Wenn ein Smartphone-Akku anzeigt, er sei zu 100 Prozent geladen, ist er in Wirklichkeit nur zu etwa 80 Prozent voll - und das hat einen guten Grund. Foto: Fuchs

Das Handy immer zwischen 20 und 80 Prozent wieder aufladen, es immer ganz leer werden lassen oder am besten regelmäßig über Nacht laden? Wie Akkus am besten zu laden sind, darüber gehen die Meinungen auseinander. Wir machen den Faktencheck. 

Eins vorweg: Die Lebenszeit eines Akkus - wie er etwa in Smartphones, elektrischen Zahnbürsten oder E-Fahrzeugen verbaut ist - lässt sich verlängern, wenn er richtig behandelt wird. Was richtig ist, darüber sind unterschiedliche Informationen im Umlauf. Mit Simon Fleischmann, Forscher am Helmholtz-Institut Ulm (HIU), machen wir den Faktencheck.

Herr Fleischmann, wie oft man einen Akku aufladen kann, bis er am Ende ist, ist vorgegeben. Richtig oder falsch?

Ja, in etwa. Heute gängige Lithium-Ionen-Akkus haben normalerweise eine Lebenszeit von mindestens 1000 Ladezyklen. Die Lebenszeit lässt sich durch den richtigen Umgang aber positiv beeinflussen. Dabei spielt die Größe des Akkus an sich keine entscheidende Rolle. Das Handy ganz leer werden lassen, bevor man es wieder auflädt, oder es schon bei 20 Prozent Rest-Akku-Ladung wieder vollladen - was ist richtig? Bereits bei 20 Prozent wieder aufladen, ist tatsächlich richtig, wenn man den Akku schonen will.

Und woher kommt das Gerücht, dass Akkus ab und zu ganz leer werden müssen?

Früher gab es andere Arten von Akkus, zum Beispiel die Nickel-Cadmium- und Nickel-Metallhydrid-Akkus. Da gab es einen sogenannten Memory-Effekt bei unvollständiger Entladung. Wenn der Akku öfter nur bis beispielsweise 50 Prozent entladen wurde, war er irgendwann auch nur noch bis 50 Prozent entladbar. Diese Akkus werden in Handys jedoch in der Regel nicht mehr verbaut, bei den Lithium-Ionen-Akkus existiert dieser Effekt nicht. Ein Lithium-Ionen-Akku sollte also nicht ganz leer werden.

Sollte man den Akku aus den gleichen Gründen auch nie ganz voll laden?

Es wirkt sich generell positiv auf die Lebenszeit aus, wenn beide Extremzustände – also vollständige Be- oder Entladung - weitestgehend vermieden werden. In modernen Geräten sollten diese Szenarien meist jedoch softwaregesteuert verhindert werden, zum Beispiel durch ein vorzeitiges Abschalten des Geräts vor einer zu tiefen Entladung.

Schadet es Akku-Geräten, wenn sie nach dem Aufladen weiterhin eingesteckt bleiben, zum Beispiel über Nacht?

Das Laden über Nacht sollte nicht schädlich für das Gerät sein, da der Ladevorgang normalerweise von allein beendet wird, wenn der Akku eine gewisse Ladung erreicht hat. Man sollte nur vermeiden, dass das Gerät über Wochen oder Monate ununterbrochen am Ladegerät hängt.

Dürfen bei Geräten mit Akku-Ladestationen (wie Handstaubsauger und elektrische Zahnbürsten) die Ladestationen dauerhaft eingesteckt bleiben?

Das sollte normalerweise kein Problem sein, die Ladestation hat ja nichts mit dem Akku an sich zu tun. Auch hier kommt es natürlich immer auf das spezifische Gerät an, die Ladestation kann in der Funktionsweise mit einem eingesteckten Ladekabel verglichen werden.

Schadet es Akku-Geräten, wenn sie zu lange gar nicht aufgeladen werden?

Auch hier gilt: Sie gehen dadurch nicht unmittelbar kaputt, da die Geräte sich normalerweise vor einer zu tiefen Entladung vorzeitig abschalten. Sollte ein Akku allerdings sehr lange gar nicht geladen werden, kann es im Extremfall zu einer sogenannten Tiefenentladung kommen, bei der die Spannung des Akkus soweit fällt, dass es zu einer nachhaltigen Schädigung kommt.

Elektronische Geräte vertragen Hitze und Kälte nicht gut. Richtig oder falsch?

Eher richtig. Die Akkus bestehen im Inneren aus Materialien, die darauf optimiert sind, in einem gewissen Temperaturfenster betrieben zu werden, meist im Bereich der Zimmertemperatur. Die chemische Reaktionsfreudigkeit der Komponenten wird durch Temperaturschwankungen beeinflusst. Deshalb kann es beispielsweise bei einem Smartphone auch dazu kommen, dass es sich bei zu hohen oder zu niedrigen Temperaturen selbst abschaltet. Wer die Lebenszeit verlängern will, sollte es möglichst vermeiden, sein Gerät über längere Zeiträume bei Extremtemperaturen zu betreiben.

Kann ein Akku anfangen zu brennen, wenn er über sehr lange Zeit eingesteckt ist?

Normalerweise nein, wenn er nicht falsch gebaut oder beschädigt ist, der Ladevorgang wird ab einer gewissen Ladung durch das Gerät beendet.

Kann man jedes Gerät mit jedem Kabel aufladen, das in die Anschluss-Buchse passt?

In der Regel geht das, es ist aber nicht immer ideal. Grundsätzlich kommt es auf das Netzteil an, nicht so sehr auf das Kabel. Es gibt bei verschiedenen Ladegeräten Unterschiede bei der Spannung. Der Spannungsoutput, der auf den Netzteilen angegeben sein sollte, sollte auf das jeweilige Gerät abgestimmt sein, sonst kann sich das negativ auf die Lebensdauer des Akkus auswirken.

Spielt es eine Rolle, wie herum man den Stecker eines Ladekabels in die Steckdose steckt?

Ganz einfach: Nein. Das hat keine Auswirkung auf den Ladevorgang.

Beim Laden eines Handys sollte man die Hülle entfernen, damit das Gerät nicht überhitzt - richtig oder falsch?

Kommt drauf an. Es ist normal, dass sich ein Gerät beim Laden leicht erwärmt. Es sollte jedoch nicht richtig heiß werden. Das ist ein Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmt. In diesem Fall ist es einen Versuch wert, die Hülle beim Laden zu entfernen, um herauszufinden, ob sich das Problem so lösen lässt.

Akkus und Batterien dürfen unter keinen Umständen nass werden. Stimmt das?

Das betrifft das Innenleben der Akku-Zellen, dieses darf nicht in Kontakt mit Wasser kommen. Daher müssen Akkus absolut dicht verbaut sein. Ist dies der Fall, können sie prinzipiell auch äußerlich nass werden. Das sollte man den jeweiligen Gerätespezifikationen entnehmen.

Info: Helmholtz Institut

Die Helmholz-Institute sitzen an 18 verschiedenen Standorten. Dort suchen Wissenschaftler nach Lösungen für die drängendsten Problemen der heutigen Zeit: Aus welchen Ressourcen gewinnt die Menschenheit zum Beispiel künftig Energie? Wie wird Mobilität klimafreundlich? Welche Therapien helfen bei bisher unheilbaren Krankheiten? Es gibt sechs Forschungsbereiche: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Information, Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr sowie Materie.

Das Helmholtz Institut in Ulm hat sich im Bereich Energie der Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten für Akkus verschrieben. Die Wissenschaftler beschäftigen sich dort mit sämtlichen Aspekten der Akkuforschung. Das Spektrum reicht von Grundlagenforschung - also der Verbesserung von bisher bekannten Akku-Arten - über neue Batteriekonzepte bis zur Industrieforschung in Kooperation mit Firmen. Bei der Weiterentwicklung bestehender Technik geht es sowohl darum, Akkus erschwinglicher als auch leistungsfähriger zu machen.