Wenn der Stuttgarter Hannes Staffler nicht gerade der Karnevalsprinz Hannes I. zu Stutengarten ist, ist er ein Star des Düsseldorfer Pur-Musicals „Abenteuerland“.
Abend für Abend begeistern Hannes Staffler und seine Mitspielerinnen und Mitspieler in dem Musical „Abenteuerland“ im Düsseldorfer Capitol-Theater das Publikum mit Songs wie „Ich lieb’ dich“, „Lena“, „Funkelperlenaugen“, oder eben „Abenteuerland“, die zu einer herzergreifenden Story zusammenfinden. Doch jetzt muss die Show pausieren, weil Staffler in ein anderes Kostüm schlüpft – das des Stuttgarter Faschingsprinzen Hannes I. Ein Gespräch über Pur, Stuttgart, das Nebeneinander von Karneval und Fasnet – und über Andrea Berg.
Herr Staffler, Sie sind nicht nur Musicaldarsteller, sondern auch Prinz Hannes I. zu Stutengarten. Ist es schwer, diese zwei Jobs miteinander zu vereinbaren?
Mir ist wichtig, dass der Karnevalsprinz kein Job ist. Der ist reines Privatvergnügen. Ich war ja letztes Jahr schon der Stuttgarter Stadtprinz – zusammen mit meiner ganzen Familie, meiner Frau und unseren drei Kindern. Weil in diesem Jahr die Kampagne wie im Vorjahr ziemlich kurz ist, wurde ich gefragt, ob ich noch einmal den Stadtprinzen mache. Es geht dabei aber nur um drei bis vier Wochenenden und dann zehn Tage, bei denen es wirklich Schlag auf Schlag geht.
Kommt Ihnen da nicht ihr Engagement bei „Abenteuerland“ in die Quere?
Nein, weil Düsseldorf eine Karnevalshochburg ist, sind dort Betriebsferien. An den närrischen Tagen muss man das Theater gar nicht erst aufmachen, da kommt wahrscheinlich eh keiner. Das spielt mir in die Karten, weil es bei uns ab dem Schmotzigen Donnerstag richtig los geht. Da sind wir von morgens früh bis abends spät durchgetaktet.
Sie hatten sogar in Düsseldorf schon einen Termin in Ihrer Funktion als Karnevalsprinz.
Ja, ich habe im Capitol das Düsseldorfer Prinzenpaar getroffen. Das hat mich stolz gemacht. Die beiden haben ja einen Wahnsinnszeitplan mit bis zu 400 Auftritten.
Anders als Düsseldorf ist Stuttgart keine Karnevalshochburg. Wie gut vertragen sich der Prinz und die Hexen?
Ich find es spannend, dass in Stuttgart beide Traditionen wunderbar nebeneinander existieren. Man hat diese typische Karnevalstradition, aber auch den Einfluss der schwäbisch-alemannischen Fasnet oder die Guggenmusik, die aus der Schweiz und vom Bodenseeraum kommt. Wie gut das zusammenpasst, sieht man beim Stuttgarter Umzug, den unser Verein, die Karnevalsgesellschaft Möbelwagen, stets am Faschingsdienstag organisiert. Da melden sich zwischen 60 und 70 Vereine an – und da ist dann alles dabei, was unter den Deckmantel Fasching, Fasnet oder Karneval passt.
Was mögen Sie sonst noch an Stuttgart?
In einer Stadt zu leben, in der es zwei Musicaltheater gibt, ist in meinem Job ein Riesenvorteil. Und wenn ich mich ins Auto setze, bin ich in viereinhalb Stunden in Bozen. Würde ich in Hamburg oder Berlin leben, wäre das immer eine halbe Weltreise. Stuttgart liegt zudem wie Bozen in einem Kessel – auch wenn in Bozen die Berge außen rum ein bisschen höher sind. Und ich habe hier meine Liebe gefunden – meine Frau ist Stuttgarterin. Wir haben jetzt eine Familie hier. Da will man nicht mehr weg.
Trotzdem spielen Sie seit 100 Tagen in Düsseldorf Robert Schirmer in „Abenteuerland“. Ist das für Sie weiterhin ein Abenteuer oder nur noch Routine?
Nee, das bleibt schon nach wie vor ein Abenteuer. Es gibt ständig wechselnde Besetzungen, man steht oft mit anderen Kollegen auf der Bühne. Live-Theater ist immer spannend, da kann immer irgendwas passieren, es bleibt abenteuerlich.
Was mögen Sie an der Rolle?
Der entscheidende Punkt, warum ich das machen wollte, ist die Musik von Pur. Ich bin als Südtiroler, der seit 2006 in Stuttgart lebt, ein Neigschmeckter, wie man im Schwabenländle so sagt. In Südtirol selbst wächst man eher mit Austro-Pop auf – mit Rainhard Fendrich oder STS. Ich habe Pur erst in Stuttgart kennengelernt, weil ich hier in einigen Musicals mitgespielt habe und dort Mitglieder der Band manchmal im Orchester aushelfen. Und ich mag diese Musik wirklich sehr, aber auch die Geschichte von „Abenteuerland“. Ich spiele ja einen Familienvater, der etwa in meinem Alter ist. Das passt schon sehr gut.
Haben Sie auch einen Lieblingsmoment in „Abenteuerland“?
Ich finde den Schluss sehr gut. Wir spielen ja ein kriselndes Ehepaar, bei dem es im Verlauf des Stückes nicht klar ist, ob wir wieder zusammenkommen. Und dann gibt es diese sentimentale Szene, in der wir den Song „Parkbank“ singen. Wir sitzen auf einer Bank, in die wir vor Jahren unsere Initialen eingeritzt haben, die ganz zufällig die Buchstaben „PUR“ ergeben, weil wir Petra und Robert heißen. Das ist immer ein sehr schöner emotionaler Moment. Da muss man viel spielen, tief reingehen, viel zulassen, da fließt auch das eine oder andere Tränchen.
Wie wäre es, in so einem Musical mitzuspielen, wenn Ihnen die Musik von Pur gar nicht so gut gefallen würde?
Grundsätzlich gilt erst mal: Job ist Job. Diese Einstellung ist wichtig, wenn man wie ich seit 20 Jahren auf der Bühne steht. Und ich bin zwar auch Sänger, aber mir ist vor allem der schauspielerische Aspekt wichtig. Ich frage mich: Interessiert mich die Geschichte? Erkenne ich mich wieder? Holt man die Leute ab und gibt ihnen etwas mit? Das ist wichtiger als die Musik.
Ganz unwichtig ist die aber auch nicht.
Klar, dass das jetzt Musik von Pur ist, die ich sowieso auch privat sehr gut finde, ist ein Bonus. Wenn zum Beispiel ein Andrea-Berg-Musical, zu deren Musik ich nicht so den Mega-Zugang habe, eine wirklich gute Geschichte erzählt und die Musik dazu passt, dann singe ich aber auch gerne Andrea Berg.
Jetzt singen Sie die Lieder, die sonst Hartmut Engler singt.
Wir alle hatten ein bisschen Angst, als das erste Mal lauter Fans im Saal saßen: Wie werden die das finden? Schließlich sind die Songs teilweise anders arrangiert oder gekürzt, und sie werden von unterschiedlichen Leuten gesungen und eben nicht von Hartmut Engler, der das Aushängeschild der Band ist. In unserer allerersten Aufführung, einer Art inoffiziellen Vorpremiere, saßen 300 Pur-Fans im Publikum. Das war ein besonderer Moment, weil wir gesehen haben, dass uns die Fans feiern und uns als Sängerinnen und Sänger der Lieder, die sonst Hartmut singt, akzeptieren.
Hannes Staffler, die Faschingszeit und das Musical „Abenteuerland“
Person
Hannes Staffler stammt aus Südtirol, lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern seit 2006 in Stuttgart, und hat hier sowie in vielen anderen Bühnen in zahlreichen Musicals Hauptrollen gespielt – von „We Will Rock You“ bis „Jesus Christ Superstar“. Außerdem ist er der Sänger der Rockband Two Souls.
Karneval
Als Stadtprinzenpaar Melanie I. und Hannes I. haben die Stafflers viel vor: Am Schmotzigen Donnerstag treten sie ab 10 Uhr beim Närrischen Wochenmarkt in Bad Cannstatt auf, am Samstag findet um 18:45 Uhr in der Sängerhalle die Karnevalsshow der Gesellschaft Möbelwagen statt. Am Rosenmontag gibt es ab 18 Uhr das Guggen-Monster-Konzert auf der Rathaustreppe. Am Faschingsdienstag startet um 14 Uhr der Faschingsumzug durch die Stuttgarter Innenstadt.
Show
Ab 20. Februar wird im Düsseldorfer Capitol wieder das Musical „Abenteuerland“ mit den Hits von Pur gespielt. Vorstellungen finden täglich außer montags statt.