Immer wieder gern gehört: Herrn Stumpfes Zieh & Zupf Kapelle begleitet "Hannes und den Bürgermeister". Foto: Meinert

Komik: Hannes und der Bürgermeister bringen die Besucher in der Balinger Stadthalle ein ums andere Mal zum Lachen

Weiträumig belegte Parkplätze und dicht besetzte Ränge im großen Saal der Balinger Stadthalle künden eine Kulturveranstaltung mit Kult an: "Hannes und der Bürgermeister" stammen aus einer Zeit, in der Comedians noch Komiker waren.

Balingen. Mit ihrer Begleitband Herrn Stumpfes Zieh & Zupf Kapelle gehören Albin Braig (Hannes) und Karlheinz Hartmann (Bürgermeister) zu den Urgesteinen der schwäbischen Kleinkunst und haben einen festen Sendeplatz im Abendprogramm des SWR. Das Konzept hat sich bewährt: Spielszenen im durch wenige Kulissen abgebildeten Büro des Bürgermeisters werden von Beiträgen der Band umrahmt.

Die vier Musiker – Benny Jäger, Manfred Arnold, Michael Flexler und Marcel Hafner – faszinieren durch ihre Vielseitigkeit: Jeder von ihnen spielt mehrere Instrumente, und in wechselnden Instrumentalbesetzungen kommen unterschiedliche Musikstile hervor: Vom schwäbischen Mundart-Lied über instrumentale Jazz- und Walzernummern reicht das bodenständige Repertoire der vier bühnenerfahrenen Musiker.

In der ersten Spielszene erhält der Bürgermeister einen Anruf von seiner Frau. In den bodenständigen Monolog des Schultes platzt Amtsbote Hannes hinein, der aus "zwei Wochen Urlaub in Karaoke" zurückkehrt – ein Urlaub, der sich bald als zweiwöchige Quarantäne in der Dorfkneipe Ochsen erweist.

Hannes reißt die Zuhörer mit seiner einfachen und bestechenden Logik zu Lachsalven hin; so erklärt er dem Bürgermeister, dass "der Corona verheiratet isch" und "sei Frau Corina heischt". Er müsse verheiratet sein und eine Frau haben – wie könnte er sich sonst so schnell vermehren?

In der nächsten Szene hat der Ministerpräsident ausgerechnet beim Bürgermeister angerufen, um Ideen für einen neuen Landes-Slogan zu erfragen. "Wir können alles, außer Hochdeutsch" sei in die Jahre gekommen und solle durch eine kürzere und modernere Aussage ersetzt werden.

Schnäpsle befeuert Hirn

Daraufhin fordert Hannes den "Brexit aus der englischen Sprache" und verlangt nach einem Schnäpsle, um die kreativen Areale des Gehirns anzuregen. Mit jedem Schnäpsle entstehen neue Vorschläge – von "Mir könnet älles, außer Heckmeck" über "Mir könnet älles, außer könna" bis zum Kurzclaim "Mir": Das sei international und auch in Russland verstanden, wo es Frieden heißt.

Einen Anruf von Fritz, der seinen 20. Hochzeitstag begeht, nimmt der Bürgermeister zum Anlass, über seine eigene Hochzeit zu philosophieren. Die Essenz gibt er seinem Anrufer als Gedenkspruch mit auf den Weg: "Ob ein Gerades, ob ein Krummes – jeder Vogel sucht sein Nest; trifft ein Dummer auf ein Dummes, gibt es ein Familienfest."

Hannes – bislang überzeugter Junggeselle – war über Nacht im Rathauskeller eingeschlossen und hat durch das Studium eines Buches über das Steuerrecht die Erkenntnis gewonnen, dass nun auch er heiraten muss, da man als "eingetragene Lebensgemeinschaft mit gemeinschaftlicher Veranlagung" die Steuerklasse wechseln und massiv Steuern sparen könne. Und da er selbst aus zwei Hälften bestehe – aus einer unehrlichen und einer besseren –, müsse Hannes nur seine beiden Hälften vereinen, um die Steuervorteile nutzen zu können.

Dann schließt sich der Kreis zum Thema Wahlwerbung; Hannes und der Bürgermeister philosophieren über "Rostbroda und Salat", "Nacktschnecken, Schnecken mit Häusern und Schnecken mit Strumpfhosen".

Nach einem weiteren Instrumentaltitel folgt eine Zugabe als Einblick in das mühsame Erlernen der Texte. Die sechs Akteure verabschieden sich nach einem gelungenen Abend in bewährter Manier.