Hans-Jürgen und seine Frau Eliane wollen aus dem "Kreuz" wieder eine echte Hausnummer machen. Foto: Dold Foto: Schwarzwälder Bote

Gastronomie: Hans-Jürgen Schmidt hat mit dem Gasthaus Kreuz Großes vor / Erste Erfahrungen sind bereits vielversprechend

"Das will ich", schoss es Hans-Jürgen Schmidt durch den Kopf, als er in Hardt die Mariazeller Straße hoch fuhr und das "Kreuz" sah. Als er dann noch das Schild "Pächter gesucht" sah, war für ihn der Fall klar.

Hardt. "Das ist ein sehr schönes Gebäude mitten im Ort und an einem wichtigen Wegkreuz gelegen", sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Schon seit einiger Zeit war er auf der Suche nach einer geeigneten Gaststätte, doch hatte sich noch nichts Passendes gefunden. Unter anderem beim "Adler" in Aichhalden hatte es nicht funktioniert.

Bevor Schmidt aufs Hardt kam, lebte er nach 30 Jahren in den USA und Brasilien für kurze Zeit in Dornhan und Dunningen. Der gebürtige Mannheimer hatte sich in Deutschland bei diversen Firmen in seinem Beruf als Gas-Wasser-Installateurmeister beworben, handelte sich aber aufgrund seines Alters von 58 Jahren nur Absagen ein. Anschließend wollte er eine Hot-Dog-Firma gründen, was allerdings an der Finanzierung und den vielen Auflagen in Deutschland scheiterte.

Doch nun möchte Schmidt wieder an die großen Zeiten des "Kreuz" unter der Ägide von Roland Haberstroh anknüpfen. Die Pacht ist auf fünf Jahre ausgelegt, zudem gebe es eine Option auf weitere fünf Jahre, verrät er. Die Gastronomie ist ihm nicht fremd, hatten doch seine Eltern in Mannheim ein Restaurant. "Ruhestand ist nichts für mich. Ich arbeite gerne und habe das auch schon mein ganzes Leben gemacht. Ich werde mein Bestes geben", verspricht er, "und möchte auch Leute aus einem größeren Umkreis ansprechen".

Schmidt sieht sein Engagement im "Kreuz" langfristig, hat er doch eine sehr stattliche Summe investiert – deutlich mehr als ursprünglich geplant – insbesondere in die Gerätschaften der Küche. So dauere es drei Jahre, bis er Gewinne erwirtschaften könne, lautet seine Kalkulation.

Gerne hätte er das Restaurant schon früher eröffnet, doch bis alle Geräte einsatzbereit waren, dauerte es. Auch einen Küchenchef hatte er anfangs noch nicht, aber mit Roland Schmidt habe er nun eine Spitzenkraft gefunden. Positiv hebt er die Zusammenarbeit mit Bürgermeister Herbert Halder und der Gemeindeverwaltung hervor, die von Anfang an hervorragend gewesen sei, betont Schmidt.

Auch zu Hochzeiten möchte er bewirten. Zudem arbeitet er an einem Konzept für Seniorennachmittage mit Tanz und Musik für Senioren aus Hardt und der Umgebung. Zur Fasnet und Fußball-WM wird Schmidt ebenfalls Angebote machen. Im Sommer will er die Terrasse und einen Biergarten eröffnen. Er setzt auf gutbürgerliche Küche, die immer wieder mit brasilianischem Flair gespickt wird. Brasilien Zu dem größten südamerikanischen Land hat er eine besondere Beziehung. Zum einen, weil seine zweite Frau Eliane aus dem Land kommt. "Mi Amor" sagt er zu seiner Frau, mit der er seit zehn Jahren verheiratet ist. In Rio de Janeiro betrieb er mehrere Jahre einen Imbiss. Zudem versuchte er, in seinem angestammten Beruf Fuß zu fassen, doch mit der Mentalität der Südamerikaner sei es nicht immer einfach gewesen – weshalb er und seine Frau sich zum Umzug in seine alte Heimat Deutschland entschieden. Denkbar wäre auch eine Rückkehr in die USA gewesen, doch dort sei die Absicherung im Alter nicht die Beste, weiß Schmidt. USA Um ein eigenes Unternehmen zu betreiben, sei das Land der unbegrenzten Möglichkeiten hingegen fantastisch. Nachdem Schmidt reichlich Fachwissen von seiner Ausbildung als Gas- und Wasserinstallateur in Deutschland mitbrachte, konnte er in den USA in die Vollen gehen. Er arbeitete zunächst drei Jahre in New York, bevor er in Kalifornien seine eigene Firma gründete. "Das Fachwissen deutscher Arbeiter ist in den USA sehr gefragt und geschätzt", weiß Schmidt.

Sein Unternehmen entwickelte sich prächtig, zeitweise beschäftigte er bis zu 30 Mitarbeiter. Aus seiner ersten Ehe gingen drei Jungs und zwei Mädchen hervor, die alle in den Staaten leben.

Eine Tochter ist beispielsweise Direktorin für Special Events bei den renommierten Marriott Hotels. Die erste Ehe ging in die Brüche und so entschloss sich Schmidt im Jahr 2012, in die Heimat seiner zweiten Frau nach Brasilien zu gehen. Erste Erfahrungen in Hardt Mit dem Start seit der Eröffnung Ende Oktober ist Hans-Jürgen Schmidt sehr zufrieden. "Jeder war natürlich neugierig und hat reingeschaut. Am zweiten Weihnachtstag waren wir komplett ausverkauft", erzählt er.

Zunächst einmal wolle er die Leute kennenlernen und das "Kreuz" wieder zu einem Treffpunkt im Herzen von Hardt machen. Er sieht es als Vorteil, dass er in der Region ein unbeschriebenes Blatt sei. "Ich kenne weit und breit niemanden. Im Schwarzwald war ich zuvor nur einmal als Kind und zwar in Freudenstadt", sagt er.

Das größte Problem sei derzeit die Gewinnung von Servicepersonal. Daher könne es insbesondere bei großen Veranstaltungen im Saal zu Engpässen kommen. "An einem Tag habe ich fünf Kilo verloren, weil ich nur am Rennen war", erzählt Schmidt. Lebensphilosophie "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker": Schmidt zitiert gar den Philosophen Friedrich Nietzsche, wenn es um seine Lebenseinstellung geht.

Er lebe bewusst und zwar so, als ob jeder Tag der letzte sein könne. Seine Mutter starb, als er 14 war, sein Vater, als er 22 war – daher weiß er, wovon er redet. "Lange war ich auf mich alleine gestellt und habe so große Disziplin entwickelt", sagt er. "Ich bin ehrlich und direkt. Wenn es irgendwo ein Problem, können die Leute mir es gerne sagen", stellt er klar.