Jubilarin: Anna Fleischmann wird heute 100 Jahre alt

Hardt. Heute, Samstag, gibt es in Hardt ein außergewöhnliches Fest: Anna Fleischmann, die seit 2007 bei der Tochter Brigitte Ganter an der Steinreute wohnt, kann ihren 100. Geburtstag feiern.

Zu diesem besonderen Fest sind ihre drei Kinder (ein Sohn ist vor zehn Jahren verstorben), die elf Enkel und die neun Urenkel eingeladen. In Hardt ist sie nicht die erste Hundertjährige. Vorausgegangen sind ihr Elisabeth Fehrenbacher (1999), Johannes Dold (2013) und Elisabeth Scheer (2019).

Die Jubilarin präsentierte sich im Gespräch als geistig noch äußerst agil. Sie nimmt immer noch regen Anteil am Weltgeschehen, sieht im Fernsehen die Nachrichten und liest täglich ihren "Schwarzwälder Boten". Zwar ist sie beim Gehen auf den Stock und eine Begleitung angewiesen, doch sie macht bei schönem Wetter täglich, begleitet von ihrer Tochter, ihre kleine Runde.

Ärzte hat sie früher nie gebraucht. Rückenschmerzen kennt sie nur vom Hören Sagen. Mit hohem Alter hat Anna Fleischmann schon immer gerechnet, seit eine Zigeunerin ihr als junges Mädchen aus der Hand gelesen und ein langes Leben prophezeit hat. Die vorausgesagten 96 Jahre hat sie nun überschritten.

Welches Geheimnis hat der Jubilarin zu diesem biblischen Alter verholfen? Ihr Lebensmotto war zeitlebens die Disziplin. Der geregelte Ablauf des Tages gab ihrem Leben Struktur. Auch jetzt steht sie täglich zur gleichen Zeit auf, nimmt dann ihr Frühstück ein, strickt noch etwas an den Socken für ihre Liebsten, isst zu Mittag, liest die Zeitung und dreht mit der Tochter ihre kleine Runde. Abends wird gegessen und noch etwas ferngesehen.

Zahlreiche Socken für ihre Familie gestrickt

Mindestens 100 Paar Socken hat die fleißige Oma und Uroma inzwischen gestrickt. Strickanleitungen braucht sie nicht. Neben dem Stricken hat Frau Fleischmann noch ein zweites großes Hobby: sie mag Blumen über alles und hat sich schon zuhause in Sulzbach immer mit Blumen umgeben.

Geboren am 7. März 1920 auf dem Fohrenbühl, zog sie mit sieben Jahren mit ihren Eltern nach Sulzbach, wo ihre Familie einen Nebenerwerbshof erwarb. Neun Kinder hatten die Eltern zu versorgen, vier Mädchen und fünf Jungen. In die Schule ging es nach Lauterbach, was einen Schulweg von einer Stunde bei Wind und Wetter bedeutete. Zu Hause wartete schon wieder die Betreuung der vier kleineren Geschwister auf die Schülerin. Zwei Brüder sind im Krieg umgekommen, Bruder Hans ist allzu früh mit 30 Jahren gestorben. Nach der Schule ging Anna mit 13 Jahren zu Junghans nach Schramberg. Hier war der Fußweg doppelt so weit. Acht Jahre arbeitete sie dort, bis ihr erstes Kind geboren wurde.

Zwei Jungen und zwei Mädchen schenkte sie das Leben. Ein schwerer Schicksalsschlag traf sie, als ihr Sohn Rolf 2010 nach einer schweren Krankheit verstarb. Nachdem der designierte Hoferbe Hans gestorben war, zogen Anna und ihr Mann zu den Eltern zurück. Anna versorgte ihre Eltern bis zum Tod. Ihr kriegsversehrter Mann verstarb 1982 mit 59 Jahren, so dass sie die Arbeit allein bewältigen musste. Die Hänge in Sulzbach waren, wie sie sich erinnert, immer "steil und nass". Urlaub hat es nie gegeben, sie hätte ihn auch nicht gewollt.

Ihr ganzes Leben hat die Jubilarin auf Qualität geachtet: gutes, gesundes, selbstgekochtes Essen, ein schöner, gepflegter Garten mit vielen Blumen und die tägliche Bewegung sind die drei Säulen, die ihrem Leben Halt gegeben. Bis heute beobachtet sie die Blumen und Pflänzchen rund ums Haus und stellt mit Freude ihre Fortschritte fest. Blumen sind ihr wichtig.

Bis vor zwei Jahren hat sie sich noch weitgehend selbst versorgen können. Heute nimmt sie beim Essen zubereiten gern die Hilfe ihrer Töchter in Anspruch. Doch mit Stolz zeigt sie, dass ihre Hände kein bisschen zittern. Stolz ist sie auch darauf, dass sie bis heute am monatlichen Stammtisch in Sulzbach teilnehmen kann.

Ihre Enkelin Daniela, die zwei Jahre in Neuseeland gelebt hat und demnächst mit ihrer kleinen Familie in die Schweiz zieht, findet, dass die Oma eine "total moderne Einstellung" habe, offen für alles Neue, auch für die Reisen der Jungen, sei.

Interesse an modernen Medien

Erstaunlich findet sie auch Omas Interesse für die modernen Medien. Anna war beim Skypen immer ganz begierig auf die neuesten Nachrichten von der Enkelin. Dass Daniela zurzeit mit ihrem Töchterchen Nele-Zoë zuhause ist und die Uroma die Urenkelin täglich sehen kann, erfüllt sie mit großer Freude.