Friseure gehören zu den Verlierern der Pandemie. Foto: © LIGHTFIELD STUDIOS – stock.adobe.com

"Stolpernd auf Erfolgskurs", auf diesen Nenner bringt die Handwerkskammer Konstanz die Konjunktur im Handwerk – es gibt viele Faktoren, die die Konjunktur bremsen.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Zum Ende des abgelaufenen Jahres konnten viele Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Konstanz aufatmen, da die Konjunktur nochmals in Schwung kam. Spitzenreiter waren die Bau- und Ausbaugewerke. Andere Branchen hingegen haben nach wie vor zu kämpfen.

"Noch immer hat die Coronapandemie die Betriebe fest im Griff. Nach der Entspannung im Sommer verschlechterte sich die Situation im Herbst leider erneut. Während die Bau- und Ausbaubranche nach wie vor boomt, haben einige Berufsgruppen, vor allem Friseure, mit massiven Umsatzeinbußen und Kundenrückgängen zu kämpfen. Auch die Nahrungsmittelgewerke leiden teilweise noch", sagt Handwerkskammer Präsident Werner Rottler mit Blick auf die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage. "Insgesamt stimmt der Quartalsbericht aber zuversichtlich, auch wenn es wohl noch ein weiter Weg ist, bis alle wieder das Niveau wie vor der Pandemie erreicht haben."

Viele Stolpersteine liegen auf dem Weg

Georg Hiltner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz, ergänzt, dass dem Handwerk neben der Pandemie weitere Stolpersteine in den Weg gelegt würden. "Über fast alle Gewerke hinweg klagen die Unternehmen über Preissteigerungen und Lieferengpässe. Im Baubereich sprechen gar 90 Prozent der Unternehmer von angehobenen Einkaufspreisen, die nicht komplett auf die Kunden umgelegt werden können. Und auch der Fachkräftemarkt ist leer gefegt. Das sind Aspekte, die die Konjunkturentwicklung langfristig einbremsen könnten", so Hiltner.

Zuversicht überwiegt in der Region

Insgesamt schauen die Betriebe zuversichtlicher auf die Auftragslage als noch vor einem Jahr. Über volle Auftragsbücher freuten sich im vierten Quartal 17,4 Prozent der Betriebe, 27,2 Prozent mussten hingegen Auftragsrückgänge verkraften. Dennoch rechnen 24,4 Prozent mit Auftragssteigerungen – im Vorjahr waren dies nur 18,5 Prozent. Zwei von drei Befragten stellen ihrer Geschäftslage ein gutes Zeugnis aus. Insgesamt hält die Zufriedenheit wieder Einzug und die Betriebe sind auch zuversichtlicher. 56,8 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in den nächsten Monaten mit einer stabilen Auftragslage rechnen. Diese Zahl ist im Vergleich zum Handwerk im gesamten Land, wo die Erwartung bei 51 Prozent, optimistisch.

Die Auslastung stimmt

Auch die Kapazitätsauslastung der Betriebe hat sich im vierten Quartal verbessert. Waren es im Vorjahr noch 22 Prozent, die bedeutende Kapazitätsfreiräume meldeten, sind es Ende 2021 lediglich noch 13,2 Prozent. Sehr erfreulich ist dabei auch, dass 53,7 Prozent der Befragten eine Auslastung zwischen 80 und 100 Prozent melden. 15 Prozent der Handwerksunternehmen arbeiteten im letzten Quartal des Jahres 2021 sogar über die Kapazitätsgrenze hinaus.

Für den Verbraucher bedeuten diese positiven Zahlen unter Umständen längere Wartezeiten, was vor allem im Baubereich durch das zwingende Ineinandergreifen verschiedener Gewerke zu Verzögerungen führen kann. So gaben 85,7 Prozent der Betriebe des Bauhauptgewerbes an, dass ihre Auftragsbücher für die nächsten zwölf Wochen gefüllt seien, im Ausbaubereich waren es 52,9 Prozent der Betriebe, im gewerblichen Bereich immerhin 30,8 Prozent. Preissteigerungen gibt es aufgrund von Lieferengpässen besonders im Bereich des Bauhauptgewerbes und im Ausbaubereich, aber auch im Kfz-Bereich.

Bei der Umsatzentwicklung gibt es aus dem letzten Quartal Positives zu berichten: Die Entwicklung verlief wesentlich dynamischer als im Vorjahreszeitraum. 29,2 Prozent der Befragten freuten sich über Umsatzsteigerungen, Rückgänge beklagen 18,2 Prozent – im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es noch 29,8 Prozent.

Fachkräfte werden knapper

Die Personalentwicklung stockt hingegen. Beschäftigungszuwächse gab es zum Jahresende im regionalen Handwerk nahezu keine zu verzeichnen. Lediglich 3,7 Prozent der Befragten haben im letzten Quartal neue Mitarbeiter eingestellt, was mit dem zunehmenden Fachkräftemangel zusammenhängen könnte.

Dass die Betriebe verhalten optimistisch sind, das zeigt auch der Wert der Investitionsrate in der Region zwischen Bodensee, Hochrhein und Schwarzwald-Baar-Heuberg. 65 Prozent der Betriebe tätigten Investitionen im üblichen Umfang, im Vorjahr waren dies lediglich 53,4 Prozent. 11,4 Prozent der Befragten wollen laut Umfrage sogar mehr investieren. Ein ausführlicher Konjunkturbericht ist unter www.hwk-konstanz.de/konjunktur zu finden.

Stimmen aus dem Handwerk zur aktuellen Lage

Gerhard Meier, Metzgermeister mit eigenem Betrieb, Bistro und Partyservice in Rottweil: "Der Fachkräftemangel hat sich bereits in den vergangenen Jahren abgezeichnet. Den Schülern hat man nicht zu Handwerksberufen, sondern zum Studium geraten. Jetzt bekommen wir das Ergebnis davon deutlich zu spüren. Die Coronapandemie hat die Situation für uns nicht einfacher gemacht und den Fachkräftemangel sogar verschärft. Wir betreiben neben dem Laden ein angegliedertes Bistro und einen Partyservice. Die Aufträge für den Partyservice sind so gut wie alle weggefallen und das Bistro zu öffnen, wäre bei den ganzen Kontrollen, die man durchführen muss, viel zu aufwendig und personalintensiv. Mittlerweile fehlen uns drei Vollzeitkräfte. Wir haben uns nun schweren Herzens entschieden unseren Laden samstags geschlossen zu halten."

Oliver Stumpp, Geschäftsführer Gebr. Stumpp Bauunternehmung GmbH & Co. KG, aus Rottweil: "Die Lage bei uns ist derzeit gut. Wir haben zum Glück keine Probleme Facharbeiter zu bekommen. Auch bei den Lehrlingen sieht es gut aus. Die Preissteigerungen sind allerdings deutlich zu spüren. Einige Kunden haben auch entschieden, erst mal abzuwarten und haben die Aufträge ausgesetzt. Ich denke aber nicht, dass die Preise wieder nach unten gehen, ganz im Gegenteil. Viele Baubetriebe haben zudem mit Lieferengpässen zu kämpfen, da sieht es bei uns noch ganz gut aus. Man muss sich allerdings sofort bei Auftragsbestätigung um das Material kümmern, dann klappt es meist. Kurzfristig geht nichts."