Handelsexperte Gerrit Heinemann sieht nur wenige Standorte der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof als interessant für einen Investor an.
Die Insolvenz der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof kommt für Handelsexperte Gerrit Heinemann nicht überraschend. „Sie war absehbar, die Frage war nur wann“, sagt der Handelsprofessor von der Hochschule Niederrhein.
Faktisch war sie ihm zufolge wohl bereits mit der Insolvenz der österreichischen Muttergesellschaft Signa gegeben. Heinemann verweist in dem Zusammenhang auch auf die „Neue Zürcher Zeitung“, wonach Galeria vor rund sechs Wochen eine Notgeschäftsführung eingesetzt habe. Bei Zahlungsunfähigkeit müsse nach mindestens drei Wochen, bei einer Überschuldung nach mindestens sechs Wochen Insolvenz angemeldet werden.
Den Optimismus von Galeria-Chef Olivier van der Bossche, der im Zusammenhang mit der dritten Insolvenz des Warenhauskonzerns von einem „Befreiungsschlag“ spricht, teilt Heinemann nicht. Er kann sich nicht vorstellen, dass ein Investor Interesse haben könnte, die Häuser zu übernehmen. „Ein Investor braucht Klarheit, dass es sich rechnet. Das Prinzip Hoffnung ist keine Geschäftsgrundlage“, so der Handelsexperte.
Für Heinemann, selbst ehemaliger Kaufhof-Manager, könnten aber einige Häuser an Standorten wie Hamburg, Berlin, Köln oder beispielsweise München unter gewissen Voraussetzungen übernommen werden. Denkbar sei, dass Luxuskaufhäuser – wie etwa KaDeWe, Oberpollinger und das Alsterhaus – von der Central Group aus Thailand übernommen werden, die an den Häusern bereits beteiligt ist. Für die restlichen Filialen sieht es seiner Meinung nach düsterer aus.
Positiver gestimmt ist er, was die von der Insolvenz betroffenen 15 000 Mitarbeiter angeht. „Angesichts des massiven Arbeitskräftemangels im Einzelhandel dürften diese leicht einen neuen Arbeitsplatz finden“, glaubt er – sofern sie flexibel genug seien.
Nach Meinung von Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg haben Warenhäuser ihren Zenit längst überschritten. Das „Sterben auf Raten“ habe schon vor zig Jahren begonnen. Für kleinere Städte dürfte die Insolvenz gravierende Auswirkungen haben, weil es dort eh schon viel Leerstand gebe. Mögliche Chancen sieht er, wenn Häuser dezentral geführt würden – etwa als Management-Buy-out, also eine Übernahme durchs bisherige Management.