Holger Schaffer und seine Frau Visnja leben in der Schramberger Weihergasse, sie würden aber im Falle einer erfolgreichen Wahl nach Hardt umziehen. Foto: Dold

Kandidaten-Check: Holger Schaffer möchte Hardt fit für künftige Umwälzungen machen. Mit Video

Hardt - Gestalten statt verwalten: Holger Schaffer (55) sieht im Zuge der Digitalisierung gewaltige Herausforderungen auf die Gesellschaft zukommen – auch auf Gemeinden wie Hardt. Diese möchte er als Bürgermeister mitgestalten.

Nachdem er sich zur Kandidatur entschlossen hatte, strampelte der passionierte Radfahrer von seinem Wohnort Schramberg nach Hardt. "Als ich am ›Grünen Baum‹ angekommen bin und der Puls wieder unten war, kam ich mit vielen Menschen ins Gespräch", erinnert sich Schaffer gerne an diesen Tag.

Was sie denn von ihrem neuen Bürgermeister erwarteten, fragte er die Hardter. "Er sollte so wie ›der Halder‹ sein", habe die Antwort fast immer gelautet. Es hätten sich tolle Gespräche entwickelt und Schaffer habe schnell gemerkt: "Die Art der Menschen gefällt mir. Hier stimmt es." Er verweist auf Vereinsleben, Einzelhandel, Industrie und Zusammenhalt im Ort.

Digitalisierung

Und doch: "Die Digitalisierung bringt enorme Veränderungen mit sich, der sich auch die Gemeinde Hardt stellen muss", sagt Schaffer. Er möchte nicht, dass es Hardt so ergeht wie der Firma Junghans, wo er einst als Produktmanager und Vertriebsleiter tätig war. Dort sei durch falsche Entscheidungen viel in die Brüche gegangen. So wurde nicht auf den Zukunftstrend Smartwatch gesetzt, obwohl Junghans anfangs dort ganz vorne gewesen sei.

Auch bei Schaffers Tätigkeit bei Schneider in Tennenbronn (2010 bis 2016) sei er mit einigen Entscheidungen nicht immer einverstanden gewesen. Auch hier habe man nicht immer ausreichend auf zukunftsträchtige Geschäftsfelder gesetzt. "Die Digitalisierung verzeiht keine Fehlentscheidungen", weiß er. Daher wolle er dieses Megathema für Hardt begleiten. "Die Leute sollen 2030 sagen: ›Zum Glück hatten wir in dieser schwierigen Phase den Schaffer als Bürgermeister‹", so der Kandidat. "Noch sind wir in einer Gewinnerregion, aber wir müssen weiter hungrig sein", sagt er.

"Verein für Zukunft"

Man dürfe sich nicht auf dem Erreichten ausruhen. So schwebt Schaffer ein "Verein für Zukunft" vor. "Hier könnten junge Menschen Ältere im Umgang mit Daten, Apps oder der Gestaltung von Websites schulen", so seine Vision. Digitalisierung bedeute auch: "Wenn das Problem da ist, ist es zu spät. Den Anschluss holt man nie mehr auf", sagt er aus seiner Erfahrung in der Industrie.

Er möchte dafür kämpfen, dass die junge Generation wenig vermisse. "Wenn andere Menschen für fünf Euro von Berlin über 100 Kilometer zum Polenmarkt fahren können, muss es auch möglich sein, die Menschen für fünf Euro oder etwas mehr von Hardt nach Stuttgart, Konstanz, Freiburg, Zürich (Streetparade) oder Straßburg zu fahren", sagt Schaffer.

Die mittlere Generation solle gut für ihre Familien kämpfen können. Dafür müsse mit den Unternehmern die wirtschaftliche Grundlage gesichert werden. Die ältere Generation solle möglichst lange in vertrauter Umgebung leben können. "Fördern wir dazu die bestehenden Hilfsorganisationen und nutzen neue, unterstützende technische Hilfsmittel", betont Schaffer.

Infrastruktur

Die Gemeinschaft brauche ein gastronomisches Zuhause, das auch Übernachtungsmöglichkeiten für die Gäste der Unternehmen anbiete. Auch hier wolle er sich einbringen.

Die Digitalisierung mache auch vor Einzelhandel, Gewerbe und Landwirtschaft nicht Halt. Daher müsse man Lösungen finden. "Nur wenn man die vielen Veränderungen bewältigt, kann die Dorfgemeinschaft und -struktur so bleiben, wie sie heute ist", glaubt Schaffer.

Rolle des Bürgermeisters

Diesen sieht er als "Lokomotive", wie dies Herbert Halder praktiziert habe. "Das passt zu mir und meiner Arbeitsweise", sagt Schaffer. Die 13 Mitarbeiter im Rathaus hätten ihren Fachbereich und seien dafür Experten. "Ich will nicht besser als sie sein, sondern die Impulse für die Gemeinde setzen", sagt Schaffer.

Charaktereigenschaften

Er sieht sich als zielstrebig, hartnäckig und durchsetzungsstark. "Ich setze mir gerne ambitionierte Ziele. Wenn andere Teammitglieder das durch Desinteresse torpedieren, kann ich sehr ungeduldig werden", räumt er ein.

Privates

Geboren und aufgewachsen er in Böel (Schleswig-Holstein), Abitur und Ingenieursstudium absolvierte er in Berlin. Nach einer Tätigkeit im Fraunhofer-Institut Berlin kam er 1996 zu Junghans, wo er bis 2006 arbeitete. Anschließend arbeitete er vier Jahre selbstständig, bevor er zu Schneider wechselte. Derzeit ist er wieder selbstständig tätig. Projekte waren bereits Alarmanlagen für Notebooks oder die Datensicherung bei Tablets für eine Bank.

Seine Frau Visnja lernte er kennen, als diese neue Wirtin im "Spunden" in Schramberg war. Es folgte eine Einladung zum gemeinsamen Radfahren und sofort funkte es. Geheiratet wurde am 11. November 2011 um 11.11 Uhr. Visnja Schaffer arbeitet derzeit im Schwarzwald-Baar-Klinikum und im Auto- und Uhrenmuseum "ErfinderZeiten" in Schramberg als Empfangs- und Servicekraft.

Hobbies

Das Radfahren verbindet die Eheleute, die schon 1800 Kilometer von Vancouver nach San Francisco geradelt sind. Abschalten kann Holger Schaffer auch beim Tischfußball. Dazu dürfe gerne auch einmal etwas härtere Musik à la AC/DC laufen.