwendig war, kam die – vorerst – erlösende Nachricht: Ein Flug von San Jose über London-Gatwick und weiter nach Zürich sei möglich. Drei Tage später hieß es aber, der Flug von London-Gatwick nach Zürich sei gestrichen. Nach weiterer Suche wurde dann ein Flug vom Londoner Flughafen Heathrow nach Zürich gefunden.

Schwitzen mussten die Reisenden nicht nur wegen der tropischen Temperaturen, sondern auch, weil in den folgenden Tagen ein Flug nach dem anderen gestrichen wurde. "Die Ungewissheit war da, aber Panik haben wir nicht bekommen", sagt Frank Herzog. Alle waren sich einig: "Wir bleiben im Urlaub, auch wenn in Deutschland die Hütte brennt."

Letztlich kam aber das erlösende Signal – der Flug nach London findet statt. "Wir hatten den letzten Flug von British Airways aus Costa Rica heraus nach London erwischt", erzählt Gerhard Ginter. Dieser sei vier Tage später als der eigentlich geplante Flug gegangen. Das Flughafenpersonal habe den Reisenden neben dem Rollfeld mit der Fahne von Costa Rica zugewinkt.

Die nächste Etappe in London mit dem Wechsel des Flughafens von Gatwick nach Heathrow funktionierte zunächst reibungslos. In den Zügen und U-Bahnen von London geht es sonst zu wie in einem Ameisenhaufen – doch diesmal herrschte gespenstische Leere und Ruhe, da in London eine Ausgangssperre galt.

Der Weiterflug nach Zürich war dann ebenfalls mit Hindernissen verbunden, da die Einreise von Großbritannien in die Schweiz eigentlich nicht möglich war. Ein englischer Angestellter regelte das Problem wortgewandt und mit typisch britischem Humor. "Wir wussten nie, ob es weiter geht und ob es überhaupt klappt", sagt Frank Herzog.

In Zürich war der Flughafen ebenfalls menschenleer. "Nur die Polizei stand Spalier", sagt Gerhard Ginter. Locker nahm es auch der Angestellte auf dem Parkplatz in der Nähe des Flughafens Zürich, wo das Auto abgestellt war. "Ich bin jetzt eh bankrott, da berechne ich die vier Tage zusätzliche Abstellzeit nicht mehr", hieß es dort. "Wir empfehlen dich weiter", hieß es daher von den Urlaubern aus dem Schwarzwald.

Die letzte Etappe über die Grenze in die Heimat verlief problemlos. "Ein Hoch auf den Brexit", waren sich die vier einig – hatten doch die Engländer sie in Costa Rica aus dem Schlamassel geholt. Daher wird es bei der Gruppe künftig wohl noch öfters heißen: "God save the Queen".

Das Auswärtige Amt startete zu der Zeit ein Rückholprogramm für gestrandete deutsche Urlauber weltweit. "Wenn wir uns darauf verlassen hätten, wären wir heute noch nicht da", ist sich Frank Herzog sicher.

Das Programm zur Registrierung ging sofort in die Knie und brach zusammen. Später wurde es immerhin datentechnisch besser, aber man hätte eine Eselsgeduld gebraucht. Anrufe des Auswärtigen Amts erreichten die Urlauber aus Hardt und Aichhalden – allerdings waren sie da schon zuhause.