Die gewerblichen Zulieferbetriebe in der Region verzeichneten einen deutlichen Rückgang bei den Neuaufträgen. Foto: AMH/Sascha Schneider

Die Mehrheit der Handwerksbetriebe in der Region ist laut einer Umfrage mit der Geschäftslage im dritten Quartal zufrieden. Allerdings verzeichnen die Unternehmen im Vergleich zum Frühjahr weniger Neuaufträge und eine sinkende Auslastung.

Besonders hoch fallen die Rückgänge im Bauhauptgewerbe und bei den Zulieferern aus, wie die Handwerkskammer Reutlingen mitteilt.

 

„Das Handwerk steht in weiten Teilen nach wie vor gut da, kann sich aber nicht von der schwachen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abkoppeln. Nach den aktuellen Prognosen der Bundesregierung dürfte auch das Herbstquartal keine nachhaltige positive Veränderung bringen“, fasst Präsident Harald Herrmann die jüngste Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Reutlingen zusammen.

Bei der Befragung bewerteten 64 Prozent der befragten Betriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb die Geschäftslage als „gut“. Unzufrieden äußerten sich zwölf Prozent, deutlich mehr als noch vor einem Jahr (3/2023: acht Prozent).

Schwächelnde Nachfrage

Der Saldo der Auftragseingänge im Sommerquartal fiel negativ aus. Während jeder fünfte Betrieb im Vergleich zum Vorquartal mehr Bestellungen verzeichnen konnte, meldeten 30 Prozent einen Rückgang. Im Branchenvergleich ist die Bilanz bei den Ausbaubetrieben, im Gesundheitshandwerk und im Nahrungsmittelhandwerk positiv.

Hingegen weist die Befragung für die Dienstleistungsbetriebe, die Autohäuser und Werkstätten, das Bauhauptgewerbe und die gewerblichen Zulieferer einen deutlichen Auftragsrückgang aus. 40 Prozent der Maurer, Zimmerer und Dachdecker meldeten ein Minus, bei den Zulieferbetrieben sogar die Hälfte der Betriebe. Bei der Prognose halten sich Optimisten und Pessimisten im Kammerbezirk die Waage: jeweils 20 Prozent der Befragten erwarten ein Plus beziehungsweise ein Minus. 58 Prozent der Betriebe rechnen mit einer stabilen Auftragslage. Die schwächelnde Nachfrage dezimiert bestehende Auftragspolster der Betriebe. Jeder vierte Befragte meldete einen geringeren Bestand als im Vorquartal. Ebenso wirkt sich die Auftragsentwicklung auf die Betriebsauslastung aus, die zuletzt unter der des Vorjahres lag.

Stagnierende Umsätze

Die Umsätze stagnierten im Sommerquartal. 19 Prozent der befragten Betriebe konnten höhere Einnahmen erzielen, während 22 Prozent einen Rückgang hinnehmen mussten.

Was die kommenden Monate angeht, sind die Betriebe dennoch verhalten optimistisch. 30 Prozent rechnen mit Zuwächsen, hingegen stellen sich 22 Prozent auf geringere Umsätze ein. Die Erwartungen liegen damit auf dem Niveau des Vorjahres. Die Zahl der Beschäftigten im regionalen Handwerk dürfte in den vergangenen drei Monaten abgenommen haben. 15 Prozent der Befragten stockten ihre Belegschaften auf, knapp 18 Prozent bauten Arbeitsplätze ab.

Diese Entwicklung könnte sich im Herbstquartal umkehren. Für das vierte Quartal rechnet die Mehrheit der Handwerksbetriebe mit einer stabilen Geschäftslage. 21 Prozent sehen noch Luft nach oben, 24 Prozent erwarten eine Verschlechterung. Der Konjunkturindikator drittes Quartal, der Lagebeurteilungen und Erwartungen des regionalen Handwerks zusammenfasst, liegt bei 22,8 Punkten (Vorjahresquartal: 28,6 Punkte).

Die 13 800 Handwerksbetriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb erwirtschaften einen Umsatz von über 11,6 Milliarden Euro, beschäftigen rund 80 000 Mitarbeiter und bilden über 4200 junge Menschen aus.