Knut Kircher (links) mit Vertretern des FC Hardt. Foto: FC Hardt

Fußball: Knut Kircher pfeift heute Kreisliga A. Ein Hauch von Profifußball. Nach dem Spiel eine Grillwurst.

Hardt/Eschbronn - Das heutige Derby zwischen dem FC Hardt und der SG Mariazell/Locherhof (18.30 Uhr) pfeift niemand Geringerer als der ehemalige Fifa-Schiedsrichter Knut Kircher. Marcel Schlegel oder Ian Moosmann könnten heute mit Xabi Alonso und Arjen Robben gleichziehen - denn die beiden wurden bereits von Kircher vom Platz gestellt. Im Gespräch mit unserer Zeitung verriet er, was er über die örtlichen Vereine weiß und warum er ein Kreisliga-Spiel pfeift.  

Herr Kircher, werden die Karten bei Ihnen heute Abend locker sitzen?

Absolut nicht. Weder locker noch fest, sondern an Ort und Stelle, wo sie hingehören. Wenn ich sie brauche, hole ich sie aber natürlich raus.  

Informieren Sie sich, ob Spieler wie Marc Haberstroh oder Daniel Schaumann potenziell rotgefährdet sind?

(lacht). Das wüsste ich jetzt nicht, da ich die Liga dann doch nicht so gut kenne. Da lasse ich mich ganz spontan auf die Jungs ein, denn die wollen Fußball spielen. Für die ist nicht so interessant, wer da als Schiedsrichter kommt. Die wollen Tore schießen und einen schönen Abend mit ihrem gemeinsamen Hobby haben: dem Fußball.

Haben Sie zuvor schon vom FC Hardt, dem SV Mariazell oder FV Locherhof gehört?

Mariazell/Locherhof habe ich schon gehört, aber noch nie gepfiffen. Ein Match des FC Hardt habe ich sogar schon einmal geleitet und zwar Ende der 1990er-Jahre bei einem Bezirksliga-Spiel beim SV Gosheim (Anmerkung der Redaktion: Dieses Spiel ging aller Wahrscheinlichkeit nach für den FC Hardt verloren – leider). 

Worin liegt für Sie der Reiz, eine Kreisliga-Partie zu leiten?

Es kam aus einer Anfrage vom FC Hardt zustande, weil wir bei der Verleihung des Vereinsehrenamtspreises 2018 in Rottweil Kontakt hatten. Da habe ich mir das überlegt und mir gesagt: Wieso nicht? Zurück zu den Wurzeln und wieder ein Kreisliga-Spiel pfeifen? Gerne. Das ist aber eine absolute Ausnahme, da ich an den Wochenenden als Schiedsrichter-Beobachter in der ersten und zweiten Bundesliga unterwegs bin.  

Wie ist es für Sie, ohne Linienrichter zu pfeifen?

Assistenten in der Kreisliga A wären Wettbewerbsverzerrung, daher bin ich auf mich alleine gestellt. Schon alleine das ist eine Herausforderung. Deshalb werde ich das auch gar nicht so locker angehen. Man kann nicht sagen: "Das mache ich jetzt so einfach aus dem Hüftgelenk heraus." Das sind andere Ansprüche und die Leute dort haben zurecht Ansprüche, denn sie wollen schließlich ordentlich gepfiffen werden.

Was halten Sie vom Engagement der Kreisligaschiedsrichter allgemein?

Ich finde es bewundernswert, denn die Schiedsrichter, die im Jugend- und Amateurbereich pfeifen, sind Menschen, die vorangehen und die Wochenende für Wochenende den Spielbetrieb aufrechterhalten. Das ist sehr lobenswert. Dort kriegt man ein direktes Feedback vom Spielfeldrand.

Mehr als in der Bundesliga?

In der Bundesliga bekommen Sie das von einer größeren Masse zu spüren. Im Kreisliga-Fußball können Sie das aber direkt zuordnen.

Welche Stars haben Sie in der Bundesliga vom Platz gestellt?

Ich war immer froh, wenn ich es ohne Platzverweise über die Bühne bekam. Daher bin ich nicht auf dem Platz gegangen mit dem Vorsatz: "Heute haue ich den oder den vom Acker." Es ist ein besseres Erlebnis, wenn man mit 22 Spielern auf den Platz kommt und mit 22 auch wieder runter geht. Die Zahl meiner Platzverweise ist daher überschaubar. Es ist nicht so, dass ich das auf einer Liste verewigt habe.  

Werden Sie nach dem Spiel noch auf eine Grillwurst ins Festzelt gehen?

Ja, natürlich, das gehört doch dazu. Ich gehe davon aus, dass es dort etwas zum Abendessen gibt und wir etwas trinken können. So kommt man mit den Leuten in Kontakt.

Sein erstes Bundesligaspiel pfiff Kircher am 8. September 2001 bei TSV 1860 München gegen Nürnberg. Insgesamt leitete er 244 Bundesligaspiele. Zudem war er Schiedsrichter beim Pokalfinale 2008 zwischen Bayern München und Borussia Dortmund. In der Champions League steht ein Einsatz bei ZSKA Moskau gegen Fenerbahce Istanbul zu Buche.