Rosa Klausmann fühlt sich am Mönchhof pudelwohl – und das schon seit vielen Jahrzehnten. Foto: Dold Foto: Schwarzwälder Bote

Jubilarin: Rosa Klausmann wird heute 90 Jahre jung / Geboren in der "Türkei" / Große Liebe zur Heimat

"Ich gehe lieber in die Heidelbeeren als nach Mallorca": Rosa Klausmann hat sich in ihrer Heimat beim Mönchhof schon immer pudelwohl gefühlt. Heute feiert die "Koppabiere" ihren 90. Geburtstag.

Hardt. Rund 50 Personen werden zur großen Feier im Schwarzwald-Café erwartet. Die Familie wächst und gedeiht prächtig, mittlerweile hat Rosa Klausmann zwölf Enkel und 15 Urenkel. Sie erfreut sich auch im fortgeschrittenen Alter prächtiger Gesundheit.

Das Geheimnis hinter dem Jungbrunnen? "Viel schaffen", sagt sie. Nach einer kurzen Pause ergänzt sie: "Und ich hatte noch nie einen Rausch", bevor sie schallend lacht. Einer habe mal gesagt, dass im Alter die Kräfte nachließen und die Dummheit zunehme, aber bislang spüre sie davon noch nicht allzu viel und blickt zu ihrem Sohn Franz "Keiler" Klausmann. Dieser bestätigt natürlich, dass die Mutter immer noch voll auf der Höhe ist. Sollte es doch einmal Probleme geben, seien die Töchter Monika und Margarita schnell zur Stelle.

Geboren wurde die Jubilarin am 18. Januar 1929 in der Hardter "Türkei" – also im vorderen Teil des Schultheißenwegs – wo sie die Älteste von vier Geschwistern war. Der Schulbesuch in den Kriegszeiten war mitunter turbulent, musste doch der gestrenge Lehrer Weitmann zeitweise alle acht Klassen unterrichten, da alle anderen Lehrer zum Kriegsdienst eingezogen worden waren. Nach dem Abschluss absolvierte Rosa Klausmann einen Nähkurs, bevor eine schicksalsschwere Entscheidung folgen sollte. "Mit 17 ging ich auf den Mönchhof", sagt sie – und in dessen Umgebung blieb sie seitdem. Auf dem Mönchhof kümmerte sie sich um Haus und Hof und war Kindermädchen – unter anderem für den späteren Wirt Martin Flaig.

Schnell "verguckte" sie sich in den Nachbarn Martin Klausmann und schon früh wurde geheiratet. Rosa Klausmann war damals gerade 19 Jahre alt. "An meinem 20. Geburtstag habe ich Zwillinge bekommen. Das muss man auch erst einmal schaffen", sagt sie. Insgesamt zog sie sechs Kinder groß.

Ihr Mann war im Krieg und kehrte verwundet zurück, daher blieb sehr viel an ihr hängen. "Die Schafferei auf dem Hof war immer schön", sagt Rosa Klausmann. Sie kümmerte sich um Sauen, Rinder und Kühe und ging mit aufs Feld, wo anfangs noch mit einem Pferdefuhrwerk sprichwörtlich geackert wurde. Bei der Getreideernte wurden Garben aufgestellt und später gedrescht.

Nach dem Krieg ging es ständig aufwärts und so kaufte sich die Familie 1955 ein Auto und 1958 einen "Bulldog". Zudem wurde ein Haus direkt neben dem Hof gebaut, wo Rosa Klausmann heute wohnt. Eines kam aber nie in die Tüte: in den Urlaub zu fahren. Das ließen die Verpflichtungen des heimischen Hofes nicht zu, zudem zog es Rosa Klausmann nie in die Ferne. "Daheim ist es am schönsten. Hier ist ein wunderbares Fleckchen Erde", sagt sie. Das geht sogar soweit, dass sich rund um den Mönchhof Hund und Katz’ einig sind. "Die sind früher beide brav mitgegangen, als ich die Kinder vom Bus abgeholt habe", erinnert sie sich.

Rosa Klausmann geht gerne spazieren, liest Zeitung und Bücher und ist am politischen Geschehen interessiert. Zudem gibt es bei der großen Verwandtschaft laufend "Festle", bei denen sie ein gern gesehener Gast ist – nicht nur, weil sie immer ein Kuvert mit Inhalt mitbringt.

Heute aber sollte sich der Spieß umdrehen und die Jubilarin dürfte von der Verwandtschaft den einen oder anderen Umschlag erhalten – sofern diese den viel besagten "Anstand im Ranzen" hat, woran aber kein Zweifel besteht.