Sie waren früher noch haariger, den Teamnamen als "Die Haarigen" haben sie aber behalten (von links): Florian Kopp, Harald Blust, Wolfgang Wild, Bernhard Rösch, Andreas Lamprecht, Christoph Wiehl und Florian Storz. Alexander Moosmann ergänzt die muntere Truppe, fehlt allerdings auf dem Foto. Foto: Langenbacher Foto: Schwarzwälder Bote

Motorsport: "Die Haarigen" sind eine Institution beim Fischbacher Mofarennen / Gewiefte Mechaniker

Ein Sprint zum Mofa. Aufspringen. Sofort Vollgas. Es ist laut, es stinkt und es ist eine Schlammschlacht. Beim "17 3/4-Stunden-Mofarennen" von Fischbach bleibt kein Auge trocken. Mittendrin: "Die Haarigen" aus Hardt – und das schon seit 2002.

Hardt. "Das ist eine Riesengaudi und macht richtig Laune", erzählt Florian Storz, der Direktor der Abteilung Presse und Öffentlichkeitsarbeit der "Haarigen". Was hat es mit dem Namen auf sich? "Beim ersten Mal hatten wir alle lange Haare. Das hat sich geändert, doch der Name ist geblieben", sagt er.

Das "Ur-Mofa" stammte im Jahr 2002 von Harald Blusts Opa, ein Hercules Prima 5S. "Damit war aber nichts zu reißen. Es hatte zu wenig Leistung und war schlecht zu frisieren", erinnert sich Florian Storz. Deutlich mehr Pfeffer hat das derzeitige Zündapp CS. In der Basisversion hat es ein PS, die geschickten Hände der "Haarigen" kitzeln fünf bis sechs PS heraus. Das Gefährt ist in Richtung Enduro umgebaut. Ganz wichtig: "Der Bock muss 17 Stunden durchhalten. Gefahren werden 600 bis 700 Kilometer." Start ist am Samstagabend, dann wird bis am Sonntag um 12 Uhr ohne Unterbrechung durchgebrettert.

Johlender Zuschauer

Vom Veranstalter gibt es strenge Vorgaben, was das Mofa anbelangt. So darf der Motor maximal 50 Kubikzentimeter haben und höchstens 50 km/h schnell sein. Erlaubt hingegen sind ein frisierter Kolben, veränderte Ein- und Auslässe sowie ein anderer Auspuff. Das muss man den "Haarigen" keine zwei Mal sagen, deren Mechaniker sind schließlich "auf zack" und haben ein feines Händchen. Ihre Spezialität: Sie haben ein Getriebe der "Marke Eigenbau" entwickelt, das optimal an die Strecke angepasst ist. Diese besitzt einen Steilhang und ist nur teilweise asphaltiert.

Mitunter kommt es beim Rennen zu turbulenten Szenen. Florian Storz war einst zum Rennbeginn bis in die Haarspitzen motiviert und gab vom ersten Meter an Vollgas. Dumm nur: Die Bremse funktionierte zu Beginn nicht und so schoss er schon in der ersten Kurve in den Vordermann hinein.

Die Zuschauer sind mit Herzblut bei der Sache. "Einer hat über 17 Stunden hinweg jeden einzelnen Fahrer beim Vorbeifahren angejohlt", sagt Florian Storz.

"Rotbart" auf der Suche

Ein anderes Mal hatten die "Haarigen" ihr Nummernschild verloren, ohne das man beim Zieleinlauf nicht in die Wertung kommt. Edelfan Markus Laufer – besser bekannt als "Rotbart" – wurde daher am frühen Sonntagmorgen nach einer sehr kurzen Nacht auf die 2,3 Kilometer lange Strecke geschickt, um das Nummernschild zu suchen. Gefunden hat es der müde Krieger – allerdings erst wenige Meter vor dem Ziel, nachdem er nahezu die komplette Strecke abgeklappert hatte.

Auch neben der Rennbahn geht es munter zu. Ein Besucher erstand beim nahen Sinkinger Taubenmarkt am Sonntagmorgen eine Henne, die hernach in der Bar neben der Rennstrecke gackerte.

Geringes Budget

Was bei der Truppe der "Haarigen" für diebische Freude sorgt: Sie haben ein geringes Budget, während andere Teams mehrere tausend Euro in den Motor oder pulverbeschichtete Felgen investieren. Und trotzdem setzt sich das "Schnäpperle" der "Haarigen" aufgrund seiner Technik oft durch. "Wir sind jedes Mal ins Ziel gekommen, was längst nicht alle schaffen", sagt Florian Storz. Sie holten bereits mehrere Plätze auf dem Podest. Nun soll es endlich einmal zum Sieg reichen.

Die Fahrer wechseln sich ab. Jeder hat drei bis vier "Schichten", die etwas mehr als eine Stunde dauern. Alexander Moosmann und Harald Blust fungieren als Mechaniker. Sie wechseln Reifen oder Bremszüge und improvisieren, wenn Not am Mann ist. Bei einer Regenschlacht "schnitzten" sie kurzerhand Stollen in die Reifen, um den Grip zu erhöhen. Andreas Lamprecht, Wolfgang Wild, Florian Kopp, Christoph Wiehl, Bernhard Rösch und Florian Storz drehen als Fahrer am Gashahn.

Nach dem Rennen ist die Karre aber jedes Mal hinüber. "Der Hobel ist völlig zusammengeritten", weiß Florian Storz aus Erfahrung. Gleiches könnte man auch von den Fahrern sagen. Am Tag danach hat jeder O-Beine, Muskelkater und blaue Flecken. Doch der Spaß ist es wert und die "Haarigen" werden auch beim Rennen am Wochenende wieder voll auf Angriff fahren.

Eine Schnapsidee hat sich zum Großevent gemausert. Seit 2002 finden die Rennen bei Sinkingen in Richtung Römerbad statt. Bis zu 50 Teams sind am Start, die von rund 5000 Leuten angefeuert werden. Veranstalter sind die Guggenmusik Ohrwürmer und der Jugendclub. Die Fischbacher Vereine bewirten.

Start ist am Samstag, 8. September, um 18.15 Uhr, Ende am Sonntag um 12 Uhr. Wer dann die meisten Runden auf dem Zähler hat, ist der Sieger. Das Rennen wird im Festzelt und in der Boxengasse übertragen. Mittlerweile gibt es sogar eine App, um über den Zwischenstand informiert zu sein.