Die ehrsame Handwerkervereinigung Haigerloch feierte am Montag ihren 155. Jahrtag in alter Tradition und bei herrlichem Herbstwetter. Auch Bürgermeister Heiko Lebherz war vor Ort, der das Handwerk fördern und Bürokratie abbauen will.
Festlich war der Einzug in die Annakirche am Jahrtag der Ehrsamen Vereinigung. Vorneweg zogen Pater Franz Pfaff, Dirk Neidhardt mit der Zunftfahne und dahinter die Handwerksmeister und Handwerkermeisterinnen.
Mit gesenkter Zunftfahne, musikalisch begleitet von den elf Musikern des Handwerker-Musikensembles unter Regie von Charles Gaus, die „Ich hatt‘ einen Kameraden“ intonierten, wurde der zwölf verstorbenen Meister würdevoll gedacht.
Delegation aus Mengen war zu Gast
Pater Pfaff, der den Gottesdienst zelebrierte, wies humorvoll darauf hin, dass das älteste Handwerk der Welt nicht das der Dirnen sei, sondern das des Elektrikers. Denn Gott sagte: „Es werde Licht“.
Die Wichtigkeit der Handwerksbetriebe und deren Wertschätzung hob er bei seiner Predigt besonders hervor. Zum Abschluss der Gedenkmesse erklang das Lied „Großer Gott“. Angereist war auch eine kleine Delegation der Handwerkerzunft Mengen mit Zunftmeister Joachim Schwarz, der Grußworte überbrachte.
Im Gasthaus „Krone“ gibt es Kutteln
Nach dem Gottesdienst zog die feierliche Prozession mit mehr als 40 Teilnehmern und den Laden beider Handwerkszünfte ins Gasthaus „Krone“ zum Kuttelnessen. Zunftmeister Dietmar Eger eröffnete die Versammlung mit den traditionellen Worten „Gott schütze das ehrbare Handwerk“. Die Anwesenden antworteten mit „Gott segne es“.
303 Ausbildungsplätze sind noch offen
Von hohem Druck bei den Baupreisen, hoher Inflation, steigenden Finanzkosten und fehlendem Personal im Handwerk berichtete Heidi Goller von der Handwerkskammer Reutlingen. Ausgedrückt in Zahlen: Derzeit seien noch 303 Ausbildungsplätze offen; 1658 Ausbildungsverträge wurden abgeschlossen – 0,4 Prozent weniger als im vergangenen Jahr – und 298 Jungmeister haben im Jahr 2023 im Zollernalbkreis die Meisterprüfung abgelegt. Zehn Altmeister erhielten von ihr und Zunftmeister Dietmar Eger den Altmeisterdank.
Haigerlochs Bürgermeister Heiko Lebherz betonte, wie wichtig das Handwerk ist. Ihm liege es am Herzen, den Haigerlocher Mittelstand zu stärken. Gewerbeflächen sollen künftig gezielt an Mittelständler und insbesondere ans Handwerk vergeben werden. Zudem fordert er eine Entlastung von bürokratischen Hürden.
Stadtverwaltung will Bürokratie abbauen
Ein Bürokratieabbau soll übrigens auch im Haigerlocher Rathaus stattfinden. Die Stadtverwaltung soll laut Lebherz umgebaut werden und so für Dienstleister und Bürger attraktiver gemacht werden. Klare Worte fand er zu den Themen Arbeitskräftemangel und „Work Life Balance“.
Arbeiten wolle niemand mehr, viel Geld verdienen aber schon. Von Apps und Influencern lebe die Wirtschaft in Deutschland schließlich nicht, aber von den Handwerkern. Helden sollten die sein, die in der realen Welt ein Haus bauen. Der Applaus der Handwerker und Handwerkerinnen innen pflichtete ihm bei.