Karin Grave (Zweite von links) und ihr Mann Manfred sind bereits im Gespräch mit Hardter Bürgern, wie hier mit Sabrina und Marco Constantino, die aus St. Georgen stammen, seit Kurzem in Hardt wohnen und am 24. Juni wählen gehen werden. Foto: Dold

Karin Grave setzt auf Erfahrung im öffentlichen Dienst. Zwei Amtsperioden denkbar. Mit Video

Hardt - "Die Bodenständigkeit der Menschen und der Zusammenhalt imponiert mir": Karin Grave (56) hat nach den ersten Begegnungen in Hardt ein sehr gutes Gefühl vom Ort.

Sie hat die Ausschreibung der Bürgermeister-Stelle im Staatsanzeiger gesehen – und kam sofort ins Grübeln. Daraus folgte schon kurz darauf der Entschluss zur Kandidatur. "Ich liebe den Mittleren Schwarzwald und bin ein ›Landei‹", sagt Karin Grave, die aus dem Nordschwarzwald stammt.

Ihr Mann Manfred, mit dem sie in zweiter Ehe verheiratet ist, geht Ende August in den Ruhestand. Derzeit arbeitet er noch als Werkzeugmacher-Meister. "Dann bin ich frei und kann mit meiner Frau überall hingehen", so Manfred Grave. Zur Familie gehört auch der Hund Alfredo – ein echter Italiener, den sie aus einem Tierheim Sardinien haben. "In die großen Schlappohren habe ich mich sofort verliebt", sagt sie mit einem Lächeln.

Vom Ortskern war sie begeistert, da dieser toll entwickelt sei. "Es ist alles da, was gebraucht wird", lautet ihre Einschätzung. Hinzu komme das sehr aktive Vereinsleben, das ihr ebenfalls positiv aufgefallen ist. Ein weiteres gutes Omen: "Ich bin schon zwei Mal in Pforzheim bei einem Wolkenbruch losgefahren. In Hardt herrschte dann eitel Sonnenschein."

Berufliche Karriere

Doch wer ist diese Karin Grave? Aufgewachsen ist sie in Grunbach bei Pforzheim. Der Vater hatte einen Handwerksbetrieb im Metallbau und bestand darauf, dass die Tochter einen Handwerksberuf erlernte. So absolvierte sie eine Ausbildung zur Schreinerin und arbeitet danach drei Jahre in diesem Beruf. "Das habe ich gerne gemacht", erinnert sie sich.

Spätestens als ihr Bruder jedoch seine Doktor-Arbeit machte, stachelte das ihren beruflichen Ehrgeiz an. Sie erwarb die Mittlere Reife und die Hochschulreife, bevor sie ein Studium aufnahm. Es folgte eine Pause, in der sie sich der Erziehung ihrer heute 30 und 24 Jahre alten Söhne widmete. "Auf meine Jungs bin ich mächtig stolz", sagt sie. Sie stehen beide in Karlsruhe im Arbeitsleben.

Im Jahr 1990 startete sie dann ihre Karriere im öffentlichen Dienst in der Finanzverwaltung beim Land Baden-Württemberg. Ihren Ehrgeiz unterstreichen die Abschlüsse als Diplom-Finanzwirtin und Betriebswirtin.

Seit 25 Jahren ist sie nun im Liegenschaftsamt tätig und betreute dort unter anderem die Kreise Freudenstadt, Calw und Rastatt. Zudem ist sie mit der Unterbringung der Naturparkverwaltung betraut.

Nun möchte sie also Bürgermeisterin in Hardt werden. "Ich möchte noch mehr mit Menschen zu tun haben", erklärt sie eine Motivation.

Trumpfkarte Erfahrung

Ihre Trumpfkarte sieht sie in ihrer Erfahrung. Grundstücksgeschäfte mit Verkäufen und Verpachtungen sind ihr berufliches Leib- und Magenthema. Zudem verwalte sie Haushaltsmittel und habe mit Gaststättenverpachtungen zu tun. Grave könnte sich durchaus vorstellen, zwei Amtsperioden zu absolvieren, also 16 Jahre. Bei einer möglichen Wiederwahl wäre sie 64. "Genetisch habe ich gute Aussichten. Mein Vater wurde 102 Jahre alt", erzählt sie. Sie ist in diesem Punkt der Widerpart zu Michael Moosmann, der 25 Jahre alt ist. Die Wähler werden also unter anderem auch entscheiden, ob sie auf Jugend oder Erfahrung setzen.

Parteipolitik

Karin Grave ist kein Parteimitglied. Sie bezeichnet sich von Hause aus als konservativ. Allerdings hat es ihr auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann angetan. "Er ist ein echter Demokrat, wie man beispielsweise an der Umsetzung des Bürgerentscheids zu Stuttgart 21 sieht, obwohl er selbst anderer Meinung ist." Im Bund favorisiert sie die CDU, im Land die Grünen.

Kandidatin von außen

"Natürlich hat es Vorteile, wenn man Seilschaften vor Ort kennt", sagt Karin Grave. Zugleich könne das aber auch hemmen. Komme man von außen, sei man unvoreingenommen und müsse nicht auf persönliche Befindlichkeiten Rücksicht nehmen. Sollten spezifische Hardter Kenntnisse notwendig sein, so würde sie anfangs auf das Wissen des Rathausteams vertrauen.

Charakter

Karin Grave ist nicht der polternde, sondern der feinfühlige Typ. Sie bezeichnet sich als offen und konfliktfähig und sie könne mit Kritik umgehen. Auf der anderen Seite sei sie nicht multitaskingfähig und besitze ein schlechtes Personen- und Namensgedächtnis.

Freizeit

Die Kandidatin ist sehr naturverbunden. Sie ist Mitglied im Schwarzwaldverein und liebt Ausritte mit dem Pferd. Die betagten Eltern, die mittlerweile verstorben sind, betreute sie bis vor drei Jahren. Nun hat sie wieder etwas mehr Zeit und möchte diese auch dafür nutzen, ein Instrument zu erlernen. Eine Panflöte hat sie bereits, doch noch ist sie nicht dazu kommen, dieser schöne Klänge zu entlocken.

Klar für Hardt?

"Sollte ich die Wahl gewinnen, würde ich am nächsten Tag nach einer Wohnung suchen", betont Karin Grave. In den kommenden Wochen wird sie ihren Wahlkampf intensivieren. So wird sie ab dem 2. Juni samstags zu den Öffnungszeiten vor dem "nah und gut"-Markt an einem Infostand anzutreffen sein. Zudem stellte sie sich schon Gemeinderäten vor und holte sich Informationen über Hardt ein. Auch Stefan Öttle vom Gewerbeverein, dem Café Brantner und dem Freizeitpark stattete sie bereits einen Besuch ab.

Vorhaben

Sie werde ihre Kraft dafür einsetzen, dass die Infrastruktur erhalten bleibt. Zudem liege ihr die Kinderbetreuung am Herzen. Ältere Menschen sollten möglichst lange in ihrem ursprünglichen Wohnbereich bleiben können. Zudem müsse man den Bedarf an Tagespflege oder vollstationärer Betreuung bei Senioren ermitteln und gegebenenfalls ein Pflegeheim errichten – möglicherweise mit anderen Gemeinden zusammen.