Am OHG ist die Handy-Nutzung – bis auf wenige Ausnahmen – verboten. (Symbolbild) Foto: dpa/Roland Weihrauch

Die ständige Handynutzung ist weit verbreitet. Wie geht das Otto-Hahn-Gymnasium mit Realschule (OHG) in Furtwangen damit um?

Schulleiter Andreas Goldschmidt beschreibt im Interview die Situation an der Schule, die Risiken für Schüler und was er sich bei dem Thema wünscht.

 

Gibt es ein Handyverbot am OHG, wie wird es umgesetzt am Gymnasium und der Realschule?

Die Schul- und Hausordnung gilt gleichermaßen für beide Schularten. Ja, es gibt ein Handyverbot. Die Handys sind ausgeschaltet in der Schultasche zu verwahren. In dringenden Fällen können die Schülerinnen und Schüler in das Sekretariat kommen, um dort zu telefonieren. Die Oberstufe darf die Handys im Oberstufenaufenthaltsraum benutzen.

Wie sehen Sie die Handynutzung der Jugend, ihrer Schüler heutzutage allgemein?

Das größte Problem sehe ich darin, dass es zu wenig oder sogar keine Auszeiten mehr für die Handynutzung gibt. Mir scheint, als sei die Schule einer der wenigen Orte, an dem die Schülerinnen und Schüler heutzutage noch vollständig auf das Handy verzichten müssen. Da unser Alltag zunehmend digitalisiert wird, werden die Jugendlichen zum Beispiel durch die Handynutzung unbefangener und selbstverständlicher damit umgehen können. Die daraus resultierende Kommerzialisierung verringert allerdings ein tieferes Verständnis für Software und Hardware.

Welche Vorteile hat die Handynutzung im Zusammenhang mit dem Unterricht?

Für den Unterricht hat die Handynutzung keinen Vorteil. Für einen digital gestalteten Unterricht stellt unsere Schule ausreichend Geräte (Tablets, Notebooks, PC) zur Verfügung.

Welche Gefahren sehen Sie?

Gefahren gibt es viele: Konzentrationsschwäche, Abhängigkeit, permanentes Verlangen nach Input, Oberflächlichkeit an Informationen und dysfunktionales Sozialverhalten bis hin zu Cybermobbing. Da Handy und Internet zwischenzeitlich eine Einheit bilden, sei besonders der Zugang zu Inhalten erwähnt, die Moral, Recht und Demokratie massiv unterlaufen. Nicht zu vergessen sind die medizinischen Negativfolgen für Augen und Körperhaltung. Sobald sich diese Gefahren innerhalb des Schullebens bemerkbar machen oder dieses beeinflussen, müssen wir aktiv werden. Vieles spielt sich aber im Privatleben ab. Manche Folgeerscheinungen werden sich erst in ein paar Jahren zeigen.

OHG-Schulleiter Andreas Goldschmidt Foto: Markus Reutter

Welche gesamtgesellschaftliche Aufgabe sehen Sie im Umgang mit dem Handy, speziell im Zusammenhang mit Kindern und Jugendlichen?

Das Handy ist allgegenwärtig und nicht mehr wegzudenken. Es den Jugendlichen völlig zu verbieten, wäre falsch. Das würde sie sozial isolieren. Umgekehrt muss dem Übermaß an Handynutzung entgegengewirkt werden. Wer vom Verkauf von Handys oder der Nutzung der Software sowie der dargebotenen Inhalte profitiert, darf sich seiner Verantwortung nicht entziehen. Hier hat der Wirtschaftsliberalismus seine deutlichen Grenzen. Wir benötigen eine Kultur der Handyauszeit. Bislang überlässt man das den Eltern und den Schulen, zuweilen ein Kampf gegen Windmühlen. Medien und Profiteure sollen hier viel aktiver mitwirken. Die Politik kann unterstützen oder sogar Leitplanken setzen.

Welche Hilfestellung gibt die Schule?

Das OHG bietet folgende Unterstützungssysteme für die Eltern: Informationsschreiben mit Tipps zum Umgang mit Handys für die neuen Fünftklässler. Der Wechsel in die weiterführenden Schulen ist oft ein beliebter Zeitpunkt, um den Kindern ein Smartphone zu kaufen. Zweitens einen Elternnewsletter mit Informationen und Tipps, drittens Elterninformationsabende zum Thema Medien und Smartphone und viertens Präventionsarbeit in den Klassen durch die Schulsozialarbeit.