Um 1930 war der Trostenhof noch mit Stroh eingedeckt (links). Von 127 Milchviehhaltern wurde 1967 die Milch mit fünf Fuhrwerken allmorgendlich zur Sammelstelle in Hardt gebracht. Hier biegt Johannes Broghammer von der Schramberger Straße in den Tischnecker Weg ein (oben). Foto: Schwarzwälder Bote

Heimat: Siegfried Hafner und Martin Flaig sammeln mehr als 1000 Bilder von Hardt / Dokumente füllen inzwischen 14 Ordner

Seit 20 Jahren wird in privater Initiative von zwei Einwohnern in Hardt ein Archiv über die Geschichte der seit 180 Jahren selbstständigen Gemeinde aufgebaut.

Hardt. In 1150 Bildern, aus unzähligen Gesprächen und eigener Erinnerung haben Siegfried Hafner und Martin Flaig die Heimatgeschichte ihrer Gemeinde Hardt gesammelt und dokumentiert.

Bei der Arbeit des Schwarzwaldvereins an der Beschilderung der beiden Hardter Hofwege zu den 15 Urhöfen bis Ende 1998 hatte sich Mitglied Siegfried Hafner oft gefragt, wer wohl früher auf den Höfen gewohnt und in den Werkstätten im Dorf gearbeitet hatte. Der Malermeister kam bei seiner Arbeit in die Häuser seines Dorfs, sah viele alte Familienfotos in den Stuben und hörte noch mehr Geschichten von früheren Bewohnern, die er teilweise gar nicht mehr kannte. Wie könnte man all diese Menschen und ihre Lebensgeschichten vor dem Vergessen bewahren?

Auf eine Anfrage im Bauernverein zu seiner Unterstützung meldete sich "d’ Neubur" Martin Flaig. Zur Bewältigung ihrer neuen gemeinsamen Aufgabe brauchten die beiden die Hilfe der Einwohner in Hardt, deren Familiengeschichten und Fotos zu einer bebilderten Geschichte des Dorfes zusammengeführt werden sollten. Die Idee fand schnell die Zustimmung des damaligen Bürgermeisters Herbert Halder, der auch die finanzielle Unterstützung der Gemeinde zusagte. Ein Aufruf nach Bildern und Dokumenten im "Hardter Bote" im Februar 2000 brachte auch schon erste Ergebnisse.

Dokumentieren wollten Hafner und Flaig öffentliche Gebäude, Urhöfe, Wirtschaften, Handwerk und Gewerbe. Schon im Dezember 2003 konnte die Gemeinde mit Schwarzwaldverein und Bauernverein zu deren 25er-Jubiläen in einer gemeinsamen Ausstellung in der Werner-Staiger-Halle die "Hardter Heimatgeschichte in Bildern" vorstellen; schöpfen konnte man aus einer Sammlung von 550 Fotos und Berichten.

Echte "Winterarbeit"

Das damals älteste gefundene Foto von 1880 stammte von der Familie Josef Klausmann vom Baschishof, einem der Urhöfe. Heute zeigt das älteste Foto im Archiv Benediktenbauer Matthias Broghammer im Jahr 1875. "Übers Jahr haben wir bei Bekannten und Nachbarn nach Bildern gefragt und die alten Fotos im Herbst abfotografieren lassen", betonte Martin Flaig, dass alle Originale wieder an die Besitzer zurückgingen.

Seine "Winterarbeit" war das Beschriften der Bilder, die Siegfried Hafner auf selbst gestalteten Vorlagenblättern für jedes Dokument befestigt hatte. Zuvor hatten die beiden Heimatforscher die gefundenen Angaben über Personen und Häuser genau überprüft, teilweise in Archiven oder mit gesammelten Dokumenten. "Verlässliche Daten sind wichtig", bekräftigte Martin Flaig ihre sorgfältige und aufwendige Arbeit.

So wurde eine Zeitangabe zum Hausbau plausibel, weil "der Einzug in ein neu gebautes Haus früher erst nach der Hochzeit stattfand". Das habe sich geändert, aber dafür seien heute sichere Belege im Rathaus zu finden. Zwischen 20 und 70 Bilder seien jährlich neu ins Archiv aufgenommen worden, das nicht nur stark angewachsen sei. Die ursprünglich vier Bereiche sind längst in elf aufgefächert, Bilder und Daten in mehr als 14 Ordnern abgelegt. Im Inhaltsverzeichnis des Archivs stehen die Bereiche politische Gemeinde, Schule, Kirche, Urhöfe, Gasthäuser, Häuser und Gebäude vom Süden (Nägelesee) über Mitte bis zum Norden (Friedrichsberg), Landwirtschaft, Handwerk, Handel, Personen und Dorfgeschehen.

Im Ordner der Kirche finden sich vor der Gründung der Kolpingsfamilie am 22. April 1951 Fotos und Daten vom katholischen Jünglingsverein (1897), nach 1918 vom Jungmännerverein und ab 1934 auch vom Jungmädchenverein. Nach dem Krieg ging die 1946 gegründete katholische Schwabenjugend zur Kolpingsfamilie über. Ähnlich detailliert sind auch viele Familienfotos dokumentiert, oft mit drei Generationen.

So ist das Archiv der Gemeinde eine Ergänzung zum Heimatbuch von Alfons Brauchle. Als ein stilles Abschiedsgeschenk hat Herbert Halder das gesammelte Werk digitalisieren lassen, mit einer Suchfunktion sind Daten und Bilder auf dem Bildschirm zu sehen sowie auf den Datenblätter in einem der 14 Ordner zu finden. Eigentlich soll das Archiv jedem Bürger in Hardt für den Eigenbedarf zur Verfügung stehen, aber es müsste noch geregelt werden, wo und wie Einsicht genommen werden kann. Fotos können bei Foto Kasenbacher nach ihrer Nummerierung bestellt werden, natürlich entsprechend den Vorschriften für Datenschutz.

Trotz der sehr gründlichen und umfangreichen Sammlung gibt es noch Lücken, die von den Bürgern gefüllt werden können, zum Beispiel mit Fotos von landwirtschaftlichen Geräten.