Mehr Busverbindungen und Haltestopps sind für Meißenheim eher Zukunftsvision. Foto: Bohnert-Seidel

Die Fortschreibung des Nahverkehrsplans des Ortenaukreises bildet die Grundlage für die angestrebte Mobilitätswende. Große Hoffnung hat die Gemeinde Meißenheim nicht, dass sich vor Ort viel verändern werde, obgleich im ÖPNV Handlungsbedarf wäre.

Während in den Städten bereits oft ein Bus im Viertelstundentakt hält, sind kleine Kommunen schon froh, wenn der Einstundentakt so weit funktioniert, dass auch Anschlussverbindungen klappen. „Der Grundgedanke der Mobilitätswende ist schön und gut. Allein fehlt das Geld, diese auch umzusetzen“, erklärt Bürgermeister Alexander Schröder bei der Gemeinderatssitzung. Das Gremium hat den Nahverkehrsplan bei einer Enthaltung zustimmend zur Kenntnis genommen. Dies jedoch mit dem Zusatz versehen: Die aktuelle Fortschreibung des Nahverkehrsplans des Ortenaukreises mit der Variante „1plus“ bildet die Grundlage für die angestrebte Mobilitätswende vor Ort. Weder der Landkreis noch die Kommunen sind jedoch in der Lage, die notwendigen finanziellen Mittel bereit zu stellen. Bund und Land fordern die Mobilitätswende. Diese Forderung müsse aber auch von Bund und Land auskömmlich finanziert werden. Die Linienbündel Lahr-Umland würden allein 4,2 Millionen Euro pro Jahr kosten. Der gesamte Investitionsbedarf für die Umsetzung der Variante „1plus“ im Ortenaukreis wird mit 12,5 Millionen Euro pro Jahr beziffert.

 

Eine Verbesserung sei demnach wohl eher „Zukunftsvision“, so Schröder. Fairerweise müsse er jedoch betonen, dass vor einigen Jahren der Riedbus eingeführt wurde, um eine Lücke zu schließen. Die Taktung wurde erhöht, nur habe in diesen drei Jahren den Riedbus kaum jemand genutzt. In Meißenheim fehlten Überbrückungen nach Lahr außerdem eine zusätzliche Schnittstelle zwischen Meißenheim und Ichenheim.

Besonders im westlichen Teil Meißenheims besteht ein Mangel an Haltestellen

Matthias Wiedemer von der Verwaltung hat die „Fortschreibung des Nahverkehrsplans des Ortenauskreises“ in der Ratssitzung vorgestellt. Mit diesem Plan will sich der Landkreis im ÖPNV neu aufstellen. Der Nahverkehrsplan ist für einen Zeitraum von fünf Jahren bis im Jahr 2030 ausgerichtet. Langfristig soll ein kreisweiter Stundentakt und eine umfassende Angebotsverbesserung folgen. Da die vollständige Umsetzung von der finanziellen Situation des Landkreises abhängt, sind einige Maßnahmen über das Jahr 2030 hinaus geplant.

Die Gemeinde Meißenheim zählt in der Schwachstellenanalyse zu den Orten mit einem Erschließungsdefizit, das es zu verbessern gelte. Zur Besonderheit des ÖPNV in Meißenheim zählt unter anderem die Eurodistrikt-Bus-Linie 280, die vom französischen Erstein über Kürzell nach Lahr fährt. Die Linie besitzt werktags sechs Fahrtenpaare und stellt eine wichtige grenzüberschreitende Verbindung dar, so Wiedemer. Außerdem ist die Gemeinde über ein Anrufsammeltaxi angebunden.

In Meißenheim besteht rein rechnerisch gegenüber der Anbindung an den ÖPNV ein Defizit von rund 1000 Personen. Will heißen; diese Personen haben keinen Anschluss von 500 Metern zur nächsten Haltestelle. Besonders im westlichen Teil Meißenheims besteht ein Mangel an Bushaltestellen. Sabine Fischer (FW) betonte: „Wir müssen versuchen, einen Haltepunkt West in Meißenheim zu bekommen.“ Morgens seien die Schülerbusse überladen, was auch die Unfallgefahr erhöhe. Niemand könne fordern, dass Elterntaxis eingestellt werden, wenn von Kindern ein Fußweg von 20 Minuten vom Hellersgrund zur Schule abverlangt werde. Außerdem brauche niemand eine Stundentaktung von 5 bis 24 Uhr. Es brauche realistische Lösungen.

Variante „1plus“

Die vom Kreistag für die Verkehrswende beschlossene Variante „1plus“ verfolgt drei Ziele: Keine Reduzierung des Bestandsangebots – was über das „Verschlechterungsverbot“ gesichert ist. Die Einführung eines kreisweiten Stundentakts, der regelmäßige Verbindungen von 5 bis 24 Uhr gewährleisten soll. Die Prüfung weiterer Optimierungen, um den ÖPNV effizienter zu gestalten