Ernüchterung macht sich in Handwerksbetrieben der Region breit. So sehr hofft man auf eine Erholung der Konjunktur. Doch bislang bleibt sie offenbar aus – doch es gibt Branchen und auch ein Erfolgsrezept, die Hoffnung machen.
Der jüngste Konjunkturbericht der Handwerkskammer Konstanz spricht Bände.
Das, worauf die Handwerke in der Region so sehr warten, ist noch längst nicht in Sicht. Dabei sahen die Zahlen doch schon einmal besser aus als zuletzt. Woran also hapert es, dass sich die wirtschaftliche Lage noch nicht grundlegend verändert hat?
Mehr Unternehmer bewerten die Lage als schlecht
Die gute Nachricht vorneweg: Laut aktuellem Konjunkturbericht der Handwerkskammer Konstanz wird die allgemeine Geschäftslage im zweiten Quartal 2024 im Vergleich zum Jahresbeginn besser bewertet wird. Aber: Die Stimmung ist nicht so gut wie im Vorjahr. Während im zweiten Quartal 2023 noch 76 Prozent der Betriebe die Lage als „gut“ einstuften, sank dieser Wert nun auf 60 Prozent.
Hinzu kommt offenbar eine gehörige Portion Frust, denn gleichzeitig stieg der Anteil derjenigen, die ihre Geschäftslage lediglich als „befriedigend“ oder sogar „schlecht“ beurteilten.
Die Handwerkskammer Konstanz bleibt am Puls, um frühzeitig Signale zu empfangen, zu deuten und dort, wo nötig und möglich, zu handeln. Alle drei Monate führt das Institut in Konstanz deshalb eine Umfrage unter ihren Mitgliedsbetrieben durch. Darin erkundigt sich die Kammer nach der Einschätzung der Unternehmer in der Region zur wirtschaftlichen Lage, ihrer Einschätzung, aber auch danach, was die Firmeninhaber erwarten und wünschen.
Wie der Kammerpräsident die Lage bewertet
Der Kammerpräsident Werner Rottler bleibt trotz der eher zähen, langsamen Entwicklung optimistisch: „Die leichte Verbesserung der Stimmung im Vergleich zum ersten Quartal dieses Jahres lässt auf ein Anziehen der Konjunktur hoffen“, sagt er.
Gleichzeitig dämpft er jedoch zu große Euphorie, schließlich sei der „Mini-Aufschwung“ der Stimmung im Handwerk sicherlich durch die übliche Frühjahrsbelebung bedingt.
„Wir setzen darauf, dass die Politik wichtige Impulse einbringt, damit die Konjunktur wieder ins Laufen kommt. Unsere Betriebe können diesen Stillstand nicht lange verkraften. Die gesamte deutsche Wirtschaft wartet auf Optimismus und positive Signale aus der Politik. Es ist Zeit zu machen, damit wir gemeinsam das Land zukunftsfähig gestalten können. Die Aufgaben sind groß und wir müssen sie endlich angehen“, gibt sich Rottler kämpferisch.
Hier gibt es Hoffnung
Der Blick ins Detail zeigt, wo es hakt und wo es rund läuft. Nach schwierigen Zeiten gab es beispielsweise im Kfz-Handwerk positive Entwicklungen: 60 Prozent der Betriebe bewerteten die Geschäftslage als „gut“, ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den 50 Prozent im Vorjahresquartal. „Damit zeigt sich die Branche in guter Stimmung wie zuletzt vor der Corona-Krise“, freut man sich bei der Handwerkskammer – im zweiten Quartal 2019 lag diese Quote bei 68,4 Prozent. Der Index-Wert liegt aktuell bei 53,3 und war war nur im zweiten Quartal des Jahres 2019 höher (63,2).
Diese Branche kämpft
Besonders groß ist die Not gerade offenbar im das Ausbau- und Baugewerbe. Die in dieser Branche befragten Unternehmer sprachen von einer deutlichen Verschlechterung der Geschäftslage. Im Ausbau-Gewerk rauschte die positive Bewertung sogar um 26 Prozentpunkte in den Keller auf nun 66,7 Prozent, während im Baugewerbe der Anteil von 78,9 auf 57,9 Prozent fiel. Entsprechend vorsichtig und unentschlossen ist der Blick bei diesen Betrieben in die Zukunft. Hinsichtlich der Erwartungen für die Geschäftslage im dritten Quartal gehen zwar mit 26,6 Prozent aktuell mehr Betriebe aller Gewerke als 2023 (Q3 2023: 10,9 Prozent) von einer Verbesserung aus, gleichzeitig rechnen aber auch hier mehr Betriebe mit einer Verschlechterung (21,5; Q3 2023: 10,9).
Das Erfolgsrezept in Sachen Nahrungsmittel
Die Auftragslage hat sich im Vergleich zum Vorjahresquartal verschlechtert. Der Index-Wert über alle Gewerke hinweg sank von 18,83 auf 10,4. Dennoch gibt es innerhalb der Branchen Unterschiede. Das Baugewerbe verzeichnete durch das Frühjahr bedingt eine Erholung. Die Auftragslage in den Nahrungsmittelgewerken, insbesondere bei Bäckern und Metzgern, verbesserte sich hingegen deutlich.
Einen Anhaltspunkt, wie sich Betriebe gut aufstellen können und welche Schwerpunkte Sinn machen, auch wenn die Branche selbst aktuell kämpft, gibt der Handwerkskammerpräsident Werner Rottler. Denn der Blick ins Detail zeige bei den Nahrungsmittelgewerken deutlich, „dass regionale Handwerksbetriebe nach wie vor eine starke Nachfrage genießen“.
In Gesundheit und Autos wird investiert
Der Umsatzindex stieg vom ersten zum zweiten Quartal 2024 von -22,3 auf 13,2 Punkte, obwohl er im Vergleich zum Vorjahresquartal immer noch knapp 30 Punkte hinterherhinkt. Nur 27,6 Prozent der Betriebe bewerteten ihre Umsatzentwicklung als „gut“, während 14,4 Prozent einen Rückgang angaben.
Besonders der Gesundheitssektor konnte im Vergleich zum Vorjahr einen Umsatzanstieg verzeichnen, ebenso das Kfz-Gewerk.
In der Umfrage gaben wieder mehr Betriebe an, dass sie besser ausgelastet seien. Der Anteil der Betriebe, die über 80 Prozent ausgelastet sind, stieg leicht um knapp fünf Prozentpunkte auf 57,6 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal.
Auswirkungen hat dieser Umstand offenbar auch auf die Anzahl an Mitarbeitern – die Belegschaft blieb in den meisten Fällen im zweiten Quartal 2024 stabil. Zumindest haben 68 Prozent der Betriebe keine Veränderungen angegeben. Aber: Doppelt so viele Betriebe wie im Vorjahr haben ihre Belegschaft auch verkleinert – dieser Wert steig von 9,2 auf 18,7 Prozent. Vor allem im Kfz-Handwerk sei dieser Trend zu beobachten gewesen, so die Schlussfolgerung aus dem Konjunkturbericht.
Vieles davon spüren Kunden nicht
Dazu passt, dass sich die Inhaber von Kfz-Betrieben offenbar nach allen Seiten strecken müssen, denn: Wegen der schlechten Lage seien viele Betriebe dazu gezwungen gewesen, Kunden Preisnachlässe zu geben. Fast jeder zweiten Kfz-Betrieb habe seine Preise im zurückliegenden Quartal gesenkt.
Ähnliche Anstrengungen unternehmen Betriebe im Bau- und Ausbaugewerbe – obwohl die Einkaufspreise gestiegen seien, hätten sie diese Erhöhungen nicht an die Kunden weitergegeben sondern, die Preise stabil gehalten. Im Baugewerbe gaben dies 57,9 Prozent an, im Ausbaugewerbe sogar 66,7 Prozent.
Hoch auf das Handwerk
Trotz der aktuell schwierigen konjunkturellen Situation hält Handwerkskammerpräsident Rottler die Fahne für das Handwerk hoch: „Die höhere Auslastung zeigt, dass das Handwerk seinen Platz in der Gesellschaft hat. Handwerklich gefertigte Produkte und Dienstleistungen sind Bestandteil der Gesellschaft. Die Reparatur am Fahrrad, ein neues Heizsystem oder eine Sonnenmarkise, die vor Hitze schützt – das sind Aufgaben, die nur Experten ihres Fachs auf dem gewünschten Niveau erfüllen können. Das sind die Dinge, für die unser Handwerk steht und die das Leben der Menschen besser machen.“