Müssen die Bäcker künftig kleinere Brötchen backen? Ihre Prognosen sehen jedenfalls nicht gut aus. Foto: Fabian Sommer

Noch überwiegen die positiven Meldungen des Handwerks im Kammerbezirk Konstanz, wie der Konjunkturbericht des dritten Quartals zeigt. Doch gaben viele Betriebe – vor allem im Bau- und Ausbaubereich, aber auch im Bäcker- und Fleischerhandwerk – eher düstere Prognosen für die nächsten Monate ab.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Die Herausforderungen sind riesig. Vor allem die enorm gestiegenen Kosten für Energie machen dem Handwerk zu schaffen. Die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession hat sich deutlich erhöht.

"Das alles zehrt an den Nerven"

Die deutsche Wirtschaft ist bereits im zweiten Quartal 2022 kaum noch gewachsen, und für das kommende Winterhalbjahr sehen führende Wirtschaftsforscher eine weitere Konjunkturabschwächung voraus. "Vor allem der private Konsum dürfte durch die Inflation erheblich geschwächt werden und die Nachfrage schrumpfen. Das belastet das Handwerk zusätzlich", sagt Werner Rottler Präsident der Handwerkskammer Konstanz. Die Preissprünge bei der Energie und die Versorgung mit Gas über die Wintermonate sind beherrschende Themen. "Das alles zehrt an den Nerven – und der Fachkräftemangel verschärft die Lage", so Rottler weiter.

Mehrheitlich noch gute Geschäftslage

Die Geschäftslage im Handwerk zwischen Bodensee, Hochrhein und Schwarzwald-Baar-Heuberg habe im dritten Quartal 2022 deutliche Abschwächungstendenzen gezeigt. Doch die positiven Meldungen der Betriebe überwiegen derzeit noch. Immerhin 58,5 Prozent der Befragten beurteilten die Geschäftslage mit "gut" (Vorjahresquartal 62,7 Prozent). Allerdings rechnen lediglich 11,9 Prozent der Betriebe mit einer Verbesserung der Geschäftslage.

Die Auftragslage ist im dritten Quartal 2022 bereits deutlich von der Energiepreiskrise gezeichnet. Noch knapp ein Fünftel der Befragten (19,1 Prozent) konnte ein Plus bei den Aufträgen melden. Im Vorjahresquartal lag dieser Anteil bei 28,8 Prozent. Bereits 27,0 Prozent der Befragten berichteten von Auftragsrückgängen.

Im Bausektor, dem Herzstück der Handwerkskonjunktur, zeigen sich ebenfalls erste Schatten. Bei 75 Prozent der Befragten reicht der Auftragsbestand zwar noch für mehr als drei Monate. Allerdings ist er bei 25 Prozent der Betriebe im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Mit weiteren Preissteigerungen rechnen 87,5 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in den Ausbaugewerken.

Nahrungsmittelhandwerk in Sorge

Bei Bäckern und Metzgern fallen die Prognosen nicht gut aus. Neben den Preissteigerungen bereitet auch der Fachkräftemangel weitere Sorgen. 53,33 Prozent der Befragten in diesem Sektor bezeichnen die Geschäftslage noch als "gut", 33,33 Prozent als "schlecht". 60 Prozent gehen davon aus, dass sich die Geschäftslage in den nächsten Monaten verschlechtern wird. Immerhin 26 Prozent sehen eine Verbesserung.

"Für viele unserer familiengeführten Handwerksbetriebe wird es so eng, dass ihre Existenz auf dem Spiel steht", betonten sowohl Kammerpräsident Rottler als auch Georg Hiltner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz. Die Politik müsse schnell und unbürokratische Unterstützung leisten, etwa in Form von kurzfristigen Zuschüssen und einer raschen Energiepreisbremse, so der Tenor.