Faltenhexe Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Um die Faltenhexen 1743 ranken sich viele Mythen / Helmutius Dieterlerius wollte einst einer Bestie den Garaus machen

Nanu. Gibt es eine neue Hardter Zunft? Und das im Jubiläumsjahr der Katzenzunft? Das Geheimnis um die Faltenhexen 1743 Hardt ist sagenumwoben und daher nicht ganz einfach zu entwirren.

Hardt. Gesichert ist nur, dass die Faltenhexen immer mal wieder aus der Versenkung auftauchen und ihr Unwesen treiben. So auch am Sonntag, 4. Februar, ab 10 Uhr. Der Ort: an der Königsfelder Straße "beim Stoffel", also nahe der Bäckerei Menrad. Dort laden die Faltenhexen vor, während und nach dem Jubiläumsumzug der Katzenzunft, der um 13 Uhr beginnt, zum Einkehrschwung.

Mit der Ahnenforschung ist es so eine Sache, insbesondere wenn es um die Fasnet geht. Es wird jedoch gemunkelt, dass die Faltenhexe die Urgroßmutter oder zumindest entfernte Verwandte des Steinreute-Teufels ist. Dafür gibt es zwei Anhaltspunkte.

Legenden

Um den Anbeginn der beiden Gruppen ranken sich Mythen und Legenden. Die Analyse steht zugegebenermaßen auf relativ wackligen Beinen, da das Ganze schon mehrere Jahrhunderte zurückreichen soll, doch sie fördert Unterhaltsames zutage – auch wenn ein Diplom-Historiker sicher das ein oder andere einzuwenden hätte.

Die Faltenhexen sollen 1743 erstmals in Erscheinung getreten sein, heißt es in der Chronik der Gruppe. Die Hardter Wälder seien damals gar vom fernen Nußbach aus beherrscht worden. In einer urgewaltigen Blitz- und Donnernacht sei ein grausames Wesen aus einer dunklen Tischnecker Waldhöhle hervorgekrochen, um das Land in Angst und Schrecken zu versetzen. Der damalige Nußbacher Schultes Helmutius Dieterlerius habe sogleich seinen tapfersten Sohn Danielus Faltenhexus ausgesandt, um der grausamen Kreatur den Garaus zu machen.

Allerdings wurde der vermeintlich unerschütterliche Held von der Bestie in eine Höhle gelockt und mit Haut, Haaren und Brille verspeist. Sogleich sei aus der Kreatur eine Hexe mit Tausenden von Falten entstanden und ihr deutlich zu klein geratener Kopf sei grässlicher und furchteinflößender gewesen als alles, was je ein Mensch zuvor gesehen habe.

Zumindest zeitlich könnte hier mit etwas Fantasie eine Verbindung zu den Steinreute-Teufeln hergestellt werden. Deren Ursprünge sind laut deren Chronik im Jahr 1840 verortet, also dem Zeitpunkt der Unabhängigkeit Hardts von Mariazell. Damals sollen die Teufel aus den Abhängen der Steinreute emporgekrochen sein, um sich gegen die Unterdrückung durch die Mariazeller zu wehren und gar bittere Rache zu nehmen.

Umzüge

Der zweit e Anhaltspunkt lässt sich im Hardter Fasnetsumzug ermitteln: 2004 wurden die Faltenhexen erstmals nach Jahrhunderten wieder gesichtet – und zwar beim Umzug, an dem diese teilnahmen. Die Urmaske war viel zu klein für den Kopf des Trägers und konnte leicht mit einer Kindermaske verwechselt werden. Die Ohren standen ab und verliehen der Faltenhexe ein unwirkliches Aussehen. Die Gruppe führte damals einen Hexenwagen mit, auf den die unschuldigen Umzugsteilnehmer immer wieder gezogen wurden. Es folgte ein unsanfter Abgang per Rutsche, der auf der harten Straße endete.

Nur wenige Jahre später – 2008 – gab es ein ähnliches Phänomen beim Umzug zu entdecken: die Steinreute-Teufel. Diese waren bei ihrer allerersten Teilnahme mit ähnlich kleinen Masken unterwegs. Gerade einmal fünf schaurige Steinreute-Teufel waren damals dabei. Kein Vergleich also mit den heutigen Zeiten.

Eines ist beiden Gruppen jeweils gemein: Sie tauchten viele Jahrzehnte ab, doch nun sind sie zumindest bei der Hardter Fasnet wieder präsent. Die Steinreute-Teufel dauerhaft, die Faltenhexen zumindest am morgigen Sonntag.

Zu diesen Faltenhexen bekennen sich Stefan Jauch, Thomas Glöckle, Robert Klausmann, Matthias Thimm, Daniel Dieterle, Holger Marzari, Marc Laufer und Martin Ginter. Als Fahrer bei den Umzügen agiert Reinhold Broghammer.

Die Gruppe bereicherte die Hardter Fasnet schon mehrfach, sei es als Heino-Doubles, Eskimos oder Chinesen mit dem Kontrabass. Besonders erfolgreich waren sie als Funkenmariechen oder Gardemädels im Jahr 2005. Damals holte die Gruppe beinahe den ersten Platz bei der Hardter Umzugsprämierung gegen die nahezu unschlagbaren Wagenbauer. Ein Ausflug führte sie gar ins Epizentrum des Karnevals nach Köln, wo sie als Gardemädchen die Hardter Fasnet präsentierten.

Unter dem Strich sind die Faltenhexen also definitiv keine neue Zunft, sondern eine Bereicherung der diesjährigen Fasnet. Ob sie danach wieder in einen jahrhundertelangen Winterschlaf verfallen, ist derzeit noch nicht geklärt.