Erhaltenswerten älteren Klavieren und Flügel bringt Nils Hötzel ihren unverwechselbaren Klang zurück. Im März 2021 hat er dafür seine Klavierwerkstatt ("Schwarzwald Piano") im Bau 22 des H.A.U.-Gewerbeparks eingerichtet.
Schramberg - Die Räume sind für seine Zwecke ideal: Es gibt zwei Lastenaufzüge, groß genug sogar für ausladende Konzertflügel, zum An- und Abtransport kann man mit dem Transporter direkt an die Aufzugrampe heranfahren und am Wochenende wird niemand der anderen Mieter durch etwaigen Lärm gestört.
Und schließlich ist der Boden auch in den oberen Stockwerken von Bau 22 tragfähig genug: 19 Klaviere und drei Flügel stehen zur Zeit dort in der Werkstatt. Hötzel hat sie aus dem gesamten Bundesgebiet eingekauft, um sie zu restaurieren und dann wieder zu verkaufen. "Alle mit guter Grundsubstanz", versichert er im Gespräch mit unserer Redaktion. Zum Beispiel aus München ein Berlux-Klavier aus den 1920er-Jahren, aus den 30er-Jahren ein Seiler-Klavier aus Schlesien oder aus den 70er-Jahren ein Sauter-Klavier aus Spaichingen. Zwei der Instrumente sind Erbstücke, die Hötzel für die Besitzer überholt.
Deutsche Klaviere haben "tollen Klang"
"In den zwanziger und dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es in fast jeder kleinen Stadt einen Klavierhersteller", erläutert Hötzel. Er habe es sich zur Aufgabe gemacht, hochwertige Instrumente aufzuspüren, unabhängig davon, ob sie historisch, gebraucht oder neuwertig sind. Auch im Sinne der Ressourcenschonung, wenn Vorhandenes überholt und weiter verwendet wird. Denn ein gut restauriertes deutsches Klavier kann eine gute Alternative zu einem preislich günstigen asiatischen sein. "Gerade diese alte Instrumente haben einen tollen Klang", versichert Hötzel.
Keine Risse im Resonanzboden
Von den vielen bestimmenden Faktoren spielt der hölzerne Resonanzboden die zentrale Rolle. Er darf keine Risse haben. Mit ihm verbunden ist als Herzstück des Instruments die starke Zugkräfte aushaltende Gussplatte für die Saiten, die Hötzel bei der Restaurierung allesamt erneuert. Außerdem überholt der die Mechanik und erneuert Verschleißteile, zum Beispiel die Filze oder den Lack. Er sieht es als "spannende Aufgabe" an, "Musikliebhabern gut gebaute Instrumente europäischer Hersteller schmackhaft zu machen".
In dritter Generation
Hötzel stammt aus der Karlsruher Gegend und ist gelernter Klavierbauer in dritter Generation: Die Ausbildung hat er bei seinem Vater gemacht, der wiederum beim Großvater in die Lehre gegangen ist. Einer gab seinen Erfahrungsschatz, das Wissen über alte Werkstoffe, zum Beispiel über Leim und Lacke, an den anderen weiter. Schramberg hat Hötzel als Standort für seine Werkstatt gewählt, weil seine Frau als Lehrerin auf dem Sulgen arbeitet.
Die Hälfte seiner Arbeitszeit ist er unterwegs, weil er nicht nur Klaviere restauriert und wieder verkauft, sondern die Instrumente zu Hause bei ihren Besitzern stimmt. Zu seinem Kundenstamm gehören neben Musikern auch viele Familien. "Dank der Musikschulen lernen die Kinder immer noch Klavier oder andere Instrumente spielen", freut sich Hötzel.