Ayleene Fender und ihr Partner Andreas Faust in der Bäckerei Fischerkeller. Foto: Wilfried Strohmeier

Die Bäckerei Fischerkeller in Bad Dürrheim gehört zu einer aussterbenden Art: Es ist keine Filiale einer Bäckereikette sondern ein Familienbetrieb, der im Jahr 1853 gegründet wurde. Adolf Fischerkeller will in Rente. Die Frage stellte sich: Wie geht es weiter?

Diese Frage stellen sich viele Handwerksbetriebe. Für die Bäckerei Fischerkeller gibt es eine glückliche Fügung. Die Bäckerei wird weiterbetrieben.

 

Mit Adolf Fischerkellers Stieftochter Ayleene Fender und ihrem Partner Andreas Faust geht es in die nächste Generation der Bäckerei. „Als Adolf sagte, er geht in Ruhestand, habe ich ihn gefragt wie es weitergeht“, beschreibt Ayleene Fender die damalige Situation. Und der Bäckermeister hielt der jungen Frau die Tür offen bis zu endgültigen Entscheidung.

Es gab zwar einiges zu überlegen, aber es musste nicht im Grundsatz entschieden werden, ob man will oder nicht. „Die Bäckerei aufzugeben, wäre mir zu schade gewesen“, erklärte die 32-Jährige.

Der Beruf ist auch eine Berufung

„Ich bin gerne Bäckerin“, und „Ich liebe meine kleine Backstube.“ Das sind zwei Sätze, die Ayleene Fischerkeller spontan über die Lippen kommen. Man merkt ihr an: Der Beruf ist auch eine Berufung.

Ihr 34-jähriger Partner Andreas Faust gibt ebenfalls sein ganzes Können in das Backwerk. Ursprünglich hat er Koch gelernt, arbeitet aber schon seit längerem in der Backstube und beginnt zum 1. April mit seinem Meisterkurs, der rund zehn Monate dauert.

Das ist möglich, da Koch ein artverwandter Beruf ist und er eben schon länger als zwei Jahre in einer Backstube als Bäckergeselle arbeitet, informiert er. Dann wird er zwei Tage in der Woche in Karlsruhe die Schulbank drücken.

Vielleicht bringt er von dort noch weitere Ideen mit für Sorten, die ins Sortiment aufgenommen werden, vor allem auch saisonale Angebote oder auch im Wechsel mit anderen.

Bärlauch-, Hanf- und Bierbrot

Da wäre beispielsweise eine Bärlauchbrot, das im Frühjahr im Angebot ist. Es gab schon Hanfbrot oder auch Bierbrot. Seit Kurzem gibt es Laugenbrezel mit Barbecue-Sauce, Spiegelei und Speckwürfel in der Verkaufstheke – bei Handwerkern der echte Renner, weiß die Bäckerin zu berichten. Und noch eines möchte sie machen: richtiges Sauerteigbrot wie früher.

Für Ayleene Fender ist Bäckerin ein kreativer Beruf. „Man muss mit den Händen arbeiten“ – und das sei ihr wichtig. In eine Großbäckerei zog es sie nie.

Bei der Bäckerinnung, von deren Fachleuten sich das junge Paar sich im Vorfeld beraten ließ, heißt es, dass der Trend weg von Fertigprodukten geht. „Die Menschen lernen das Handwerk wieder zu schätzen“, ergänzt Andreas Faust.

Rohstoffe kommen aus der Region

Zu schätzen wissen die Kunden auch, dass die Rohstoffe, wo möglich, aus der Region kommen. Das Mehl kommt von der Luz Erwin Mühle bei Münsingen, Milch und Quark aus der Bodenseeregion, die Eier von dem Hof Klausmann in Obereschach. Auch das ist ein weiterer Punkt zu den saisonalen Zutaten. Die Lieferanten wissen von der Übernahme der Bäckerei zum 1. April durch das junge Paar. Alle ziehen mit und wollen auch weiter liefern. Darüber sind die beiden sehr froh. Auch größere Kunden werden wie gewohnt weiterbeliefert und zeigten sich bereits erleichtert, dass es in der Bäckerei weitergeht.

Für die Kunden bleibt vieles gleich

Die Öffnungszeiten bleiben ebenfalls unverändert, und eine Filiale wollen die beiden auch nicht eröffnen. Für die Kunden bleibt also vieles gleich, wenn auch das Sortiment sich leicht verändert und in manchen Punkten ausgeweitet wird.

Adolf Fischerkeller wird dem jungen Paar in der ersten Phase auch weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen. Er hat aber schon angedeutet, sich dann doch irgendwann auf die Rente zurückziehen zu wollen. Neben dem Paar gibt es noch im Verkauf drei Festangestellte und vier Aushilfen an der Verkaufstheke.

Bäckerei Fischerkeller

Geschichte
1853 eröffnete die Bäckerei Fischerkeller in Bad Dürrheim, gegründet wurde sie von Franz Xaver und Theresia Fischerkeller. Seit damals ist sie durchgehend im Familienbesitz. Anfang der 1970er-Jahre wurde der ehemalige Ökonomieteil abgerissen und die Verkaufsräume ebenerdig. 1993 übernahm Adolf Fischerkeller die Bäckerei von seinem Vater Franz, und 2025 geht es in die nächste Generation.