Die Teilnehmer der Kapellen- und Feldkreuzwanderung vor der Benediktenkapelle auf dem Tischneck. Foto: Bargenda Foto: Schwarzwälder Bote

Historie: Wanderung zu Kleindenkmalen und Kapellen bringt Spannendes zutage / Zeugnisse aus vergangenen Tagen

Es war ein regelrechtes Fest für alle Geschichtsinteressierten – die Rede ist vom zweiten Teil der Kapellen- und Feldkreuzwanderung. Diese war ein weiterer Bestandteil des Kirchenjubiläums, das mit einer Vielzahl von Veranstaltungen gefeiert wird.

Hardt. Zwei "Überzeugungstäter" machten die beiden Wanderungen möglich: Schwang bei der ersten Ausgabe im Frühjahr Xaver Klausmann das Zepter, so war dieses Mal Reinhold Broghammer der Macher – und er hatte viele Informationen zu den einzelnen Stationen parat. Die beiden forschten aber lediglich für das Kirchenjubiläum zu Feldkreuzen und Kapellen, wie sie betonen.

Knapp 40 Personen nahmen an dieser Führung teil. Ging es bei der ersten Auflage in Richtung Hugswald und Friedrichsberg, so wurden diesmal Gebiete wie der Tischneck oder das Oberhardt angesteuert. Immer wieder hätten sich auch "versteckte Fachleute" wie Harald Bargenda oder Franz Rapp mit eingebracht, lobte Reinhold Broghammer. Immer wieder seien noch Gruppen zusammen gestanden und hätten gefachsimpelt.

Erste Station war das Kreuz bei der ehemaligen Autowerkstatt Broghammer im Winkel. Dieses stand einst an der Schramberger Straße, wurde aber im Zuge des Straßenausbaus weiter nach hinten versetzt. Einst machte die Prozession an Christi Himmelfahrt dort die erste Station, bevor es zum "Oberen und Unteren Beck" und schließlich zu Franz Jauch weiter ging.

Kruzifix ist noch original

Nach dem Feldkreuz an der Schramberger Straße bei der Familie Woelki ging es zum Feldkreuz bei der Familie Schmalz, ebenfalls in der Schramberger Straße. Dieses wurde 1883 errichtet, wusste Reinhold Broghammer, und im Jahr 1960 erneuert. 1969 wurde es weiter nach oben versetzt. Übrigens: Das Kruzifix ist immer noch das Original aus dem 19. Jahrhundert. Errichtet wurde es im Gedenken an eine Frau aus dem Hause Schmalz, die bei einem Tanzabend im "Grünen Baum" aus heiterem Himmel verstarb.

Der Benediktenhof – ein Urhof – auf dem Tischneck wurde zwar vor zehn Jahren abgerissen, die Kapelle steht aber noch – und kommt seitdem deutlich besser zur Geltung. Geweiht wurde diese nicht, es durften keine Messen abgehalten werden. Das erlaubte der in Schramberg ansässige Graf von Bissingen vor dem Bau der Kapelle im Jahr 1764 nicht. Lediglich ein Rosenkranz durfte dort gebetet werden. Ein Ölgemälde in der Kapelle zeigt die Krönung Mariens. Die Kapelle wurde vor zehn Jahren vom Schwarzwaldverein restauriert.

Nach einer Rast auf der Butzenhöhe ging es zum Feldkreuz an der Ecke Lehenweg/St. Georgener Straße. Dieses wurde 1975 bei einem Unfall zerstört, als ein Autofahrer durch einen Schopf und eine Garage rauschte und auf das Kreuz knallte. Diese Geschichte erzählte Ilse Flaig. "Die Leute waren bei der Sache", freute sich Reinhold Broghammer hinterher. Josef Fehrenbacher sorgte dafür, dass das Kreuz wieder errichtet wurde.

Bildstock gerettet

Das "Pillage-Kreuz" an der Ecke Obertischneckweg/St. Georgener-Straße wurde 1964 von Franz Flaig erneuert.

Spannend ist auch die Geschichte des Bildstocks beim Haus des verstorbenen Alfred Hafner am Ortsausgang Richtung St. Georgen. Dieses stand einst Richtung Maurerhäusle und drohte im Zuge des Straßenbaus wie so manch anderes Feldkreuz zu verschwinden. "Früher hat man leider nicht viel auf solche Kreuze gegeben", bedauerte Reinhold Broghammer. "Diesmal nicht", sagte sich Alfred Hafner und rettete den Bildstock, der fortan an seinem neuen Standort stand.

Das "Oberhardtkreuz" am Römerweg wurde von Anton Broghammer (Isidor) gerichtet. Siegfried Hafner restaurierte nicht nur dieses Holzkreuz, das im Zuge von Bauarbeiten im Jahr 1997 versetzt worden war. Früher seien die Straßen nicht so breit gewesen und hätten keine Gehwege gehabt, sagte Reinhold Broghammer, daher hätten diese oft versetzt werden müssen.

Die Mönchhofkapelle wurde zwar erst im Jahr 2000 gebaut und liegt auf Gemarkung Königsfeld, sie wurde aber trotzdem angesteuert – nicht zuletzt, weil die Katholiken vom Mönchhof zur Hardter Kirchengemeinde gehören. "So etwas gehört auf den Mönchhof", sagte der frühere Wirt Martin Flaig – und dem gaben nicht nur die Teilnehmer der Wanderung Recht.

Elf Kilometer marschiert

Nach einer Station auf dem Nägelesee ging es zum Feldkreuz am Ortseingang aus Richtung Königsfeld. Dieses wurde errichtet, da drei Söhnes des Hauses unverletzt aus dem zweiten Weltkrieg zurück kamen, was beileibe nicht jeder Hardter Familie vergönnt war.

Nach elf Kilometern Wegstrecke war an der Kirche das Ziel erreicht – und die Teilnehmer hatten ihren Wissensdurst gestillt. "Er hat sich da voll reingekniet und es super gemacht", lobte Xaver Klausmann Reinhold Broghammer. Beide Wanderungen seien deutlich besser angekommen als gedacht.