Die Kandidaten wurden geradezu mit Fragen bombardiert, wie hier von Michael Knecht. Foto: Dold

Hardter prüfen Bewerber auf Herz und Nieren. Spanne reicht von Landwirtschaft bis zum Gasthaus Kreuz.

Hardt - Nach den Redebeiträgen war bei der Kandidatenvorstellung noch lange nicht Feierabend. Im Gegenteil: Die Hardter Bürger löcherten die Bewerber gesammelt mit Fragen zu brennenden Themen. Über Fragen an einzelne Kandidaten werden wir noch berichten.

Helmut Haberstroh wollte wissen, was die Kandidaten mit fünf zusätzlichen Millionen Euro für die Gemeinde Hardt machen würden. Christian Maier: "Ein Konzerthaus bauen." Angelika Borho: "Das Geld zwischen Kindergarten, Schule und Vereinen aufteilen." Holger Schaffer: "Investieren in den Bereichen Wohnen, die Jugend halten, in die Kita sowie für gute Lösungen für den Ruhestand." Dennis Mauch: "In Kinder ist Geld immer gut investiert. Zudem ginge es an die Vereine, die Feuerwehr und würde für eine größere Leichenhalle verwendet. Der Rest ist für die Rücklage." Michael Moosmann: "Wenn man keinen Kredit für die Kita aufnehmen müsste, wäre es gut. Ansonsten würde ich abwarten, da Ausschreibungen derzeit horrend teuer sind. Bei einem konjunkturellen Abschwung könnten dann deutlich günstiger Gebäude saniert und somit Handwerker unterstützt werden." Karin Grave: "Um die E-Mobilität zu fördern, könnten Tanksäulen für E-Bikes und E-Autos errichtet werden. Zudem sollte das Geld für Kita und Gewerbegebiet verwendet werden."

Verkehr

Jochen Broghammer fragte, wie die Kandidaten zum hohen Verkehrsaufkommen stehen, das sich durch das Industriegebiet noch verstärken werde. Maier: "Die Gemeinde ist in der Pflicht, das Gewerbe weiterzuentwickeln und muss zugleich überlegen, wie der Verkehr minimiert werden kann. Eine Hilfe könnte ein Kreisverkehr in der Ortsmitte bieten." Borho: "Man muss abwarten, wie viel mehr Verkehr kommt. Aber mehr Industrie bringt nun mal mehr Verkehr. In diesen sauren Apfel müssen wir beißen." Schaffer: "Als Schramberger weiß ich, wie schwierig eine Umgehung zu bekommen ist. Zunächst sollten Tempolimits und Kontrollen helfen." Mauch: "Man muss sehen, wie sich der Verkehr entwickelt, konkrete Maßnahmen sind schwierig. Hier müssten mit Experten Konzepte entwickelt werden." Moosmann: "Das Problem könnte verringert werden, wenn die Hardter mit dem Rad ins Gewerbegebiet fahren. Denkbar ist auch ein Bypass zwischen Mariazeller und Sulgener Straße. Hier müsste man Bürger und Experten dazu anhören." Grave: "Die Situation an der Kreuzung in der Ortsmitte ist nicht zufriedenstellend. Man müsste mit Experten und anschließend dem Gemeinderat ausloten, was sinnvoll ist."

Landwirtschaft

Bernhard Ganter hakte nach, ob Landwirte nur noch Bauplatzlieferanten seien. Grave: "Landwirtschaft ist die Wiege von Hardt. Der Flächenverbrauch geht zu Lasten der Landwirte. Hier muss man sehr maßvoll vorgehen und die Landwirte früh einbinden." Moosmann: "Eine Chance sehe ich in den Ökopunkten. Wenn Landwirte Flächen zur Verfügung stellen, erhalten sie im Gegenzug Geld von der Gemeinde und die Natur bleibt erhalten." Mauch: "Landwirte haben genauso valide Interessen wie zum Beispiel Gewerbetreibende oder Handwerker. Meine Großeltern waren Landwirte, daher habe ich hier ein offenes Ohr." Schaffer: "Landwirte sind für die Eigenversorgung von Hardt sehr wichtig. Hierzu sollte ein Konzept erarbeitet werden." Borho: "Die Landwirtschaft muss im Dorf bleiben." Maier: "Die 15 Urhöfe sind ein wichtiger Teil der Hardter Geschichte. Hofnachfolgen müssen unterstützt werden."

Gasthaus Kreuz

Alexander Laufer fragte, wie die Kandidaten einen qualifizierten Pächter finden wollten. Grave: "Das Gebäude ist in privater Hand, die Lösung geht nur über den Eigentümer. Eine finanzielle Unterstützung durch die Gemeinde ist gefährlich. Es gibt aber gute Erfahrungen bei Verpachtungen in Zusammenarbeit mit Brauereien." Moosmann: "Die Rolle des Bürgermeisters ist die des Vermittlers. Küche und Gastraum sind saniert, vielleicht kann man zusätzlich zur Kegelbahn Billard oder Dart anbieten." Mauch: "Der Eigentümer muss sagen, wo es lang geht, die Mittel der Gemeinde sind hier begrenzt. Man könnte über Brauereien oder den Dehoga unterstützend tätig werden. Es ist sehr schade, denn das ›Kreuz‹ lief vor nicht allzu langer Zeit noch sehr gut." Schaffer: "Meine Frau führte fünf Jahre lang den ›Spunden‹ in Schramberg, daher ist mir das Thema vertraut. Ein gutes Beispiel ist die ›Aichhalder Mühle‹, die inzwischen wieder brummt. Es braucht Übernachtungsmöglichkeiten für die Betriebe und eine Anlaufstelle für die Bürger." Borho: "Es ist schwierig, gute Pächter und Personal zu finden. Man sollte zuvor in andere Gastronomien schauen, wie es dort läuft, denn Fehler sprechen sich schnell herum." Maier: "Der Beispiel des ›Engels‹ in Aichhalden zeigt, dass es mit Hilfe eines Investors klappen kann. Der Eigentürmer muss aber mit ins Boot. Hier wieder eine Gastronomie zu bekommen, ist für mich Chefsache."

Stromversorgung

Die Stromversorgung sei noch in Gemeindehand, so Manuel Hildbrand. Er wollte wissen, ob das so bleiben solle. Grave: "Wir sollten die Stromversorgung behalten." Moosmann: "Die Anforderungen werden immer höher, das Personal ist am Limit. Es stellt sich die Frage, ob mehr Personal aufgebaut wird. Das ist mit Kosten verbunden. Höhere Erträge müssten das erst einmal ausgleichen." Mauch: "Solange es finanziell tragbar ist, sollten wir das wie bisher beibehalten." Schaffer: "Die Stromversorgung ist ein Bestandteil des autarken Ortes, ebenso wie auch die Wasserversorgung und Landwirtschaft." Borho: "Sie sollte eigenständig bleiben, solange das finanziell möglich ist." Maier: "Zunächst einmal sollte sie behalten werden. Allerdings kann das langfristig zum Nachteil werden, wenn man alles selbst finanzieren und sanieren muss. Wenn es zu teuer wird, sollte man sie abgeben."

Junge Menschen

Magnus Weber trieb die Frage um, wie man junge Hardter am Ort halten wolle, wenn die Bauplätze weg seien. Maier: "Hardt muss seinen dörflichen Charakter bewahren. Wenn wir immer mehr Bauplätze ausweisen, blutet der Ortskern aus. Hier müssen Kompromisse gefunden werden und die Bürger frühzeitig beteiligt werden." Borho: "Man kann nicht pauschal sagen, dass die Jugendlichen später auch einmal bleiben wollen." Schaffer: "Die Hardter Jugend hat Priorität beim Bauland. Wenn das Gewerbegebiet wächst, brauchen die Mitarbeiter zunächst einmal Wohnraum auf Zeit, also Mietwohnungen." Mauch: "Es braucht Wohnraum und neue Bauplätze sowie auch Mehrfamilieneinheiten. In Dunningen finden diese reißenden Absatz. Zudem gibt es Flächen für die Nachverdichtung." Moosmann: "Man kann Bebauungspläne überarbeiten und so An- oder Aufbauten an Häusern ermöglichen. Zudem können per Nachverdichtung Gebiete im Innenbereich erschlossen werden." Grave: "Es gibt viele große Grundstücke, wo eine Nachverdichtung möglich ist, am besten mit kleineren Einheiten und nicht mit viergeschossigen Gebäuden. Wenn in einer Familie die Kinder aus dem Haus sind, kann zum Beispiel eine Einheit vermietet werden."

Klimawandel

Michael Knecht wollte die Gedanken der Kandidaten zum Klimawandel erfahren. Grave: "Die betreffenden Gesetze werden vor allem beim Land gemacht. Die Verwaltung kann hier lediglich mit energieeffizienten eigenen Gebäuden zum Klimaschutz beitragen." Moosmann: "Über die Gemeindewerke ist die Kommune Stromanbieter. Hier gibt es verschiedene Ansätze, um Kosten und CO2 zu sparen." Mauch: "Jeder Einzelne kann hier etwas zum Klimaschutz beitragen. Es gibt viele verschiedene kleine Bausteine. Dabei ist auch die Gemeinde gefragt." Schaffer: "Die Ultraeffizienzfabrik des Fraunhoferinstituts bietet auch hier kostenloses Know-How. Mir schwebt vor, dass Hardt eines Tages energieautark ist." Borho: "Hierzu gehört beispielsweise, dass Neubauten gut isoliert sind und so der CO2-Verbrauch so niedrig wie möglich ist." Maier: "Umweltschutz erfordert Eigendisziplin. Bei der Heizungssanierung sollte hier die bestmögliche Energieform gewählt werden. Wenn hier Fördertöpfe aufgehen, werde ich mich darum bemühen."