Jürgen Strohm an der Töpferscheibe in seiner Werkstatt mit Laden in Schwenningen. Foto: Cornelia Hellweg

Gut besucht war der zweitägige Hofmarkt in der Töpferei Strohm. Dabei suchen die Kunden auch nach Oster- und Frühlingsdekoration. Hoch im Kurs steht derzeit wieder individuell gestaltete Gebrauchskeramik.

Zufällig fiel in diesem Jahr der Hofmarkt bei der Töpferei Strohm zusammen mit dem verkaufsoffenen Sonntag.

 

„Es waren mehr Leute da als im vergangenen Jahr, wir haben besser verkauft – aber das hat nichts mit dem verkaufsoffenen Sonntag zu tun“, bilanziert Jürgen Strohm. Töpferei, Laden auf der einen und privates Wohnen auf der anderen Seite sind im idyllisch gelegenen Ob dem Brückle in Schwenningen gelegen. Da flaniert kein Shopping-Publikum zufällig vorbei, zu ihm kommt man zielgerichtet.

Seit 35 Jahren Jahren ist Jürgen Strohm Profi. Das Töpfern erlernte er von die Pike auf. Und er hat es geschafft, sich als Selbstständiger in diesem Berufsfeld zu etablieren. Neben dem Verkauf vor Ort besucht er im Jahreslauf verschiedene Keramikmärkte, um seine Produkte einem größeren Kundenkreis zu offerieren. „Früher war die Töpferei ein reiner Männerberuf wegen der harten körperlichen Arbeit.“ Das habe sich grundlegend gewandelt.

Oster- und Frühlingsdekoration aus Keramik. Foto: Cornelia Hellweg

Im Laden hängt der Meisterbrief. Eine Zeit lang bildete Strohm Lehrlinge aus. Seit im Berufsbildungsgesetz eine Mindestvergütung für Auszubildende festgelegt ist, sei das für Töpferbetriebe kaum noch machbar. Auf dieser gesetzlichen Grundlage verdienen Azubis im ersten Lehrjahr jetzt mindestens 620 Euro im Monat. In Baden-Württemberg würden nur noch zwei Betriebe in diesem Handwerk ausbilden. „Früher waren es mal 30.“ Seine letzten Lehrlinge mussten bereits nach Landshut in Bayern auf die Berufsschule, weil in der Berufsschule in Stuttgart keine Klassen mehr gebildet werden konnten. Jetzt werde diskutiert, ob man die Töpferausbildung in Baden-Württemberg durch den zweijährigen Besuch einer bestehenden Vollzeitschule in Rheinland-Pfalz sicherstellt. „Auch, um das handwerkliche Niveau zu halten.“

Individuell und nachhaltig

Gerade bei jüngeren Kundinnen und Kunden nehme das Interesse an Gebrauchskeramik aus einer Töpferei wieder zu. Die Vorteile: Die Stücke sind individuell gefertigt in der Region und sind daher nachhaltig. Wer genau hinschaut merkt auch bei Teller- oder Tassen-Sets – kein Teil ist wie das andere. „Die meisten fangen mit einer Tasse an und bauen dann nach und nach ihr Geschirrsortiment auf“, erzählt Jürgen Strohm. Jeder Töpfer und jede Töpferin entwickele in der Regel einen Stil, dem man treu bleibe. „Die Keramik passt zu unserem Leben.“ Sehr befriedigend ist für ihn, dass er am Ende jeden Tages in der Werkstatt sieht, was er geschaffen hat.

Ein Tonschale entsteht auf der Töpferscheibe. Foto: Cornelia Hellweg

Der Austausch mit Kunden – aber auch Töpferkollegen – vor Ort und auf den Messen sei wichtig, weil daraus wieder neue Ideen für Produkte entstehen. Oder er bekommt mit, wie eine Gebrauchskeramik von Kunden für was anderes als gedacht genutzt wird. Jürgen Strohm zeigt einen Behälter aus Steingut. „Darin hält sich Käse im Kühlschrank deutlich länger als in Plastikware.“

Uni ist „in“

Derzeit komme bei Keramikware wieder eine unifarbene Gestaltung in Mode. Da ist man bei ihm genau richtig. Im Rahmen des Hofmarktes zeigten auch andere Kunsthandwerker ihre Arbeiten. Jürgen Strohm präsentiert in seinem Laden auch Arbeiten von Töpferkollegen oder Dinge, die im beliebten Winterladen in Villingen zu haben waren.

Nach 27 Jahren war im Winterladen Ende des vergangenen Jahres Schluss. Geplant ist, in der Adventszeit den Kunden wieder was Besonderes anzubieten – aber eben im Laden Ob dem Brückle in Schwenningen.