Die Vorbereitungen für die Waldarbeiten in der Verlängerung der Pfarrer-Langenbacher-Straße sind bereits angelaufen. Ab nächster Woche sind dort schwere Maschinen im Einsatz. Foto: Dold

Erste Firmen können im Herbst bauen. Nicht alle Bürger sind glücklich damit.

Hardt - Am Freitag erfolgte der Startschuss: Die Vorbereitungen für Waldarbeiten wurden getroffen, um Flächen für das künftige Gewerbegebiet II Nord und dessen Zufahrt freizulegen. Dafür muss ab nächster Woche ein Stück des Waldes abgeholzt werden.

Rund 25.000 Quadratmeter Waldfläche fallen dem Gewerbegebiet zum Opfer. "Die Bäume müssen noch im Februar gefällt werden, um Auflagen des Naturschutzrechts einzuhalten", informiert Bürgermeister Herbert Halder auf Anfrage. Ansonsten könnten schon Vögel in den Bäumen brüten und dann könne man nicht mehr mit der Säge kommen.

Die Zufahrt ins künftige Gewerbegebiet erfolgt von der Sulgener Straße über die bestehende Pfarrer-Langenbacher-Straße "beim Heil" in Richtung des bisherigen Waldes und biegt von dort rechts ab in Richtung Katzenmoos.

Erschließung

Die Tief- und Straßenbauarbeiten für die Erschließung des Gewerbegebiets sollen in der Sitzung des Gemeinderats am Donnerstag, 22. Februar, vergeben werden. Im Frühjahr soll die Erschließung dann beginnen.

Zwischen Gebäuden und Wald muss ein Abstand von 30 Metern entstehen, sodass ein umkippender Baum nicht auf ein Gebäude fallen kann.

Auch die Naturschutzbehörde hat ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. So werden dort Bienenhotels, ein Steinlager für Schlingnattern und Kästen für Fledermäuse als Ausgleich für den Eingriff in die Natur gebaut.

Hinter dem Wendeplatz des Gebiets entsteht ein Teich, wo das Dachwasser gesammelt wird. Das Regenwasser läuft in Richtung Mariazeller Straße, weiter unter der Erddeponie und in den Reutebach. Das Schmutzwasser wird gesammelt und in Richtung Kanalisation gepumpt.

Bis zu den Sommerferien, prognostiziert Halder, soll ein Großteil der Arbeiten abgeschlossen sein, sodass die ersten Unternehmen nach den Ferien bauen könnten.

Kritik

Nicht alle Bürger sind verständlicherweise glücklich über das künftige Gewerbegebiet in der Idylle des Katzenmoos. Auch die Zufahrt von Lastwagen über die Kreuzung in der Ortsmitte und die Abzweigung an der Sulgener Straße wird nicht von allen gern gesehen.

Halder nimmt hierzu Stellung: "Der Gemeinderat musste sich irgendwann entscheiden. Wir sind da nicht blindlings hinein gestolpert." Vielmehr seien alle Alternativen geprüft worden. Neben der Problematik mit den Wasserschutzgebieten seien städtebauliche Überlegungen hinzu gekommen. So sollten Gewerbegebiete grundsätzlich möglichst im Nordosten angesiedelt werden, wo wenig Sonne hinkommt. "Die anderen Alternativen wären auf der Sonnenseite der Gemeinde gewesen", gibt Halder zu bedenken. Dort hätte es dann auch deutlich größere Auswirkungen auf den Wohnwert der Gebäude gehabt.

Man sei nun bereits seit zehn Jahren am Projekt dran und habe den Bürgern die Planung in einer öffentlichen Versammlung vorgestellt. "Wir wissen natürlich auch, dass das bisher eine unberührte Ecke war", sagt Halder.

Historie

Im Jahr 2002 erfolgte eine Umgemarkung, da sich Teile des Geländes des Gewerbegebiets zuvor noch auf der Gemarkung Eschbronn befanden. Anschließend habe man über die Flächen verfügen können, erklärt Halder. Da sich das Gewerbegebiet an der Weiler Straße schneller als erwartet füllte und aufgrund des angrenzenden Wasserschutzgebiets nicht mehr erweitert werden konnte, erfolgten ab 2007 bereits erste Planungen für das Gewerbegebiet II Nord. Der Bebauungsplan sei in vielen öffentlichen Sitzungen des Gemeinderats thematisiert worden und habe öffentlich ausgelegen, hält Halder kritischen Stimmen entgegen.

Zudem seien viele Alternativstandorte untersucht worden, beispielsweise nahe des Ulrichshofes in Richtung Königsfeld oder am Römerweg am Ortsausgang in Richtung Tennenbronn. Das Gewerbegebiet an der Mariazeller Straße konnte ebenfalls aufgrund des angrenzenden Wasserschutzgebiets nicht erweitert werden.

Unternehmen

"Gespräche laufen bereits, unterschrieben ist bislang aber noch nichts", verrät der Bürgermeister. Man wolle vor allem ortsansässige Firmen halten und ihnen die Möglichkeit zur Entwicklung geben.

Wie viele Firmen sich genau ansiedeln werden, steht derzeit noch in den Sternen. "Das kommt darauf an, ob es mehrere größere Unternehmen sind oder eher Handwerksbetriebe, die nicht so viel Fläche brauchen", sagt Bauamtsleiter Harry Bernhardt.

Zum Vergleich: Das Gewerbegebiet an der Weiler Straße hat eine Größe von 15 Hektar und beherbergt 17 Betriebe. Im Katzenmoos werden es fünf Hektar sein und dann wären es fünf bis sechs Betriebe. Die Zahl würde entsprechend steigen, wenn kleinere Unternehmen kommen sollten.

Kosten

Die Kosten liegen inklusive des Grunderwerbs bei 3,7 Millionen Euro. Sie müssen über den Grundstücksverkauf wieder eingespielt werden, da die Gemeinde laut EU-Recht die Firmen nicht mit günstigen Grundstückspreisen subventionieren darf.

Das Vorhaben verteuerte sich durch den vorgeschriebenen 30-Meter-Abstand zum Wald, durch Pumpwerke für das Abwasser und die ökologischen Ausgleichsmaßnahmen. Eine Anbindung des Gewerbegebiets an die Mariazeller Straße sei daher verworfen worden, so Halder, da die Kosten sonst durch die Decke geschossen wären.